16. April 2024, Tägliche Marktsicht

Trotz Zuspitzung im Nahost-Konflikt erzielen die europäischen Aktien Gewinne

Die Krise im Nahen Osten sorgt für gewisse Nervosität, allerdings behielten die Anleger einen kühlen Kopf. Im Fokus stehen heute die Umsatzzahlen von Sika.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.14%, SPI: +0.24%, SMIM: +0.59%

Der Schweizer Aktienmarkt startete verhalten in die neue Börsenwoche. Im Laufe des Tages konnten die Gewinne ausgebaut werden, welche sich jedoch kurz vor Handelsende im Sog schwächerer US-Börsen grösstenteils in Luft auflösten. Der Nahost-Konflikt sorgte für eine gewisse Nervosität, allerdings reagierten die Marktteilnehmer insgesamt relativ gelassen. Der SMI schloss schlussendlich 0.1% höher. Bei den 20 SMI-Werten standen 13 Kursgewinner und 6 Verlierer gegenüber. Sika schloss vor der heutigen Zahlenpublikation unverändert. Das Gewinnertableau wurde von Richemont (+1.7%) angeführt. Nach dem starken Rücksetzer vom letzten Freitag zeigten die Aktien des Luxusgüterherstellers gestern eine Gegenbewegung. Ebenfalls zulegen konnten die Versicherungswerte Swiss Re (+1.3%), Zurich Insurance (+0.5%) und Swiss Life (+0.4%). Gesucht waren auch konjunktursensitivere Aktien wie Geberit (+0.9%), Partners Group (+0.8%) und ABB (+0.8%). Der grosse Verlierer war gestern Logitech. Ein Broker senkte sein Rating, worauf die Aktie um 6.4% nachgab. Ebenfalls unter Abgabedruck stand das Schwergewicht Nestlé (-0.6%), während Roche (+0.04%) und Novartis (+0.5%) leicht zulegen konnten. Am breiten Markt fiel der Kurssprung von Temenos (+19.5%) auf. Der Softwarehersteller legte gestern den Untersuchungsbericht zu den Manipulationsvorwürfen von Hindenburg Research vor. Die Prüfer konnten keine Hinweise auf Unregelmässigkeiten feststellen. Gestern publizierte Sulzer (+2.0%) seine Zahlen zum ersten Quartal. Der Bestellungseingang war um 4.2% rückläufig und kam bei CHF 1.02 Mrd. zu liegen. Allerdings war die Vorjahresperiode aufgrund einiger Grossaufträge ausserordentlich hoch ausgefallen. Organisch, d.h. ohne Einflüsse von Fremdwährungen und Akquisitionen, betrug das Wachstum 4.0%. Insbesondere die Division Services konnte den Auftragseingang organisch um über 26% steigern, während der Bereich Chemtech um 8.2% wuchs. Die Division Flow Equipment war hingen um 13.8% rückläufig. Das Management bestätigte die Prognosen für das ganze Jahr.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.59%, DAX: +0.54%

Die europäischen Aktienmärkte starteten trotz der Eskalation im Nahen Osten mit Gewinnen in die neue Handelswoche. Einzig der britische FTSE 100 gab um 0.4% nach. Dies lag insbesondere an den zahlreichen Öl- und Rohstoffwerten, die unter Abgaben litten. Belastet wurden sie insbesondere durch die sinkenden Ölpreise, nachdem die USA Israel auf die Risiken einer Eskalation hingewiesen und angehalten hat, einen möglichen Gegenschlag sorgfältig abzuwägen. Der länderübergreifende EuroStoxx50 sowie der italienische FTSE MIB avancierten je um 0.6%, während der deutschen DAX 0.5% höher schloss. Auf Sektorenebene war der Energiesektor der klare Verlierer. Ebenfalls unter Abgaben litten die Branchen Versorger, Kommunikationsdienste, Basiskonsum und Grundstoffe. Gesucht waren hingegen die zyklischen Bereiche Nicht-Basiskonsum, Industrie und Finanzen.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.65%, S&P500: -1.20%; Nasdaq: -1.79%

Nach einem positiven Handelsstart drehten die US-Aktienmärkte in die Verlustzone und bauten die Abgaben bis Börsenschluss stetig aus. Einerseits lag den Marktteilnehmern der Konflikt im Nahen Osten auf dem Magen. Andererseits fielen die gestern publizierten Daten vom US-Einzelhandel stärker als erwartet aus, was die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen weiter eintrübte. Der Leitindex DowJones schloss 0.7% tiefer, während die Abgaben beim marktbreiten S&P500 bei 1.2% und beim technologielastigen Nasdaq bei 1.8% lagen. Aus Branchensicht verloren alle Sektoren an Wert, wobei die Bereiche Technologie, Immobilien, Kommunikationsdienste und Zyklischer Konsum die grössten Abgaben verzeichneten. An der Tabellenspitze des Dow Jones stand Goldman Sachs mit einem Plus von 2.9%. Die Grossbank überzeugte mit den Zahlen zum 1. Geschäftsquartal. Abwärts ging es hingegen für Tesla (-5.6%). Der Elektrofahrzeughersteller gab aufgrund der rückläufigen Verkaufszahlen im Elektroautomarkt bekannt, rund 10% der Belegschaft zu streichen.

Unternehmensberichte

Sika legte heute Morgen die Umsatzahlen zum 1. Quartal 2024 vor. Die Bauchemie- und Klebstoffherstellerin verzeichnete einen Umsatzanstieg von 13.8% auf CHF 2.65 Mrd. In Lokalwährungen lag das Wachstum sogar bei 20.1%. Zum erzielten Umsatzrekord trug ein hoher Akquisitionseffekt von 19.9% bei. Der grösste Anteil entfällt auf die MBCC-Übernahme, die ab Mai 2023 konsolidiert wurde. Aus eigener Kraft ist Sika damit um 0.2% gewachsen. In allen Regionen konnte ein Umsatzwachstum verzeichnet werden, wobei sich insbesondere die EMEA-Länder und Americas mit einem Wachstum von jeweils über 20% erfreulich entwickelten. Das Management bestätigte die Ziele für das Gesamtjahr, in welchem eine Umsatzsteigerung in Lokalwährung von 6% bis 9% sowie eine überproportionale Steigerung des operativen Gewinns (EBITDA) angepeilt wird. Mit den publizierten Zahlen trifft Sika die Markterwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.612% DE: 2.437% CH: 0.627%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist zu Wochenbeginn weiter gestiegen und erreichte den höchsten Stand seit November 2023. Positive Daten aus dem US-Detailhandel deuten weiterhin auf ein robustes Wachstum der US-Wirtschaft hin. Damit haben die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen einen weiteren Dämpfer erhalten.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9127
Euro in US-Dollar: 1.0618
Euro in Franken: 0.9691

Der Schweizer Franken tendierte gestern zur Stärke und legte gegenüber allen wichtigen Währungen zu. Der US-Dollar profitierte von robusten Konjunkturdaten aus dem Detailhandel und konnte folglich gegenüber dem Euro an Wert zulegen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 86.01 pro Fass
Goldpreis: USD 2'385.83 pro Unze

Der Ölpreise startete trotz des iranischen Angriffs auf Israel mit einem leichten Preisrückgang in die Woche. Der Ölpreis befindet sich aber angesichts der weiterhin angespannten Lage im Nahen Osten weiter auf erhöhtem Niveau. Der Goldpreis setzte seinen Aufwärtstrend auch gestern fort.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Detailhandelsumsätze (März, MoM)
letzter: 0.9%; erwartet: 0.4%; aktuell: 0.7%

Die Umsätze im US-Detailhandel zeigen sich im März weiterhin robust. Im Vergleich zum Februar stiegen sie um 0.7% und damit stärker als erwartet. Ohne die volatilen Umsätze der Autoverkäufe nahmen die Erlöse um 1.1% zu. Die neusten Zahlen aus dem US-Detailhandel deuten darauf hin, dass sich der für die US-Wirtschaft wichtige private Konsum weiterhin robust entwickelt.

China: Bruttoinlandsprodukt (1. Quartal, YoY)
letzter: 5.2%; erwartet: 4.8%; aktuell: 5.3%

Die chinesische Wirtschaft ist im ersten Quartal nach Angaben des Statistikamtes um 5.3% gewachsen. Damit ist Chinas Wirtschaft deutlich besser ins Jahr gestartet als dies erwartet wurde. Weitere heute veröffentlichte Daten zeigen ein weniger positives Bild. Sowohl die Industrieproduktion (+4.5%) als auch die Detailhandelsumsätze (+3.1%) stiegen langsamer als erwartet. Die chinesische Regierung hat auch für das Jahr 2024 ein Wachstum vom 5% zum Ziel gesetzt.

 

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich