08. Mai 2025, Meine Anlagewelt | Tägliche Marktsicht

US-Notenbank belässt Leitzins unverändert

Die US-Aktienmärkte reagierten verhalten positiv auf den Entscheid der US-Notenbank, die angesichts der aktuellen Unsicherheiten erwartungsgemäss nicht an der Zinsschraube dreht. In der Schweiz stehen heute die Zwischenergebnisse von Swisscom, Zurich Insurance und Adecco im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.96%, SPI: -0.87%, SMIM: -0.60%

Der Schweizer Aktienmarkt zog gestern einen nervösen Handelstag ein und schloss klar tiefer. Vor dem abendlichen Zinsentscheid der US-Notenbank hielten sich die Anleger zurück. Daneben belastete insbesondere das schwache Abschneiden der schwergewichtigen Pharmawerte die Entwicklung. Der SMI beendete den Handelstag 1.0% schwächer und praktisch auf dem Tagestief. Novartis (-1.2%), Roche (-1.9%) und Lonza (-2.5%) gehörten zu den schwächsten Werten im Leitindex. Für Gegenwind bei den Pharmawerten sorgte die Wahl von Vinay Prasad, der neu in der US-Gesundheitsbehörde FDA die Impfstoffregulierung verantworten wird. Prasad gilt als Impfstoff- und Gentechnik-Gegner und könnte die Forschungsaktivitäten in diesen Bereichen bremsen. Die USA sind auch für Schweizer Pharmaunternehmen der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. Ebenfalls zu den Verlierern gehörten die Aktien von Richemont (-1.8%) und Kühne + Nagel (-2.8%). Letztere wurde von der jüngsten Kapitulation der Huthi-Rebellen in Jemen gebremst. Mit dem Rückzug der Huthi steigen die Chancen, dass sich die beeinträchtigte Frachtschifffahrt im Roten Meer wieder normalisieren könnte, was sich negativ auf die Frachtraten auswirken sollte. Sonova startete nach schwachen Zahlen des Branchennachbarn Demant 2% schwächer in den Handel, konnte aber einen Teil der Verluste wettmachen und schloss zuletzt 0.8% tiefer. Vom schwachen Umfeld profitierten die Aktien des defensiven Schwergewichts Nestlé (-0.01%), die dank ihrem Status als sicherer Hafen praktisch unverändert schlossen. Als einziger Wert leicht in der Pluszone beendeten die Aktien der UBS (+0.1%) den Handelstag. Im breiten Markt zogen die Aktien des Intra-Logistikunternehmens Kardex um 3.1% an, unterstützt durch eine Brokeraufstufung. Die Aktien von Aryzta (-0.7%) schlossen nach der im Rahmen des gestrigen Kapitalmarkttages vorgestellten Mittelfristziele leicht tiefer.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.63%, DAX: -0.57%

Die europäischen Aktienmärkte setzten die Abwärtsbewegung vom Dienstag fort und schlossen vor dem US-Zinsentscheid tiefer. Der EuroStoxx50 und der DAX verloren jeweils 0.6%. Deutlich stärker unter Ruck stand der französische CAC 40, der 0.9% zurückfiel. Er wurde unter anderem vom schwachen Abschneiden der Pharmawerte gebremst. Europaweit gehörten Aktien aus dem Gesundheitssektor nach der Wahl des impfkritischen Vinay Prasad in die FDA-Regulierungsbehörde zu den schwächsten Werten. Entgegen dem negativen Branchentrend gefragt waren die Aktien von Novo Nordisk, die nach der gestrigen Zahlenvorlage um +1.3% anzogen. Dass der dänische Pharmakonzern, der sein Geld vor allem mit Abnehmpräparaten verdient, seine Jahresziele mit der gestrigen Zahlenvorlage kürzte, war anscheinend vom Markt schon erwartet worden.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.70%, S&P 500: +0.43%, Nasdaq: +0.27%

Die US-Aktienmärkte reagierten entspannt auf den gestrigen Zinsentscheid der US-Notenbank. Wie allgemein erwartet worden war, hat Fed-Chef Powell den US-Leitzins angesichts der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den neuen Zöllen unverändert belassen. Der Dow Jones schloss 0.7% höher, während der S&P 500 um 0.4% anstieg. Der technologielastige Nasdaq beendete den Handelstag 0.3% höher. Auf Einzeltitelebene stand unter anderem AMD im Fokus. Die Aktien des Chipherstellers reagierten mit einer Achterbahnfahrt auf die gestrige Zahlenvorlage. Für Diskussionen sorgte unter anderem die angekündigte Belastung über USD 1.5 Mrd. im Zusammenhang mit den US-Zöllen. Die Aktie ging schliesslich 1.8% höher aus dem Handel. Positiv aufgenommen wurden auch die Zahlen von Walt Disney. Der Unterhaltungskonzern übertraf mit seinem Quartalsergebnis die Analystenerwartungen, worauf die Aktie 10.7% nach oben schoss. Auf der Verliererseite sackten die Aktien von Marvell Technology um 8.0% ab, nachdem sich das Halbleiterunternehmen vorsichtig zum Ausblick äusserte und zudem wegen den Unsicherheiten den Investorentag verschob.

Unternehmensberichte

Wegen der Ende 2024 abgeschlossenen Übernahme von Vodafone Italia sprang der Umsatz von Swisscom im 1. Quartal 2025 39% auf CHF 3.76 Mrd. nach oben. Klammert man die Akquisition aus, musste Swisscom ein Umsatzrückgang von 1.2% hinnehmen. Im Schweizer Geschäft sank der Umsatz um 1.2%, während er im italienischen Geschäft um 0.4% zurückging. Der operative Gewinn (EBITDA nach Leasing) erhöhte sich um 18% auf CHF 1.28 Mrd. Die operative Marge verringerte sich wegen der tieferen Profitabilität von Vodafone Italia um 190 Basispunkte auf 34.0%. Unter dem Strich verblieb dem Telekommunikationsunternehmen ein um 19% tieferer Reingewinn von CHF 367 Mio., zusätzlich belastet durch Kosten im Zusammenhang mit der Übernahme. Am Ausblick für das Gesamtjahr 2025, der einen Umsatz zwischen CHF 15.0 und 15.2 Mrd. und einen operativen Gewinn von CHF 5.0 Mrd. anstrebt, hält das Management weiterhin fest. In Bezug auf die Integration von Vodafone Italia sieht sich Swisscom auf Kurs. Das Zahlenset bleibt leicht unter den Analystenerwartungen.

Zurich Insurance steigerte die Bruttoprämien im Unfall- und Schadensversicherungsgeschäft dank höherer Preise und einer soliden Nachfrage nach Versicherungsprodukten um 5% auf USD 13.3 Mrd. Im Lebensversicherungsbereich erhöhten sich die eingenommen Bruttoprämien dank einer starken Nachfrage nach Vorsorgeprodukten um 18% auf USD 9.35 Mrd. Bei der auf den US-Landwirtschaftsbereich ausgerichteten US-Tochter Farmers stiegen die Prämieneinnahmen um 5% auf USD 7.4 Mrd. In Bezug auf die mittelfristige Zielsetzung sich das Management weiterhin auf Kurs. Detailliertere Zahlen wird das Unternehmen erst wieder mit den Halbjahreszahlen im August präsentieren. Der Zwischenbericht fällt etwas besser aus, als die Analysten erwartet hatten.

Adecco musste im 1. Quartal 2025 einen Umsatzrückgang von 3% auf EUR 5.57 Mrd. hinnehmen. Organisch, also bereinigt um Währungseffekte und die Anzahl Arbeitstage im Quartal, betrug das Minus 2%. Bereits in den drei vorangegangen Quartalen hatte der Personalvermittler wegen der angespannten Wirtschaftslage jeweils Umsatzrückgänge vermeldet. Besonders schwach entwickelte sich die auf Entwicklungsdienstleistungen spezialisierte Akkodis, deren Umsätze um 8% zurückgingen. Im Bereich LLH, die auf Personalberatung und Weiterbildung spezialisiert ist, sank der Umsatz um 5%. Im traditionellen Arbeitsvermittlungsgeschäft glitt der Umsatz um 1% zurück. Die Bruttomarge verringerte sich um 40% Basispunkte auf 19.4%. Der bereinigte operative Gewinn (EBITA) fiel um 16% auf EUR 132 Mio. zurück. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein Reingewinn von EUR 60 Mio., 19% weniger als im Vorjahresquartal. Das Unternehmen will weiterhin mit Kostenmassnahmen auf das anspruchsvolle Umfeld reagieren, verzichtet aber wie üblich auf einen konkreten Ausblick. Das Ergebnis fällt leicht besser aus als die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.29%; DE: 2.48%; CH: 0.23%

Bewegung beim «Eidgenoss»: Die Rendite auf zehnjährigen Schweizer Staatsanleihen ist gestern um 8 Basispunkte gefallen und liegt aktuell so tief wie noch nie im Jahr 2025. Hintergrund sind die tiefen Inflationszahlen von Anfang Woche und Aussagen von SNB-Präsident Martin Schlegel, welcher am Dienstag von einer deutlichen Aufwertung des Schweizer Frankens sprach und Negativzinsen erneut nicht ausschloss. Als Folge davon verschoben sich die Markterwartungen hin zu weiteren Zinssenkungen. Nur wenig verändert hat sich die Rendite auf zehnjährigen US-Staatsanleihen. Der gestrige Entscheid der US-Notenbank, die Leitzinsen nicht zu verändern, war allgemein erwartet worden.

Währungen

Euro in Franken: 0.9321
US-Dollar in Franken: 0.8246
Euro in US-Dollar: 1.1304

Seit rund zwei Wochen wertet sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro tendenziell wieder leicht auf. Auch die Erwartung tieferer Zinsen in der Schweiz hat diesen Trend nur kurzzeitig aufgehalten. Die Schweizer Währung gewann gestern wieder an Wert und bewegte sich in Richtung der Marke von 0.93 Rappen pro Euro. Auch gegenüber dem US-Dollar gewann der Schweizer Franken gestern im Tagesverlauf zuerst an Wert, verlor diese Gewinne nach Bekanntgabe des Zinsentscheides in den USA aber wieder.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 58.5 pro Fass
Goldpreis: USD 3'365.50 pro Unze

Der Goldpreis konnte sein hohes Niveau vom Vortag grösstenteils halten und bewegt sich weiter nahe an der Marke von 3'400 US-Dollar pro Unze. Seit Anfang Jahr hat das Edelmetall damit mehr als ein Viertel an Wert gewonnen. Im Gegensatz dazu bleibt der Ölpreis auf einem tiefen Niveau. Getrieben von Meldungen rund um erste Handelsgespräche zwischen den USA und China hat der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI gestern zwar kurzzeitig die Marke von 60 US-Dollar überschritten. Danach setzten aber Gewinnmitnahmen und damit eine Gegenbewegung ein und der Ölpreis sank wieder in die Region von 58.5 US-Dollar pro Fass.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Fed Leitzinsentscheid
letzte: 4.25% - 4.50%; erwartet: 4.25% - 4.50%; aktuell: 4.25% - 4.50%

Die US-Notenbank FED hat gestern Abend den Leitzins wie erwartet unverändert gelassen und damit dem politischen Druck von US-Präsident Donald Trump widerstanden. Der Entscheid fiel einstimmig. Gemäss Notenbankchef Jerome Powell ist die US-Wirtschaft weiterhin in einem guten Zustand, auch wenn durch die Zollpolitik die Risiken für höhere Arbeitslosigkeit und Inflation gestiegen seien. Powell machte aber klar, dass die FED deshalb nicht in Eile sei und sie deshalb auch nicht präventiv die Zinsen senken werde.

Roman Elbel

Portraitfoto von Roman Elbel, Senior Strategieanalyst bei der St.Galler Kantonalbank
Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Ihr nächster Schritt

Möchten Sie unsere Research-Berichte als Newsletter erhalten? Abonnieren Sie die Themen-Newsletter unseres Investment Centers oder verschaffen Sie sich mit unserem kompakten Anlagemagazin /sicht einen Gesamtüberblick.