
08. Juli 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht
Aktienmärkte reagieren gemischt auf neue Zollspannungen
US-Präsident Trump hat die Frist für die Einführung neuer Zölle von diesem Mittwoch auf den 1. August verschoben und in diesem Zusammenhang Briefe mit Zollankündigungen an verschiedene Länder verschickt. Die Schweiz und die EU befanden sich nicht darunter.
Im Fokus
Kurz vor Ablauf der 90-tägigen Zollpause hat US-Präsident Donald Trump an verschiedene Länder Briefe verschickt, in denen er erneut höhere Zölle androht. Sofern bis am 1. August keine Einigung erzielt wird, sollen die Zollsätze für die betroffenen Länder wieder in die Grössenordnung der am Liberation Day angekündigten Sätze steigen. Zudem unterschrieb Trump gestern Abend ein Dekret, das die Zollpause mit dem Basissatz von 10% für alle Länder mit Ausnahme von China bis zum 1. August verlängert.
Zölle als Druckmittel
Einen Zollbrief erhalten haben unter anderem Länder, bei denen gemäss US-Angaben zu wenig Fortschritte bei den Verhandlungen erzielt wurden. Dazu gehören zum Beispiel die wichtigen Handelspartner Japan oder Südkorea. Deren Exporte in den USA werden ab dem 1. August mit einem Zoll von 25% belegt. Damit gewährt Trump diesen Ländern ein neues Zeitfenster, um eine Einigung zu erzielen. Gleichzeitig warnte Trump, dass allfällige Gegenzölle auf den nun angekündigten Zollsatz addiert würden. Damit passen die neuen Zolldrohungen zu Trumps Strategie des maximalen öffentlichen Drucks. Er möchte mit den neu angedrohten Zöllen die Verhandlungen beschleunigen und eine Einigung erzwingen. Diese Verhandlungsstrategie hat Trump bereits mehrfach angewendet. Ebenfalls mit neuen Zolldrohungen konfrontiert sehen sich 12 weitere Länder, darunter viele in Südostasien (z.B. Indonesien, Malaysia oder Thailand). Die Zölle gegen diese Länder dürften auch dazu dienen, Umgehungsversuche von China zu verhindern.
Schweiz bislang nicht betroffen
Die Schweiz hat bislang keinen neuen Zollbrief von den USA erhalten. Dies könnte darauf hindeuten, dass eine Einigung in Griffnähe ist. Bereits vorletzte Woche äusserte sich die Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft, Helene Budliger Artieda, positiv zu den Verhandlungen mit den USA. Die Gespräche seien noch im Gang, befänden sich aber auf den letzten Metern. Auch die Europäische Union ist von den angedrohten Erhöhungen aktuell nicht betroffen. Die beiden Handelspartner verhandeln schon seit längerem intensiv über die künftigen Handelsbeziehungen. Gemäss EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sei man am Anfang der Schlussphase.
Verhaltene Marktreaktion
Die US-Märkte haben vergleichsweise entspannt auf die Ankündigung reagiert. Die Marktteilnehmenden scheinen sich an die Verhandlungsstrategie des maximalen öffentlichen Drucks gewöhnt zu haben und reagieren daher weniger stark auf einzelne Ankündigungen als noch zu Beginn von Trumps Amtszeit. Die Volatilität ist jedoch weiterhin erhöht. Mit der verkündeten Verlängerung der US-Zollpause verlängert sich zwar das Zeitfenster, um eine Einigung zu erzielen. Allerdings hält damit auch die Unsicherheit weiter an. Investitionsentscheide dürften damit weiterhin aufgeschoben werden. Je länger die Phase der Unsicherheit anhält, desto weitreichender dürften die Auswirkungen für die Weltwirtschaft ausfallen.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.15%, SPI: -0.01%, SMIM: +0.50%
Der Schweizer Aktienmarkt schloss am Montag leicht im Minus, der SMI fiel um 0.2%. Die Anleger agierten zurückhaltend, da sie auf neue Informationen im Zollstreit der USA mit verschiedenen Ländern warteten. Zusätzlich belasteten Abgaben bei den SMI-Schwergewichten und ein schwacher Dollar. Unter den 21 Blue Chips gab es gestern 11 Gewinner und 10 Verlierer. Positiv fielen die Titel von Partner Group (+1.0%), Richemont (+1.1%) und Swiss Re (+1.5%) auf. Am meisten zulegen konnten die Aktien von Holcim (+2.3%). Zu den rückläufigen Werten zählten Novartis (-0.5%) und Sonova (-1.0%). Die Aktien des Hörspezialisten befinden sich seit Ende Mai in einem Abwärtstrend und wurden gestern durch eine Herabsetzung des Kursziels eines Brokers belastet. Die beiden Schwergewichte Nestlé (-1.1%) und Roche (-1.1%) reihten sich ebenfalls unten in die Tabelle ein. Am breiten Markt legten die Titel von Galderma (+3.4%) deutlich zu, nachdem ein Broker die Aktien neu mit einer Kaufempfehlung einstufte. Noch stärker zogen Dottikon (+3.4%) und Swissquote (+5.6%) an. Grund für den Kursanstieg bei Swissquote war die vollständige Übernahme der Digital-Finanz-App Yuh durch den Kauf des 50%-Anteils von PostFinance, wodurch Swissquote nun alleiniger Eigentümer ist. Die App wurde dabei mit CHF 180 Mio. bewertet. Ein Teil des Kaufpreises wurde in eigenen Aktien bezahlt. Tiefer notierten unter anderem Bachem (-1.8%), Orior (-2.7%) und Tecan (-3.8%).
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.00%, DAX: +1.20%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am Montag zunehmend optimistisch. Im Mittelpunkt stand weiterhin der Handelskonflikt der USA. Der Eurozonen Leitindex EuroStoxx50 stieg um 1.0%. Auch die übrigen europäischen Indizes, abgesehen vom britischen FTSE100 (-0.2%), schlossen im grünen Bereich. Der französische CAC40 gewann 0.4% hinzu, während der spanische IBEX35 0.7% und der deutsche DAX 1.2% zulegten. Auf Sektorenebene waren die Bereiche Industrie, Finanzen und Technologie gefragt. Rückläufige Sektoren waren Gesundheit, Versorger und Energie.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.94%, S&P 500: -0.79%, Nasdaq: -0.92%
Die amerikanischen Aktienmärkte gerieten am Montag unter Druck, nachdem US-Präsident Donald Trump neue 25-prozentige Zölle auf Importe aus Japan und Südkorea angekündigte. Trump beabsichtigt bis Mittwoch Briefe mit neuen Zollbestimmungen an ausgewählte Länder zu verschicken. Der US-Leitindex Dow Jones verlor 0.9%. Auch der S&P 500 (-0.8%) und der Nasdaq (-0.9%) notierten klar tiefer als am letzten Freitag. Auf Einzeltitelebene fielen die Tesla-Aktien mit einem Verlust von 6.8% auf. Auslöser war die Ankündigung von Elon Musk, eine neue Partei zu gründen. Dies löste bei den Anlegern Sorgen über eine mögliche Ablenkung des CEO von Tesla in einer ohnehin schwierigen Phase aus. Zudem verschärfte sich der Konflikt mit US-Präsident Trump wieder, nachdem dieser Musk und seine Pläne öffentlich scharf kritisierte. Weitere Aktien mit grösseren negativen Bewegungen waren Marvell Technology (-4.8%) und Arm Holdings (-5.3%). Positiv fielen DoorDash (+3.4%) und Palantir (+3.5%) auf. Auf Sektorenebene befanden sich einzig die Bereiche Versorger und Nichtzyklischer Konsum in der Gewinnzone, während die übrigen Sektoren Verluste verzeichneten. Am meisten verloren Energie, Grundstoffe und Zyklischer Konsum.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.39%; DE: 2.64%; CH: 0.46%
Im Fokus der Kapitalmärkte stand gestern die jüngste Ankündigung der USA im Zollstreit. Die Reaktion auf die verschickten Zollbriefe hielt sich jedoch in Grenzen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg gestern um drei Basispunkt. Auch in Europa legten die Zinsen zu Wochenbeginn zu. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe stieg um vier Basispunkte, die Rendite der Eidgenossenanleihe mit gleicher Laufzeit schloss ebenfalls vier Basispunkte höher.
Währungen
Euro in Franken: 0.9356
US-Dollar in Franken: 0.7971
Euro in US-Dollar: 1.1738
Im Fokus stand gestern auch an den Devisenmärkten der Handelskonflikt der USA. Der US-Dollar legte gestern im Tagesverlauf gegenüber den meisten wichtigen Währungen zu. Wenig gesucht war hingegen der japanische Yen. Dieser wurde von der neuen Zolldrohung der USA gegenüber Japan belastet. Das EUR/CHF-Währungspaar bewegte sich zum Wochenauftakt seitwärts.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 67.72 pro Fass
Goldpreis: USD 3'333.98 pro Unze
Das Ölkartell OPEC beschloss am Wochenende, die Fördermenge im August um 548'000 Barrel pro Tag zu steigern. Damit erhöht es die Produktion stärker als erwartet. Der Ölpreis zeigt sich davon unbeeindruckt und startet mit Gewinnen die Woche. Der Goldpreis büsste gestern Vormittag zunächst an Wert ein, konnte die Verluste im Verlauf des Tages aber wieder wettmachen. Rückenwind erhielt das gelbe Edelmetall von den neuen Zolldrohungen der USA.
Wirtschaft und Konjunktur
Eurozone: Detailhandelsumsätze YoY (Mai)
letzte: 2.7%; erwartet: 1.4%; aktuell: 1.8%
Die Detailhandelsumsätze in der Eurozone legten im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat etwas stärker zu als erwartet. Zum Anstieg beigetragen hat insbesondere der Non-Food-Bereich (+2.4%). Der Umsatz mit Nahrungsmittel wuchs hingegen nur um 0.5%.
Deutschland: Industrieproduktion MoM (Mai)
letzter: -1.6%; erwartet: -0.2%; aktuell: 1.2%
Die Produktion in der deutschen Industrie legte im Mai überraschend zu. Wie das statistische Amt gestern mitteilte, stieg die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im Mai um 1.2%. Der Rückgang im April wurde derweil vom -1.4% auf -1.6% revidiert. Zum Anstieg im Mai trug insbesondere der Energiesektor (+10%) und die Automobilindustrie (+4.9%) bei. Die Bauproduktion sank hingegen um 3.9%.
Florian Hiltpold

8021 Zürich

Céline Koster

8021 Zürich

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