25. April 2024, Tägliche Marktsicht

SMI rutscht in die Verlustzone

Der Schweizer Aktienmarkt gab gestern nach. Roche kann mit den Quartalszahlen nicht überzeugen. Heute stehen die Quartalsupdates von Ems-Chemie, Holcim, Nestlé, Bucher, Inficon und Vontobel im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.86%, SPI: -0.78%, SMIM: -0.79%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte gestern lange Zeit keine grossen Bewegungen, ehe der SMI am frühen Nachmittag deutlich gegen unten abdrehte. Schlussendlich schloss der Leitindex 0.9% tiefer als am Dienstag. Das Indexschwergewicht Roche leitete die negative Tagestendenz ein, nachdem das Unternehmen am Morgen sein Zahlenset präsentierte. Im Gegensatz zu Pharma-Pendant Novartis, das starke Zahlen am Vortag vorweisen konnte, vermochte Roche nicht zu überzeugen. Zu Börsenschluss notierten die Titel bei einem Minus von 3.3% und belegten somit den letzten Platz unter den 20 Blue Chips. Dicht hinter Roche rangierte sich die UBS mit einem Verlust von 2.9% ein. Bei der Grossbank stand am gestrigen Tag die Generalversammlung an, bei welcher die Diskussion um die Eigenkapitalanforderung wieder aufkam. Partners Group (-1.9%) und die Zurich Insurance (-1.7%) beklagten ebenfalls deutliche Abgaben. In den grünen Bereich schafften es nur gerade sechs Valoren. Am meisten konnten Logitech (+0.8%), Givaudan (+0.7%) und Sika (+0.7%) avancieren. Am breiten Markt konnten die arg gebeutelten Aktien von ams-Osram (+5.5%) Gewinne verzeichnen. Das Unternehmen wird morgen Freitag seine Geschäftszahlen präsentieren. Ebenfalls zulegen konnten die Aktien von u-Blox (+4.7%). Negativ vielen die Titel von Temenos (-8.7%) auf. Das Unternehmen für Bankensoftware hatte am Vorabend aktuelle Quartalszahlen vorgelegt und einen neuen CEO per 1. Mai 2024 angekündigt, was die Anleger jedoch nicht überzeugen konnte.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.37%, DAX: -0.27%

Die europäischen Aktienmärkte notierten bis zum Nachmittag im positiven Bereich, ehe sie ins rote Terrain abrutschten. Die Verluste hielten sich aber in Grenzen. Beinahe in der Gewinnzone beendete der britische Leitindex FTSE100 (-0.06%) den Börsentag. Der französische Index CAC40 (-0.2%), der deutsche DAX (-0.27%) und der spanische IBEX35 (-0.46%) wiesen etwas höhere Verluste aus. Unter den Einzeltiteln stand der französische Modekonzern Kering (-6.9%) im Fokus, nachdem das Unternehmen einen deutlichen Gewinneinbruch für das erste Halbjahr ankündigte. Eine ähnliche Entwicklung war im Luxusgütersektor, wie beim Branchenführer LVMH (+0,1%), bislang nicht zu beobachten. In der Sektorenbetrachtung schnitten die Technologie und Grundstoffe besser ab, während die Finanzwerte und Immobilen weniger gefragt waren.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.11%, S&P500: +0.02%; Nasdaq: +0.10%

Die amerikanischen Aktienmärkte wechselten am gestrigen Handelstag zum Teil mehrmals das Vorzeichen und beendeten den Handelstag beinahe unverändert. Der DowJones (-0.1%) notierte nach vier positiven Handelstagen in Folge gestern wieder tiefer. Der S&P500 (+0.02%) sowie der Nasdaq (+0.1%) schlossen leicht höher. Im Tech-Sektor stand vor allem der Elektroautobauer Tesla (+12.1%) im Fokus. Das Unternehmen präsentierte am Dienstag nach Börsenschluss die jüngsten Quartalszahlen. Trotz schwächer als erwartet ausgefallener Zahlen verhalf der Ausblick von CEO Elon Musk der Aktie zu einer Kurserholung. Musk versprach, früher als geplant erschwingliche EV-Modelle auf den Markt zu bringen. Der Flugzeugbauer Boeing (-2.9%) konnte zu Börsenbeginn mit den präsentierten Quartalszahlen überzeugen, büsste im Tagesverlauf aber deutlich ein. Positiv fiel das Zahlenset von Chip-Unternehmen Texas Instruments auf. Die Aktien gewannen 5.6% hinzu. Nvidia konnte davon nicht profitieren. Das Tech-Schwergewicht verlor 3.3% an Wert.   

Unternehmensberichte

Ems-Chemie präsentierte heute Morgen seine Umsatzzahlen für das 1. Quartal 2024. Dabei verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 11.3% auf CHF 545 Mio. Der Umsatz war in beiden Bereichen, Hochleistungspolymere (-11%) als auch bei Spezialchemikalien (-13.5%), klar rückläufig. Trotzdem äusserte sich das Management positiv zu den neusten Ergebnissen mit gesteigerter Verkaufsmenge und dem zu erwarteten Betriebsergebnis. Gewinnzahlen sind nicht Bestandteil des Quartalsberichts. Ems-Chemie bestätigt die Prognose für das Gesamtjahr, die einen Nettoumsatz auf Vorjahresniveau und ein leicht über dem Vorjahr liegendes Betriebsergebnis auf EBIT-Ebene vorsieht. In Anbetracht der geopolitischen Lage und den damit verbundenen höheren Kosten für Energie, Rohstoffe und Frachttransportation, erwägt das Unternehmen Preiserhöhungen. Die Erwartungen der Analysten wurden im Quartalsupdate zu den Umsatzzahlen erfüllt. 

 Bucher legte seine Umsatzzahlen für das 1. Quartal 2024 vor. Der Industriekonzern erlitt einen deutlichen Rückgang der Bestellungen sowie des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr. Der Auftragseingang war ebenfalls rückläufig und notierte neu bei CHF 683 Mio., was einem Minus von 16.1% entspricht. Der Umsatz wurde 12.1% tiefer bei CHF 853 Mio. ausgewiesen. Währungs- und konsolidierungsbereinigt betrug der Rückgang 7.8%. Unter den Divisionen vermeldete die Kuhn Group im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Rückgang von 18.9%. Begründet wurde diese Entwicklung mit einer sinkenden Nachfrage, die der allgemeinen konjunkturellen Abschwächung geschuldet war. Der Ausblick für das laufende Jahr bleibt unverändert. Es wird mit einem leicht sinkenden Umsatz sowie Aufträgen gerechnet. Dabei wird auch die Betriebsgewinnmarge aufgrund niedriger Kapazitätsauslastungen und steigenden Personalkosten zurückgehen.

Holcim verzeichnete im 1.Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 2.4% auf CHF 5.59 Mrd., welcher hauptsächlich auf den Schweizer Franken zurückzuführen ist. Trotz dieser Entwicklung steigerte das Unternehmen seinen wiederkehrenden Betriebsgewinn auf Stufe EBIT um 7.8% auf CHF 532 Mio. In dieser Gewinnzahl sind keine Restrukturierungs-, Prozess oder sonstige Einmalkosten vorhanden. Im 1. Quartal setzte Holcim seinen Umbau fort und tätigte fünf Übernahmen und drei Veräusserungen. Diese Aktivitäten führten zu einer Umsatzbeteiligung von mehr als 3%. Holcim bestätigte seine Finanzziele für das laufende Geschäftsjahr 2024, in dem ein organisches Umsatzwachstum von über 4% und ein Gesamtumsatzwachstum von über 6% durch M&A-Aktivitäten erzielt werden soll. Die EBIT-Marge wird auf 18% prognostiziert. Zudem wird erwartet, dass das Unternehmen einen positiven Free Cashflow von über CHF 3 Mrd. ausweist.

Nestlé legte am Morgen seine Umsatzzahlen für das 1. Quartal 2024 vor. Der Nahrungsmittelkonzern verzeichnete einen Umsatzrückgang von 5.9% auf CHF 22.1 Mrd. Dieser Rückgang wird hauptsächlich dem starken Schweizer Franken zugeschrieben. Das interne Volumenwachstum (RIG) fiel mit -2.0% wiederholt negativ aus. Eine schwächere Konsumentennachfrage in den USA sowie Lieferengpässe in der Sparte Nestlé Health Science waren hauptsächlich dafür verantwortlich. Organisch wuchs Nestlé jedoch dank Preiserhöhungen um 1.4% gegenüber dem Vorquartal. Damit verfehlte Nestlé die Erwartungen der Analysten. Das Unternehmen zeigt sich zuversichtlich, die Ziele für das laufende Jahr 2024 mit einem organischen Umsatzwachstum von 4% erreichen zu können. Für das 2. Quartal rechnet das Management mit einer stärkeren Erholung.

Inficon erzielte im 1. Quartal 2024 einen Umsatz von CHF 154.2 Mio. und liegt damit leicht unter der Vorjahresperiode. Gegenüber der rekordhohen Vorperiode, dem 4. Quartal 2023, verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang von 11.6%. Trotzdem konnte Inficon die Bruttogewinn-Marge auf 47.8% steigern, während sich auch das operative Ergebnis auf Stufe EBIT um 4.3% auf CHF 31.3 Mio. verbessern konnte. In drei der vier Zielmärkte vermeldete das Unternehmen ein solides Umsatzwachstum. Im grössten Bereich Halbleiter- und Vakuumbeschichtungen wurde ein Rückgang von 15% verzeichnet. Im Bereich Kälte-, Klima- und Automobiltechnik erreichte Inficon ein solides Wachstum, das 7.2% höher als im Quartalsvergleich ausfiel. Geografisch musste das Unternehmen im grössten Absatzmarkt Asien Einbussen hinnehmen. Im Ausblick bleibt Inficon jedoch zuversichtlich, den Umsatzrückstand im asiatischen Raum wieder aufholen zu können.

Vontobel vermeldete in seinem Update zum 1. Quartal 2024 einen Anstieg der verwalteten Vermögen. Die Vontobel-Gruppe wies sowohl im Bereich Private Clients als auch im Bereich Institutional Clients ein positives Wachstum aus. Der Bereich Private Clients wuchs bei einer annualisierten Wachstumsrate um 7% bei einem Nettoneugeld von CHF 1.8 Mrd. und übertraf somit die Erwartungen vom Unternehmen selbst. Bei den Institutional Clients verzeichnete Vontobel ein Nettoneugeld von CHF 0.3 Mrd. Die verwalteten Vermögen stiegen insgesamt um CHF 16.9 Mrd. auf CHF 223.7 Mrd. Begründet wurde diese positiven Entwicklungen mit der positiven Marktperformance, den Wechselkurseffekten und dem erfreulichen Nettoneugeldzufluss. 

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.648% DE: 2.586% CH: 0.677%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe hat wieder etwas an Fahrt aufgenommen. Die weiter hohen Inflationsdaten in den USA führen dazu, dass die US-Notenbank voraussichtlich länger restriktiv bleibt. Entsprechend sind die Zinsen in den letzten Wochen wieder gestiegen. Die US-Notenbank wird am 1. Mai über den nächsten Zinsentscheid informieren. Wir erwarten keine Zinssenkungen vor dem Herbst.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9143
Euro in US-Dollar: 1.0713
Euro in Franken: 0.9795

Der Euro hat gegenüber dem Schweizer Franken wieder etwas aufgeholt und notiert nur noch knapp unter 0.98. Auch die SNB hat entsprechend vom stärkeren Euro profitiert. Im ersten Quartal resultierte allein auf den Fremdwährungspositionen ein Gewinn von CHF 38 Milliarden. Kurzfristig dürfte die Frankenschwäche aufgrund der tieferen Inflation und der Aussicht auf weitere Zinssenkungen noch anhalten. Mittelfristig wird aber der Franken wieder stärker werden.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 82.93 pro Fass
Goldpreis: USD 2'319.93 pro Unze

Der Goldpreis hat weiter an Wert verloren und notiert unterdessen mehr als 3% tiefer als noch Mitte April. Der Ölpreis hielt sich in den letzten Tagen stabil. Die US-Lagerbestände sind tiefer als erwartet ausgefallen, was dem Preis etwas Unterstützung gegeben haben dürfte.

Wirtschaft und Konjunktur

Deutschland: IFO Geschäftsklimaindex (April)
letzter: 87.9; erwartet: 88.8; aktuell: 89.4

Das Geschäftsklima in Deutschland hat im April sanften Rückenwind bekommen. Die Unternehmen schauen nach mehreren Quartalen der Misere wieder etwas positiver in die Zukunft. Vor allem die Erwartungen an die nahe Zukunft hat sich deutlich verbessert. Die deutsche Wirtschaft kommt langsam, aber sicher wieder in die Gänge, wenn auch strukturell weiterhin vieles im Argen liegt.

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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