16. Oktober 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

Berichtssaison in der Schweiz nimmt Fahrt auf

Getragen von Zinssenkungshoffnungen in den USA und einer Entspannung der politischen Lage in Frankreich zeigte sich der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch fester. Im Fokus stehen heute die Quartalszahlen von ABB, EMS-Chemie, Nestlé und VAT.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.76%, SPI: +0.71%, SMIM: +0.69%

Zur Wochenmitte zeigte sich der Schweizer Aktienmarkt von der freundlichen Seite. Der Handelsstreit zwischen den USA und China lastet zwar weiterhin auf der Stimmung, doch signalisierte US-Notenbankchef Jerome Powell in einer Rede eine weitere Zinssenkung. Zudem sorgte eine Entspannung der politischen Lage in Frankreich für Auftrieb. Der Leitindex SMI avancierte um 0.8% und schloss über 12'500 Punkten. Von den 20 SMI-Werten schlossen 14 im Plus. An der Tabellenspitze stand mit grossem Abstand der Luxusgüterkonzern Richemont (+6.3%). Der französische Konkurrent LVMH hatte am Vorabend überraschend einen Umsatzanstieg für das 3. Quartal publiziert. Dies weckte Hoffnungen auf eine Trendwende für die strauchelnde Branche. Davon profitierte auch Swatch (+8.0%). Klar zulegen konnte auch Logitech (+3.1%), gestützt von guten Zahlen von ASML. Zudem profitierte der PC-Zubehörhersteller von einer Rating-Hochstufung durch einen Broker. Deutliche Kursgewinne konnten auch Lonza (+2.6%), Sika (+1.9%), Givaudan (+1.8%) und ABB (+1.7%) verzeichnen. Auf dem Einkaufszettel standen zudem die Aktien von Nestlé (+1.5%). Der Nahrungsmittelkonzern publiziert heute seine Quartalszahlen. Der neue CEO Philipp Navratil wird dabei seinen ersten Auftritt vor Investoren haben. Neben dem Geschäftsgang stehen insbesondere seine Aussagen zur künftigen Strategie im Fokus. Die beiden weiteren Schwergewichte Novartis (unverändert) und Roche (-0.7%) zeigten sich erneut schwach und waren wenig gefragt. Zum Handelsschluss holten beide Titel jedoch noch etwas auf. Die Aktie von UBS (-1.5%) trug erneut die rote Laterne im SMI, belastet durch anhaltende Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der CS-Übernahme. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu den AT1-Anleihen folgte eine weitere Niederlage vor einem Londoner Gericht im Greensill-Fall, was den Druck zusätzlich erhöhte. Zudem teilte die Finanzmarktaufsicht Finma gestern mit, den Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts zur Abschreibung der AT1-Anleihen der Credit Suisse im Umfang von gut CHF 16 Mrd. an das Bundesgericht weiterzuziehen. Unter Abgabedruck standen auch Holcim (-1.1%), Geberit (-1.1%) und Zurich Insurance (-0.2%). Am breiten Markt fielen die Aktien von Sulzer (-6.2%) negativ auf, nachdem der gestern veröffentlichte Bestellungseingang unter den Erwartungen geblieben war.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.95%, DAX: -0.23%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der uneinheitlichen Seite. Die deutlichsten Kursgewinne verzeichnete der französische CAC40 (+2.0%), gefolgt vom EuroStoxx50 (+1.0%). Beide profitierten vom Kurssprung des Luxusgüterherstellers und Börsenschwergewichts LVMH (+12.2%). Nach einem schwachen 1. Halbjahr 2025 fand der französische Konzern im 3. Quartal wieder Tritt. Während das Geschäft in der umsatzstärksten Sparte mit Mode und Lederwaren weniger stark zurück ging als erwartet, legten die übrigen Sparten zu. Auch die französischen Konkurrenten Hermes (+7.4%) und Kering (+4.8%) waren gesucht. Unter Abgabedruck standen hingegen der italienische FTSE MIB (-0.4%), der britische FTSE 100 (-0.3%) sowie der deutsche DAX (-0.2%). Auf Sektorenstufe lag entsprechend der Zyklische Konsum klar an erster Stelle, gefolgt von den Branchen Technologie, Energie und Kommunikationsdienste. Unter Abgabedruck standen lediglich die Branchen Finanzen und Industrie. Neben den Luxusgüterherstellern fiel gestern auch ASML (+3.1%) auf. Der Ausrüster der Halbleiterbranche überzeugte mit den publizierten Zahlen zum 3. Quartal.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.04%, S&P500: +0.40%, Nasdaq: +0.66%

Die US-Aktienmärkte starteten positiv in den gestrigen Handelstag, konnten die Gewinne aber nicht halten und schlossen uneinheitlich. Während der Leitindex Dow Jones (-0.04%) marginal verlor, konnte der marktbreite S&P500 0.4% höher schliessen. Nach einem schwachen Vortag konnte der technologielastige Nasdaq (+0.7%) am deutlichsten zulegen. Die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen stützte den Aktienmarkt. Bereits am Vortag hatte Fed-Chef Jerome Powell durch den Verweis auf Risiken für den Arbeitsmarkt weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Bei den Einzelwerten fielen erneut die Finanztitel auf. Überraschend gute Quartalszahlen präsentierten gestern Bank of America (+4.4%) und Morgan Stanley (+4.7%), woraufhin beide Aktien zulegten. Deutlich nach oben ging es auch für die Aktien von AMD (+9.4%), die damit nur knapp unter ihrem Rekordhoch blieben. Aus Branchensicht schwangen die Bereiche Immobilien, Versorger und Kommunikationsdienste obenaus. Unter Abgabedruck standen die Branchen Grundstoffe, Industrie und Energie.

Unternehmensberichte

Nestlé beschleunigte im 3. Quartal 2025 das Wachstum auf organisch 4.3%. Dieses bestand zu 2.8% aus Preiserhöhungen und 1.5% durch Mengenwachstum (RIG). Für die ersten 9 Monate 2025 liegt das organische Wachstum somit bei 3.3% bzw. aufgrund negativer Wechselkurseffekte bei einem Rückgang von 1.9% in Schweizer Franken. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Neben den Quartalszahlen wurde ein Sparprogramm angekündigt. Gemäss dem neuen CEO Philipp Navratil sollen in den kommenden zwei Jahren weltweit 16'000 Stellen abgebaut werden. Bis Ende 2027 sollen CHF 3 Mrd. eingespart werden. Ausserdem soll der Fokus künftig auf das Mengenwachstum gelegt werden. Mit den 9-Monats-Zahlen werden keine Gewinnzahlen veröffentlicht. Das Ergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.

EMS-Chemie publizierte heute Morgen den 9-Monatsbericht 2025. In den Monaten Januar bis September erzielte der Spezialchemiekonzern einen Umsatz von CHF 1.49 Mrd., was einem Rückgang von 6.2% im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Bereinigt um Währungseffekte ging der Umsatz um 3.1% zurück. Beide Segmente, Hochleistungspolymere und Spezialchemikalien, trugen zum Umsatzrückgang bei. Zudem kündigte EMS-Chemie an, den Automobilzulieferer Eftec China Ltd. zu übernehmen, an dem das Unternehmen bislang schon 75% gehalten hat. EMS-Chemie übernimmt die restlichen von Huayi gehaltenen 25%. Zum Kaufpreis machte das Unternehmen keine Angaben, wobei dieser aus eigenen Mitteln finanziert wird. Die Eigentumsübertragung findet am 28. Oktober 2025 statt. Das Management bestätigt die Zielsetzung für das laufende Jahr, in welchem mit einem währungsbedingten Nettoumsatz unter Vorjahreshöhe und einem leicht steigenden Betriebsergebnis (EBIT) gerechnet wird. Angesichts von Handelskonflikten und verunsicherten Konsumenten rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem herausfordernden Marktumfeld. Gewinnzahlen präsentiert EMS-Chemie wie üblich im 3. Quartal nicht. Mit den publizierten Umsatzzahlen trifft EMS-Chemie die Markterwartungen.

VAT steigerte den Umsatz im 3. Quartal 2025 um 23.2% auf CHF 257.9 Mio. Zu konstanten Wechselkursen lag das Umsatzwachstum beim Halbleiterzulieferer bei 32%. Mit dem Ergebnis wurde das untere Ende der eigenen Prognose von CHF 255 bis 285 Mio. erreicht. Der Auftragseingang lag 8.1% tiefer bei CHF 238.1 Mio. Zu konstanten Wechselkursen lag der Rückgang bei 1.5%. Vor allem das wichtige Halbleitergeschäft sorgte mit -22% für den Auftragsrückgang, während die Segmente Advance Industrials (+20%) und Global Service (+33%) zulegten. Das Verhältnis von Aufträgen zu Verkäufen (Book-to-Bill) lag bei 0.92. Gewinnzahlen wurden keine veröffentlicht. Für das 4. Quartal 2025 wird ein Umsatz von CHF 225 bis 245 Mio. erwartet. VAT korrigierte den Ausblick für das Gesamtjahr 2025 nach unten. Aufgrund des schwachen Halbleitergeschäfts und negativer Wechselkurseffekte wird eine EBITDA-Marge am unteren Ende der Bandbreite von 30% bis 37% erwartet und der Auftragseingang soll nicht mehr über dem Niveau von 2024 liegen. Für 2026 wir in der zweiten Jahreshälfte eine Beschleunigung des Geschäftsgangs erwartet. Mit den präsentierten Zahlen wurden die Analystenerwartungen verfehlt.

ABB vermeldete im 3. Quartal 2025 einen 11% höheren Umsatz von USD 9.08 Mrd. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte stieg der Umsatz um 9%. Der Auftragseingang erhöhte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 12% auf USD 9.14 Mrd. Bereinigt lag der Anstieg bei 9%. Der operative Gewinn auf Stufe EBITA stieg im Vergleich zum 3. Quartal 2024 um 12% auf USD 1.74 Mrd. Die entsprechende Marge legte um 20 Basispunkte auf 19.2% zu. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von USD 1.21 Mrd. nach USD 947 Mio. im Vorjahr (+28%). ABB erwartet im 4. Quartal 2025 ein vergleichbares Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die operative EBITA-Marge dürfte sich dabei im Rahmen des üblichen saisonalen Musters um rund 150 Basispunkte abschwächen. Für das Gesamtjahr rechnet ABB weiterhin mit einem mittleren einstelligen Umsatzwachstum. Neu wird mit einer operativen EBITA-Marge am oberen Ende des langfristigen Zielkorridors von 16% bis 19% gerechnet. Bis anhin rechnete das Management mit einer höheren Marge als im Vorjahr (18.1%). Zudem vermeldete ABB einen Wechsel des Finanzchefs. Timo Ihamuotila wird seine Position per 1. Februar 2026 aufgeben und von Christian Nilsson abgelöst, der heute CFO der grössten ABB-Sparte Elektrifizierung ist. ABB übertrifft mit dem Zahlenset die Markterwartungen klar.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.02%; DE: 2.57%; CH: 0.15%

In den USA bewegte sich die Rendite auf die massgebende 10-jährige US-Staatsanleihe gestern nur wenig, nachdem sie seit Freitag um rund 8 Basispunkte gefallen war. Hintergrund für den Rückgang sind die drohende neue Eskalation im Zollstreit zwischen den USA und China sowie Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell, welche die erwartete Zinssenkung Ende Oktober nochmals wahrscheinlicher machten. An den europäischen Kapitalmärkten stand in den letzten Wochen Frankreich im Fokus. Im Kontext des möglichen Fortbestands der Regierung Lecornu ging die vielbeachtete Renditedifferenz zwischen der 10-jährigen französischen und deutschen Staatsanleihe in den letzten Tagen wieder zurück, bleibt mit 77 Basispunkten aber über dem Schnitt des laufenden Jahres. Nach unten ging gestern erneut auch die Rendite auf 10-jährige Schweizer Staatsanleihen. Mit einem Wert von rund 0.15% ist diese aktuell so tief wie letztmals im März 2022.

Währungen

Euro in Franken: 0.9272
US-Dollar in Franken: 0.7955
Euro in US-Dollar: 1.1656

Der Schweizer Franken hat in den letzten Tagen sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch relativ zum Euro an Wert gewonnen. Im Vergleich zur US-Währung hat der Franken damit seine Verluste von letzter Woche wieder kompensiert. Ein US-Dollar kostet wieder weniger als 80 Rappen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 58.86 pro Fass
Goldpreis: USD 4'234.13 pro Unze

Gold glänzt weiterhin besonders stark. Der Preis für eine Unze des Edelmetalls überquerte dabei erstmals die Marke von 4'200 US-Dollar. Allein seit Anfang September resultiert damit ein Plus von rund 22%. Im Gegensatz dazu ist der Ölpreis im Jahresvergleich eher tief und blieb gestern trotz einer gewissen Erholung weiterhin klar unter 60 US-Dollar pro Fass der US-Sorte WTI. Hintergrund für die tieferen Preise sind unter anderem Sorgen um eine neue Eskalation des Zollstreits zwischen den USA und China.

Wirtschaft und Konjunktur

Die ursprünglich für gestern terminierten Daten zur US-Inflation für den Monat September wurden aufgrund des fortlaufenden Shutdowns der US-Bundesregierung nicht publiziert. Gemäss den US-Behörden werden diese spezifischen Daten aber unabhängig vom weiteren Verlauf des Shutdowns am 24. Oktober veröffentlicht. Damit werden sie auch der US-Notenbank Fed bei ihrer nächsten Sitzung am 28. und 29. Oktober zur Verfügung stehen.

Eurozone: Industrieproduktion MoM (August)
letzte: +0.5%; erwartet: -1.6%; aktuell: -1.2%

Die Produktion europäischer Industrieunternehmen ist im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.1% angestiegen. Relativ zum Juli 2025 resultiert aber ein deutliches Minus von 1.2%. Ein wichtiger Treiber des Rückgangs war die deutsche Industrie, was aber teilweise auf Sondereffekte im Zusammenhang mit Produktionsumstellungen in der Autoindustrie zurückzuführen ist. Auf Branchenebene ist jedoch auch ein Rückgang bei der Herstellung von Investitionsgütern wie Maschinen und Anlagen zu beobachten.

China: Konsumentenpreise YoY (September)
letzte: -0.4%; erwartet: -0.2%; aktuell: -0.3%

Die Deflationsphase in China geht weiter. Auch im September war das Wachstum der Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat negativ (-0.3%). Noch deutlicher negativ war der Rückgang bei den Produzentenpreisen (-2.3%). Die chinesische Wirtschaft befindet sich schon länger in einer Schwächephase, in welcher Überkapazitäten in der Produktion auf eine schwächere Nachfrage aus dem In- und Ausland treffen.

Tobias Kistler

Portraitfoto von Tobias Kistler, Senior Finanzanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Portraitfoto von Anja Felder, Senior Finanzanalystin bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Finanzanalystin
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
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Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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