18. April 2024, Tägliche Marktsicht

Stabilisierungsversuch zur Wochenmitte

Nach den hohen Vortagesverlusten erholten sich die Kurse am Schweizer Aktienmarkt gestern wieder etwas. Heute stehen die Quartalsberichte von ABB und Schindler im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.31%, SPI: +0.26%, SMIM: -0.31%

Nach dem verlustreichen Dienstag erholten sich die Kurse am Schweizer Aktienmarkt gestern wieder etwas. Allerdings hielt sich das Kursplus mangels positiver Impulse in Grenzen. Neben der potenziellen Eskalation in Nahost lasten weiterhin Zinssorgen auf der Stimmung, nachdem US-Notenbankchef Powell am Dienstag den Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung eine Absage erteilte. Der SMI beendete den Tag schliesslich 0.3% höher. Zu den Tagesgewinnern bei den grosskapitalisierten Werten gehörten mit Kühne + Nagel (+0.7%), ABB (+0.7%), UBS (+0.5%) einige Zykliker. Dazu profitierten mit Nestlé (+1.5%) und Swisscom (+0.8%) auch zwei defensive Aktien von den gestrigen Erholungstendenzen. Ganz vorne im Tableau avancierten die Aktien von Richemont um 3.0%. Die Aktien des Uhren- und Schmuckkonzerns erhielten Rückenwind von einem soliden Zwischenbericht des französischen Branchennachbarn LVMH. Trotz positiver Studiendaten nicht vom Fleck kamen die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-0.2%) und Roche (-0.6%). Am Ende des Tableaus reihten sich mit Sika (-1.0%), Logitech (-1.1%), Alcon (-1.3%) und Sonova (+1.5%) vor allem zinssensitive Wachstumswerte unter den Verlierern ein. Im breiten Markt gehörten Technologietitel wie VAT (-1.0%), Logitech (-1.1%) und AMS Osram (-1.5%) zu den schwächeren Werten. Sie wurden nach den schwächeren Quartalszahlen des Chipausrüsters ASML in Sippenhaft genommen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.06%, DAX: +0.02%

Die europäischen Aktienmärkte machten nach den Vortagesverlusten gestern einen Stabilisierungsversuch, gaben allerdings zwischenzeitliche Kursgewinne bis zum Abend mehrheitlich wieder her. Der EuroStoxx50 beendete den Handelstag 0.1% tiefer, während der DAX 0.02% höher schloss. Bessere Tagesbilanzen verzeichneten der französische CAC40 (+0.6%), der italienische FTSE (+0.7%) und der spanische IBEX35 (+1.0%). Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von ASML im Fokus. Der holländische Chipausrüster musste im 1. Quartal 2024 beim Auftragseingang einen Rückgang auf EUR 3.6 Mrd. hinnehmen und verfehlte damit die Analystenerwartungen von EUR 4.6 Mrd. Im aussergewöhnlich starken Vorquartal hatte ASML noch einen Auftragseingang von EUR 9.2 Mrd. erreicht. Die Aktien schlossen 6.7% tiefer. Positiv aufgenommen wurden dagegen der Zwischenbericht von LVMH (+2.8%), obwohl er im Rahmen der Erwartungen ausfiel. Mit einem Kurssprung von 8.6% reagierten die Aktie von Adidas auf das gestrige Zahlenset. Der Sportartikelhersteller erhöhte nach einem starken Quartal den Gewinnausblick für das Gesamtjahr. Die Aktien von Rio Tinto zogen trotz einem durchzogenen Produktionsupdate um 2.6% an, nachdem sich der Minenkonzern optimistisch zur Eisenerznachfrage aus China äusserte.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.12%, S&P500: -0.58%; Nasdaq: -1.15%

An den US-Aktienmärkten setzte sich die jüngste Korrektur zur Wochenmitte fort. Belastet wurden die Aktienkurse insbesondere durch schwache Technologiewerte, die nach den enttäuschenden Zahlen von ASML unter Verkaufsdruck gerieten. Der DowJones gab 0.1% nach, während der S&P500 um 0.6% zurückfiel. Der technologielastige Nasdaq korrigierte um 1.2%. Chiphersteller wie Nvidia, AMD, Applied Materials und Micron sackten zwischen 4% und 6% ab. Aus Branchensicht gehörten neben den Technologiewerten auch die Sektoren Immobilien und zyklischer Konsum zu den Tagesverlierern. Gefragt waren dagegen Aktien aus den Sektoren Grundstoffe, Basiskonsumgüter und Versorger.

Unternehmensberichte

ABB veröffentlichte heute Morgen die Zahlen zum 1. Quartal 2024. Der Industriekonzern konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr bei USD 7.87 Mrd. halten. Bereinigt um Währungseinflüsse entspricht dies einem Plus von 2%. Der Bestellungseingang nahm währungsbereinigt um 4% auf USD 8.97 Mrd. ab. Der operative Gewinn (EBITA) stieg um 11% auf USD 1.42 Mrd. Damit konnte ABB die Profitabilität deutlich verbessern und erreichte eine EBITA-Marge von 17.9%, 160 Basispunkte höher als im Vorjahresquartal. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein 13% tieferer Reingewinn von USD 905 Mio. Dieser wurde im Vorjahresvergleich vor allem von höheren Steuern belastet. Der Ausblick für das Gesamtjahr wird auf Margenstufe leicht erhöht. Neu rechnet ABB mit einer EBITA-Marge von rund 18%, nachdem man zuvor mit einer Marge auf dem Vorjahresniveau (16.9%) gerechnet hatte. Beim Umsatz wird weiterhin mit einem vergleichbaren Wachstum von 5% gerechnet. Das Zahlenset verfehlt die Analystenerwartungen beim Umsatz, übertrifft sie hingegen beim Auftragseingang und bei den Gewinnzahlen.

Schindler vermeldete für das 1. Quartal 2024 einen Rückgang des Auftragseingangs von 3.4% auf CHF 2.79 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte der Lift- und Fahrtreppenhersteller ein Wachstum von 2.5%. Der Umsatz verringerte sich um 4.4% auf CHF 2.67 Mrd., was einem währungsbereinigten Plus von 1.1% entspricht. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBIT erhöhte sich um 15.8% auf CHF 298 Mio. Damit verbesserte sich die Marge um 140 Basispunkte auf 11.1%. Die operative Margenverbesserung war vor allem den laufenden Effizienzmassnahmen, einem besseren Produktemix und einer angepassten Preispolitik zu verdanken. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein Reingewinn von CHF 232 Mio., 9.4% höher als im Vorjahr. Der Ausblick für das Gesamtjahr, der ein tiefes einstelliges Umsatzwachstum und eine Marge von 11% veranschlagt, wurde bestätigt. Der Zwischenbericht bleibt beim Umsatz leicht unter den Analystenerwartungen, übertrifft sie hingegen beim Auftragseingang und den Gewinnzahlen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.567% DE: 2.463% CH: 0.654%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist gestern wieder etwas zurückgeglitten. Dies, nachdem sie kurzfristig ein 5-Monatshoch erklommen hat. Offensichtlich sind aktuell insbesondere längerfristige US-Staatsanleihen aufgrund der attraktiven Renditen und potenzieller Zinssenkungen beliebt, was die Zinsentwicklung etwas in Schach hält.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9098
Euro in US-Dollar: 1.0681
Euro in Franken: 0.9717

Der Euro notiert gegenüber dem Schweizer Franken wieder etwas schwächer. Insbesondere die anstehenden Zinssenkungen in der Eurozone dürften die Währung weiter belasten. Voraussichtlich wird die EZB bald mit der SNB gleichziehen und dann weitere Zinsschritte im Herbst vornehmen. Für die SNB erwarten wir den nächsten Zinsschritt erst im September.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 82.87 pro Fass
Goldpreis: USD 2'376.83 pro Unze

Die Preise für die Ölsorten Brent und WTI notierten erneut schwächer. Trotz der heiklen geopolitischen Situation im Nahen Osten ist der Ölpreis seit mehreren Tagen auf dem Rückzug. Zum einen dürfte die Auflösung spekulativer Positionen zum Preiszerfall beigetragen haben. Zum anderen sind die US-Erdölreserven erneut angestiegen, was zusätzlich auf den Preis drückt.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine relevanten Wirtschaftsdaten publiziert. 

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich