
29. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Börsen lassen sich vom Zoll-Deal nicht beeindrucken
Nach einer zunächst freundlichen Reaktion auf die USA-EU Zollvereinbarung drehte die Schweizer Börse im Tagesverlauf ins Minus. Im Fokus stehen heute die Halbjahreszahlen von Sika und SIG.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.34%, SPI: -0.37%, SMIM: -0.60%
Der Schweizer Aktienmarkt startete mit Kursgewinnen in die verkürzte Handelswoche. Die Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA am Wochenende sorgte zu Beginn für eine positive Stimmung, auch wenn das Verhandlungsergebnis nicht alle überzeugte. Dies führte dazu, dass die Kursgewinne im Laufe des Tages abbröckelten und die Schweizer Börse bei Handelsschluss in der Verlustzone notierte. Der Leitindex SMI verlor 0.3% an Wert, während der auf klein- und mittelgrosse Unternehmen fokussierte SMIM um 0.6% nachgab. Bei den aktuell 21 SMI-Werten standen sich 17 Kursverlierer und 3 Gewinner gegenüber. Alcon schloss unverändert. Am Tabellenende schloss Nestlé 1.4% tiefer. Der Nahrungsmittelmulti setzte seine seit Wochen anhaltend schwache Entwicklung fort und notiert mittlerweile auf einem Mehrjahrestief. Aber auch konjunktursensitive Aktien wie Richemont (-1.1%), Holcim und Sika (je -1.0%) litten unter Abgaben. Unter den Verlierern lagen auch die Versicherungstitel Zurich Insurance (-0.8%), Swiss Life (-0.7%) und Swiss Re (-0.4%). An der Tabellenspitze notierte der Logistiker Kühne + Nagel (+0.6%), der ein Gewinner des Handelsabkommens zwischen der EU und den USA sein dürfte. Zu den Gewinnern gehörten auch die Pharmariesen Roche und Novartis (je +0.5%). Die Hoffnung, dass die von US-Präsident Trump angedrohten Zölle auf Pharmaprodukte nicht Realität werden, sorgte für Unterstützung. Am breiten Markt fiel Swatch (-5.5%) auf. Die Aktien des Uhrenherstellers hatten sich seit Anfang Juli spürbar von ihrem Tief erholt, mussten gestern aber Gewinnmitnahmen hinnehmen. Gesucht waren hingegen Tech-Aktien wie u-blox (+2.7%), VAT und ams-OSRAM (je +1.5%), Inficon (+1.3%) und Comet (+1.0%), die von der vereinbarten Zollausnahme für Chip-Ausrüster profitierten.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.27%, DAX: -1.02%
Die Erleichterung über die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU war an den europäischen Aktienmärkten nur von kurzer Dauer. Nach einem freundlichen Start drehten die führenden europäischen Börsen am Montagnachmittag ins Minus. Die grössten Abgaben verzeichnete der deutsche DAX (-1.0%), gefolgt vom britischen FTSE 100 sowie dem französischen CAC 40 (je -0.4%). Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 verlor 0.3% an Wert. Praktisch unverändert schloss der italienische FTSE MIB (+0.01%). Aus Branchensicht waren die Sektoren Energie, Technologie und Immobilien gesucht. Unter Verkaufsdruck standen hingegen die Bereiche Kommunikationsdienste, Basiskonsum und Zyklischer Konsum. Bei den Einzelwerten fiel der Halbleiter-Ausrüster ASML (+3.9%) positiv auf. Neben der vereinbarten Zollausnahme für Chip-Ausrüster sorgte auch ein Grossauftrag von Tesla an Samsung für positive Impulse. Der Elektronikkonzern soll KI-Chips mit einem Auftragsvolumen von USD 16.5 Mrd. für Tesla produzieren.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.14%, S&P 500: +0.02%, Nasdaq: +0.33%
Die amerikanischen Aktienmärkte schlossen zum Wochenauftakt uneinheitlich. Der Leitindex Dow Jones fiel um 0.1%, während der marktbreite S&P 500 marginal zulegen konnte (+0.02%). Deutlicher fielen die Gewinne beim technologielastigen Nasdaq (+0.3%) aus. Unter den Einzelaktien fielen die Titel von Tesla (+3.0%) nach dem Grossauftrag an Samsung positiv auf. Zulegen konnte auch der Sportartikelhersteller Nike (+3.9%), der von einer Hochstufung eines Brokers profitierte. Auf Sektorenebene legten die Bereich Energie, Technologie und Zyklischer Konsum zu. Unterdurchschnittlich entwickelten sich hingegen die Branchen Immobilien, Grundstoffe und Versorger.
Unternehmensberichte
Sika erzielte im 1. Halbjahr 2025 einen Umsatz von CHF 5.68 Mrd., was einem Rückgang von 2.7% im Vergleich zum 1. Halbjahr 2024 entspricht. In Lokalwährungen gelang dem Bauchemiespezialisten hingegen ein Umsatzanstieg von 1.6%, wobei das organische Wachstum 0.6% betrug. Insbesondere der schwächere US-Dollar war für den hohen Fremdwährungseffekt von -4.3% verantwortlich. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA sank von CHF 1.09 Mrd. in der Vorjahresperiode auf CHF 1.07 Mrd. (-2.1%). Da der Rückgang im Vergleich zum Umsatz moderater ausfiel, konnte Sika die entsprechende Marge von 18.7% auf 18.9% steigern. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von CHF 554.4 Mio., was einem Rückgang von 3.9% entspricht. Sika gelang es damit, im 1. Halbjahr 2024 erneut stärker als die Branche zu wachsen und Markanteile zu gewinnen. Für das laufende Jahr äussert sich Sika in Bezug auf den Umsatzausblick etwas vorsichtiger. Bisher wurde ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen von 3% bis 6% angepeilt. Neu rechnet Sika mit einem «leichten Umsatzanstieg in Lokalwährungen». Das Unternehmen geht unverändert von einer überproportionalen EBITDA-Steigerung und einer EBITDA-Marge von 19.5% bis 19.8% aus. Sika bleibt mit den vorgelegten Halbjahreszahlen auf allen Stufen leicht unter den Analystenerwartungen.
SIG publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2025, in welchem der Umsatz um 0.3% auf EUR 1.58 Mrd. stieg. Bereinigt um Fremdwährungen und der Preisentwicklung von Kunststoff betrug der Anstieg 2.6%. Wie von SIG erwartet, blieben die Marktbedingungen im 1. Halbjahr verhalten, was auf die geringe Kaufkraft der Konsumenten zurückzuführen ist. Das Segment Karton verzeichnete in Lokalwährungen einen Anstieg von 2.6%, während der Bereich Bag-in-Box und Standbeutel stagnierte. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) stieg um 0.7% auf EUR 372.0 Mio. Die entsprechende Marge stieg um 10 Basispunkte auf 23.5%. Unter dem Strich verblieb ein bereinigter Reingewinn von EUR 136.1 Mio., was einem Anstieg von 13% entspricht. SIG hat die Zielsetzung eines Umsatzwachstums im Geschäftsjahr 2025 von 3% bis 5% zwar bestätigt, erwartet neu aber die Erreichung der Zielsetzung am unteren Ende der Spanne. Auch die bereinigte EBITDA-Marge soll in der unteren Hälfte der Bandbreite von 24.5% bis 25.5% zu liegen kommen. SIG rechnet aufgrund der üblichen saisonalen Entwicklung mit einem höheren Umsatzwachstum und einer höheren EBITDA-Marge im 2. Halbjahr 2025. Mit den Halbjahreszahlen hat SIG mit dem Umsatz und dem operativen Gewinn die Markterwartungen verfehlt, wohingegen der Reingewinn über dem Analystenkonsens lag.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.40%; DE: 2.69%; CH: 0.40%
An den Kapitalmärkten lag das neu abgeschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und der EU im Fokus. In Europa wurde die Vereinbarung mit einem Zollsatz von 15% auf Einfuhren in die USA mit tendenziell negativen Auswirkungen assoziiert. Sichere Anleihen waren entsprechend gesucht. Die Rendite auf den 10-jährigen Schweizer «Eidgenoss» ging um 5 Basispunkte zurück. Bei der deutschen Bundesanleihe mit derselben Maturität war ein Rückgang um 3 Basispunkte zu verzeichnen. In den USA veränderte sich die Rendite auf die massgebende 10-jährige Staatsanleihe nur wenig.
Währungen
Euro in Franken: 0.9312
US-Dollar in Franken: 0.8044
Euro in US-Dollar: 1.1578
Auch der Handel an den Devisenmärkten war gestern vom Abschluss des Handelsabkommens zwischen den USA und der EU geprägt. Sowohl der Euro als auch der Schweizer Franken verloren gegenüber dem US-Dollar an Wert. Im Vergleich mit dem Stand von Freitagabend büsste der Euro gegenüber dem US-Dollar um rund 1.3% ein und fiel unter die Marke von 1.16. Der Schweizer Franken verlor mit -1.1% etwas weniger. Der Preis für einen US-Dollar übersprang aber wieder die Marke von 80 Rappen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 66.73 pro Fass
Goldpreis: USD 3'319.56 pro Unze
An den Ölmärkten wurde das neu abgeschlossene Handelsabkommen als positives Konjunktursignal interpretiert. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI stieg im Verlauf des Tages um rund 1.5 US-Dollar an und bewegt sich aktuell im Bereich von 66.5 US-Dollar. Im Gegensatz dazu war Gold aufgrund der verringerten Unsicherheiten weniger gefragt. Eine Unze des gelben Edelmetalls kostet mit knapp mehr als 3'300 US-Dollar wieder etwas weniger als Anfang Monat.
Wirtschaft und Konjunktur
Gestern wurden keine neuen Konjunkturdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Für morgen Mittwoch werden neben dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed auch die ersten Schätzungen für das BIP-Wachstum in der Eurozone und den USA erwartet.
Anja Felder

8021 Zürich

Roman Elbel

8021 Zürich

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