24. April 2024, Tägliche Marktsicht

Unternehmenszahlen im Fokus

Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnete gestern an einem von Unternehmensberichten geprägten Handelstag deutliche Kursgewinne. Heute stehen die Quartalsupdates von Roche, Temenos und u-blox im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +1.25%, SPI: +1.14%, SMIM: +0.81%

Der Schweizer Aktienmarkt zog gestern an einem von Unternehmensberichten geprägten Handelstag deutlich an. Zudem halfen die positiven Vorgaben aus den USA, die vor allem Wachstumstitel unterstützten. Der SMI beendete den Tag mit einem Plus von 1.3%. Ein Treiber für die starke Kursentwicklung beim Leitindex waren die Aktien von Novartis, die nach dem besser als erwarteten Quartalszahlen und der erhöhten Jahresprognose zeitweise um bis zu 5% anzogen. Bis Handelsschluss schmolz ein Teil der Gewinne allerdings wieder ab und die Aktien gingen schliesslich noch 1.8% höher aus dem Handel. Im Sog von Novartis zogen auch die Aktien von Branchennachbar Roche um 1.7% an. Noch stärker entwickelten sich die Versicherungswerte Swiss Life (+1.8%) und Swiss Re (+2.6%) sowie die beiden Wachstumswerte Partners Group (+3.2%) und Lonza (+3.9%), die das Gewinnertableau im Leitindex anführten. Mit Holcim (+1.7%), Richemont (+1.7%), UBS (+1.5%) und Geberit (+1.3%) profitierten weitere Finanzwerte und Zykliker von der wiedererstarkten Risikobereitschaft der Anleger. Nicht vom Fleck kamen in diesem Umfeld die defensiven Aktien von Swisscom, die 0.8% tiefer schlossen. Mit einem deutlichen Minus von 4.9% standen aber die Aktien von Kühne + Nagel ganz hinten im Tableau. Der Frachtlogistikkonzern erfüllt zwar mit seinem Zwischenbericht die Analystenerwartungen, einige Marktteilnehmer hatten aber anscheinend nach dem schwachen Vorquartal mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Im breiten Markt fielen die Aktien von Tecan ohne relevante Neuigkeiten mit einem Kurssprung von 4.4% auf. Ebenfalls gefragt waren die Aktien von Belimo (+2.8%), die Rückenwind von einer Kaufempfehlung eines Brokers erhielten. Unter Druck standen die Titel von Adecco. Der Arbeitsvermittler wurde nach enttäuschenden Zahlen des niederländischen Konkurrenten Randstand in Sippenhaft genommen und verloren 1.89%.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.44%, DAX: +1.55%

Die europäischen Aktienmärkte notierten zur Wochenmitte deutlich höher. Neben starken US-Vorgaben sorgten solide Quartalsberichte aus dem Pharma- und IT-Bereich für Rückenwind. Der EuroStoxx50 beendete den Handelstag 1.4% höher. Der zyklischer ausgerichtete DAX ging mit einem Plus von 1.6% aus dem Handel. Im deutschen Leitindex standen unter anderem die Aktien von SAP im Fokus, die nach dem Quartalsbericht um 5.3% anstiegen. Der deutsche Softwarekonzern konnte die Analystenerwartungen vor allem dank einer dynamischen Entwicklung im wichtigen Cloudgeschäft übertreffen. Angetrieben von der positiven Quartalsüberraschung von Novartis gehörten Gesundheitswerte neben den zyklischen Bereichen IT und Finanzen europaweit zu den stärksten Aktien. Nicht gefragt waren Aktien aus den rohstoffsensitiven Bereichen Grundstoffe und Energie.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.69%, S&P500: +1.20%; Nasdaq: +1.59%

Die amerikanischen Aktienmärkte haben ihre Erholung im Vorfeld der anstehenden Zahlen der grossen Technologiekonzerne fortgesetzt. Wie schon am Vortag gehörten die Technologiewerte zu den stärksten Kurstreibern. Der technologielastige Nasdaq beendete den Handelstag 1.6% höher. Der S&P500 schloss 1.2% höher, während der DowJones um 0.7% anzog. Ausserhalb der Technologietitel standen diverse Unternehmensberichte im Fokus. Der Autohersteller General Motors übertraf mit seinem Zwischenbericht die Analystenerwartungen, was die Aktie 4.4% anschob. Die Aktien von GE Aerospace, die von GE abgespaltene Triebwerksparte, sprangen nach einer positiven Quartalsüberraschung um 8.3% nach oben. Nicht überzeugen konnte dagegen das Zahlenset von Pepsico. Der Getränkekonzern musste im abgelaufenen Quartal rückläufige Umsätze hinnehmen. Die Pepsico-Aktien gaben 3.0% nach.

Unternehmensberichte

Roche präsentierte heute Morgen Umsatzzahlen zum 1. Quartal 2024. Der Pharmakonzern musste wegen wegfallender Covid-Erträge und dem starken CHF einen Umsatzrückgang von 6% auf CHF 14.4 Mrd. hinnehmen. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte Roche ein Umsatzwachstum von 2%. Im Pharmageschäft nahmen die Umsätze im 1. Quartal währungsbereinigt um 2% auf CHF 10.9 Mrd. zu. In der kleineren Diagnostiksparte stieg der Umsatz währungsbereinigt ebenfalls um 2% auf CHF 3.5 Mrd. Der vorsichtige Ausblick für das Gesamtjahr, der ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und ein vergleichbares Wachstum beim Gewinn anstrebt, wurde bestätigt. Gewinnzahlen werden erst wieder mit den Halbjahreszahlen gezeigt. Die Umsatzzahlen liegen etwa im Rahmen der Analystenerwartungen.

Temenos hat gestern Abend nachbörslich die Zahlen zum 1. Quartal 2024 vorgelegt. Wegen der Anschuldigungen des Short-Sellers Hindenburg verzögerten in den letzten Monaten einige Kunden ihre Kaufentscheide. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1.5% auf USD 229.9 Mio. Der operative Betriebsgewinn auf Stufe EBIT stieg um 8.5% auf USD 72.9 Mio. Damit verbesserte sich die EBIT-Marge um 200 Basispunkte auf 31.7%. Unter dem Strich verblieb dem Softwareunternehmen ein um 5.8% höherer bereinigter Reingewinn von USD 0.73 pro Aktie. Das Zahlenset erfüllte die Analystenerwartungen beim Gewinn, verfehlte sie aufgrund der verschobenen Aufträge hingegen beim Umsatz. Zusammen mit dem Finanzupdate kündigte Temenos gestern zudem mit Jean-Pierre Brulard den seit längerem erwarteten neuen CEO an. Brulard war zuletzt beim amerikanischen Softwarekonzern VMWare beschäftigt und wird den aktuellen Temenos-CEO Andreas Andreades ablösen. Andreades hatte Temenos nach dem abrupten Abgang des vorherigen Konzernchefs interimistisch ersetzt.

u-blox präsentiere heute Morgen Eckwerte zum 1. Quartal 2024. Das Halbleiterunternehmen musste im Vorjahresvergleich einen währungsbereinigten Umsatzrückgang um 63.9% von CHF 165.8Mio. auf CHF 56 Mio. hinnehmen. Der starke Rückgang war vor allem auf den starken Lagerabbau bei vielen Kunden von u-blox zurückzuführen. Auf Stufe operativer Gewinn (EBIT) musste das Unternehmen wegen dem starken Umsatzeinbruch einen bereinigten Verlust von CHF 18.6 Mio. vermelden, nach einem Gewinn von CHF 29.8 Mio. im Vorjahresquartal. Die bereinigte EBIT-Marge belief sich auf -33.2% (Vorjahr: 18.0%). Der Ausblick für das Gesamtjahr wird bestätigt. Das Management sieht allerdings den Tiefpunkt durchschritten und rechnet im weiteren Jahresverlauf mit einer Verbesserung des Umfelds. Im 2. Quartal 2024 rechnet u-blox mit einem Umsatz zwischen CHF 55 und 65 Mio. und einer EBIT-Marge im Bereich von -35% und -25%. Das Ergebnis fällt im Rahmen der Analystenerwartungen aus.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.617% DE: 2.500% CH: 0.651%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe sank gestern im Nachgang von schwächeren US-Konjunkturdaten. In den kommenden Tagen rückt die US-Geldpolitik wieder stärker in den Fokus. Am Freitag wird der PCE-Deflator, das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmass, veröffentlicht. Am 1. Mai steht zudem der nächste geldpolitische Beschluss der Fed auf der Agenda.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9117
Euro in US-Dollar: 1.0705
Euro in Franken: 0.9760

Die wieder grössere Risikobereitschaft an den Märkten half gestern den zyklischen Währungen gegenüber dem Schweizer Franken. Der Euro profitierte zudem von unterschiedlich wirkenden Konjunkturdaten aus Europa und den USA, die den US-Dollar zum Euro tendenziell etwas schwächten.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 83.44 pro Fass
Goldpreis: USD 2'325.94 pro Unze

Nach dem jüngsten Rekordlauf sackte der Goldpreis zum Wochenauftakt um 2.7% ab. Das war der grösste Tagesverlust seit mehr als einem Jahr. Im gestrigen Handelsverlauf fand das gelbe Edelmetall bei 2'300 US-Dollar pro Feinunze neuen Tritt.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Einkaufsmanagerindex Industrie (April)
letzter: 51.9; erwartet: 52.0; aktuell: 49.9
USA: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (April)
letzter: 51.7; erwartet: 52.0; aktuell: 50.9

Zum Start des 2. Quartals hat die US-Wirtschaft an Schwung verloren. Gemäss der Einkaufsmanager-Umfrage von S&P Global hat sich sowohl im Bereich Dienstleistungen als auch in den Industrieunternehmen die Stimmung unerwartet eingetrübt. Die Neuaufträge gingen zum ersten Mal seit sechs Monaten zurück. Das schwierigere Geschäftsumfeld hat die Unternehmen dazu veranlasst, die Zahl der Beschäftigten zu reduzieren. Das lässt darauf schliessen, dass die Unternehmen ihre derzeitigen Kapazitäten als ausreichend erachten, um die Nachfrage zu bedienen.

Eurozone: Einkaufsmanagerindex Industrie (April)
letzter: 46.1; erwartet: 46.5; aktuell: 45.6
Eurozone: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (April)
letzter: 51.5; erwartet: 51.8; aktuell: 52.9

Die vorlaufenden Indikatoren aus der Eurozone geben ein gemischtes Bild ab. Der Einkaufsmanagerindex aus dem Dienstleistungsbereich verbesserte sich und liegt den dritten Monat in Folge über 50 Punkte, was Wachstum signalisiert. Der Einkaufsmanagerindex aus der Industrie hingegen hat sich eingetrübt und liegt damit nach wie vor deutlich unter der Wachstumsschwelle. Mit einem Wert von 42.2 Punkten zeigt sich insbesondere die deutsche Industrie weiterhin im Krisenmodus.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich