15. März 2024, Tägliche Marktsicht

Swisscom übernimmt Vodafone Italia

Nach den jüngsten Kursavancen ging es gestern am Schweizer Aktienmarkt rückwärts. Heute Morgen kündigte Swisscom die Übernahme von Vodafone Italia an. Zudem stehen die Jahreszahlen von Interroll im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.59%, SPI: -0.12%, SMIM: -0.70%

Nach der positiven Kursentwicklung der Vortage zeigte sich der Schweizer Aktienmarkt gestern von der verhaltenen Seite und büsste an Wert ein. Der Leitindex SMI schloss letztlich 0.6% im Minus. Die US-Konjunkturdaten sorgten für gedämpfte Zinssenkungserwartungen, was die Aktienmärkte global belastete. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten sieben Werte mit positiven Vorzeichen. An der Tabellenspitze stand Lonza mit einem Plus von 2.6% ohne nennenswerte Neuigkeiten. Dahinter folgten Logitech (+1.7%) und Sonova (+1.6%). Am Tabellenende stand der Lebensversicherer Swiss Life (-5.3%), welcher nach einem schwächer als erwarteten Zahlenset von Gewinnmitnahmen betroffen waren. Roche verbuchte ein Minus von 3.6%. Ohne den Dividendenabgang von CHF 9.60 hätte die Aktie jedoch im Plus geschlossen. Die beiden anderen Indexschwergewichte Nestlé (-0.4%) und Novartis (-0.4%) verzeichneten leichte Kursverluste. Am breiten Markt fielen die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Orior mit einem Verlust von 5.8% negativ auf. Nach den am Dienstag publizierten Jahreszahlen folgte gestern eine Ratingrückstufung eines Brokers, die den Aktienkurs erheblich belastete. Meyer Burger wurde nach der gestrigen Zahlenvorlage auf Talfahrt geschickt und schloss letztlich 14.6% tiefer.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.15%, DAX: -0.11%

Die europäischen Aktienmärkte büssten gestern mehrheitlich an Wert ein. Entgegen dem Trend verzeichnete der französische CAC40 (+0.3%) als einziger Index leichte Kursgewinne. Die stärksten Kursverluste verzeichnete hingegen der spanische IBEX35 (-0.7%), gefolgt vom britischen FTSE100 (-0.4%). Auf Sektorenebene schwangen die Bereiche Energie, Zyklischer Konsum und Kommunikationsdienste obenauf. Unterdurchschnittlich schlossen hingegen die Bereiche Immobilien, Nichtzyklischer Konsum und Grundstoffe. Der deutsche Versorger RWE büsste nach einem Zahlenset, das innerhalb der Erwartungen lag, um 3.5% ein.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.35%, S&P500: -0.29%; Nasdaq: -0.30%

Die amerikanischen Aktienmärkte schlossen gestern tiefer. Die präsentierten US-Konjunkturdaten sorgten für einen Dämpfer bei den Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen. Die Aktienmärkte standen folglich unter Druck. Der US-Leitindex DowJones verlor 0.4%, während der marktbreite S&P500 und der technologielastige Nasdaq je 0.3% nachgaben. Aus Branchensicht schlossen einzig die Sektoren Energie und Kommunikationsdienste im Plus. Unterdurchschnittlich notierten hingegen die Sektoren Immobilien, Versorger und Nichtzyklischer Konsum. Nach der Rekordjagd seit Jahresanfang setzte Nvidia (-3.2%) gestern die Konsolidierung weiter fort. Der Elektrobauer Tesla (-4.1%) stand gestern weiterhin ohne nennenswerte Neuigkeiten unter Druck und erreichte damit ein Niveau, das zuletzt im Mai 2023 erreicht wurde.

Unternehmensberichte

Heute Morgen kündigte Swisscom die Übernahme von Vodafone Italia für einen Kaufpreis von EUR 8 Mrd. (cash und debt free) an. Vodafone Italia soll mit der italienischen Tochter Fastweb fusionieren. Der Kaufpreis wird zu 100% mit Barmitteln und Fremdkapital gedeckt. Die Nettoverschuldung/EBITDA wird per Ende 2025 auf 2.6x ansteigen. Es wird keine Aktienkapitalerhöhung nötig sein. Durch die Übernahme sollen Synergien in der Höhe von rund EUR 600 Mio. pro Jahr generiert werden können. Durch die Übernahme soll ein führender konvergenter Anbieter geschaffen werden, der für den Wettbewerb im italienischen Markt gut aufgestellt ist. Während Fastweb vor allem stark im Breitbandnetz ist, verfügt Vodafone Italia über ein eigenes Mobilfunknetz. Swisscom erwartet aus der Transaktion einen erheblichen Wertzuwachs. Ab dem zweiten Jahr nach Vollzug der Transaktion sollte sich dies positiv auf den freien Geldfluss auswirken. Nach der Transaktion soll die Dividende auf CHF 26 je Aktie ansteigen (erstmals fürs Geschäftsjahr 2025). Danach setzt sich Swisscom das Ziel, die Dividende weiter zu erhöhen. Dies in Abhängigkeit zur Entwicklung des freien Geldflusses sowie der realisierten Synergien. Der Vollzug der Transaktion bedingt noch die regulatorischen Zustimmungen, welche voraussichtlich im 1. Quartal 2025 erfolgen dürften. Eine Zustimmung der Swisscom Aktionäre ist hingegen nicht erforderlich.

Nach den provisorischen Umsatzzahlen im Januar präsentierte Interroll heute Morgen das gesamte Zahlenset zum vergangenen Jahr. Der Umsatz reduzierte sich um 16.3% auf CHF 556.3 Mio. In Lokalwährung hätte der Rückgang 11.7% betragen. Auch der Auftragseingang kam 9.2% tiefer bei CHF 519.7 Mio. zu liegen. Dabei belastete der starke Schweizer Franken das Ergebnis. In der wichtigsten Region EMEA war der Umsatz um 24.3% auf CHF 281.5 Mio. rückläufig, was vor allem der schwachen Nachfrage zuzuschreiben war. Der EBIT nahm um 20.2% auf CHF 83.9 Mio. ab, was einer 70 Basispunkte tieferen EBIT-Marge von 15.1% entspricht. Unter dem Strich nahm der Reingewinn um 19.9% auf CHF 66.3 Mio. ab. Der Generalversammlung wird eine gleichbleibende Dividende von CHF 32.00 je Aktie vorgeschlagen. Interroll geht davon aus, dass die Talsohle des Abschwungs durchschritten ist. Da der Inflationsdruck in vielen Märkten nachlässt, geht der Konzern von einer Verbesserung der Marktbedingungen aus. Eine konkrete Prognose wird aber wie üblich nicht abgegeben. Mit dem vorliegenden Zahlenset liegt Interroll leicht über den Markterwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.281% DE: 2.423% CH: 0.665%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe schloss gestern an die Entwicklung der Vortage an und stieg weiter. Zwar fielen die neusten US-Konjunkturdaten insgesamt eher gemischt aus und insbesondere die Detailhandelsumsätze zeigten sich von der enttäuschenden Seite. Für Zinsauftrieb sorgten jedoch die neusten Daten zu den Produzentenpreisen, welche im Februar deutlich stärker als erwartet angestiegen sind. Die Produzentenpreise, welche im Normalfall nur wenig beachtet werden, untermalen das Bild einer hartnäckig hohen US-Inflation, welche deutlich langsamer als erwartet sinkt.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8847
Euro in US-Dollar: 1.0878
Euro in Franken: 0.9623

Der US-Dollar profitierte gestern von der Publikation der neusten Preisdaten und legte gegenüber sämtlichen G10-Währungen deutlich zu. Da der Euro und der Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar ähnlich viel an Terrain verloren, bewegte sich das EUR/CHF-Währungspaar seitwärts.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 81.09 pro Fass
Goldpreis: USD 2'167.61 pro Unze

Der Ölpreis legte gestern erneut rund 2% zu. Hauptgrund für den starken Anstieg der letzten Tage sind die gesunkenen Ölreserven in den USA. Die Bestände an Rohöl sind in der vergangenen Woche überraschend gefallen. Auch die tägliche Ölförderung ging etwas zurück.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Detailhandelsumsätze MoM (Feb.)
letzter: -1.1%; erwartet: +0.8%; aktuell: +0.6%

Der Umsatz im US-Detailhandel ist im Februar gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0.6% und damit etwas weniger stark als erwartet angestiegen. Ohne die volatilen Autoverkäufe stieg der Umsatz um 0.3%. Angestiegen ist der Umsatz insbesondere im Bereich Baumaterialien (+2.2%) und Elektroartikel (+1.5%), weniger ausgegeben wurde unter anderem für Möbel (-1.1%) und Kleidung (-0.5%). Die Detailhandelsumsätze gelten als Indikator für den privaten Konsum, welcher in den USA als wichtige Stütze für die Wirtschaft gilt. 

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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