01. März 2024, Tägliche Marktsicht

SMI ohne Richtung

Die Publikation der US-Inflationszahlen brachte keine Impulse. Der Schweizer Aktienmarkt schloss nahezu unverändert. Im Fokus stehen heute die Unternehmensberichte von Kühne + Nagel und Bucher.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.21%, SPI: +0.03%, SMIM: -0.88%

Der Schweizer Aktienmarkt kam gestern nicht so recht vom Fleck. Auch die Publikation der US-Inflationsdaten sorgten für keine Impulse. Der Schweizer Leitindex SMI notierte gestern in einem engen Band zwischen 11’420 und 11’480 Punkten und schloss letztlich um 0.2% höher. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten 14 Werte mit positiven Vorzeichen. Bremsend wirkten einmal mehr die Indexschwergewichte. Novartis (-0.6%) und Nestlé (-0.3%) verzeichneten Kursverluste, während Roche (+0.4%) leicht im Plus schliessen konnte. An der Tabellenspitze stand der Zementhersteller Holcim (+1.9%), vor dem Luxusgüterkonzern Richemont (+1.5) und dem Logistiker Kühne + Nagel (+1.1%). Damit waren im gestrigen Umfeld vor allem konjunktursensitive Werte gefragt. Holcim profitierte im Anschluss an die Zahlenpublikationen von positiven Analystenkommentaren und Kurszielerhöhungen. Auch der Augenheilkundekonzern Alcon (+0.7%) profitierte von Kurszielerhöhungen. Am Tabellenende stand ohne nennenswerte Neuigkeiten der Computer-Zubehörhersteller Logitech (-0.8%). Der Personalvermittler Adecco gab nach der Zahlenpublikation und insbesondere einem verhaltenen Ausblick um 5.2% nach. Auch Clariant büsste nach einem schwächer als antizipierten Zahlenset gestern 1.4% ein. Emmi konnte mit einer besseren Profitabilität aufwarten und kündigte an, die Dividende zu erhöhen. Das Zahlenset wurde von den Marktteilnehmern sehr positiv aufgenommen, die Aktie avancierte um 5.8%. Meier + Tobler schloss nach der Zahlenpublikation 1.3% höher. Am breiten Markt standen die Aktien von ams Osram im Fokus. Wegen der unerwarteten Stornierung des Schlüsselprojekts microLED und einer Abschreibung von EUR 600 bis 900 Mio. sowie der gekappten Mittelfristziele, stürzte die Aktie ab. Die Aktie schloss 38.9% tiefer.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.12%, DAX: +0.44%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der uneinheitlichen Seite. Während der britische FTSE 100 (+0.1%) und der deutsche DAX (+0.4%) als einzige Indizes im Minus schlossen, gaben die übrigen Indizes nach. Die stärksten Abgaben verzeichnete der spanische IBEX 35 (-0.7%). Auf Sektorenebene waren die Bereiche Grundstoffe, Versorger und Industrie gefragt. Unterdurchschnittlich entwickelten sich hingegen die Sektoren Gesundheit, Nichtzyklischer Konsum und Energie.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.12%, S&P500: +0.52%; Nasdaq: +0.90%

Die amerikanischen Aktienmärkte legten gestern nach der Publikation der US-Inflationsdaten, die im Rahmen der Erwartungen ausfielen, zu. Am stärksten avancierte der technologielastige Nasdaq (+0.9%), gefolgt vom marktbreiten S&P500 (+0.5%) und dem US-Leitindex DowJones (+0.1%). Auf Sektorenebene zeigte sich ein prozyklisches Bild. Obenauf schwangen die Bereiche Kommunikationsdienste, Technologie und Zyklischer Konsum. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Gesundheit, Nichtzyklischer Konsum und Finanzen ab. Der Softwarekonzern Salesforce konnte fürs vergangene Quartal mit dem Reingewinn die Erwartungen übertreffen, der Umsatzausblick fiel hingegen eher verhalten aus. Die Aktie schloss 3.0% höher und führte damit den DowJones Index an. Die Aktie des Chipherstellers AMD sprang gestern um 9.1% nach oben und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Rückenwind verlieh dem Konzern ein positiver Analystenkommentar.

Unternehmensberichte

Kühne + Nagel bekam im vergangenen Jahr die Normalisierung nach dem Corona-Boom deutlich zu spüren. Der Konzern musste im Jahr 2023 einen Umsatzrückgang von 40% auf CHF 23.85 Mrd. hinnehmen. Dabei war das Umsatzwachstum im grössten Segment Seefracht um 54% auf CHF 8.6 Mrd. rückläufig und auch das Segment Luftfracht musste einen 41% tieferen Umsatz von CHF 6.9 Mrd. ausweisen. Die Konversionsmarge (EBIT/Bruttomarge) kam noch bei 22% zu liegen, nach 34% im Vorjahr. Mittelfristig setzt sich Kühne + Nagel das Ziel, eine Konversionsmarge von 25% bis 30% zu erreichen. Der operative Gewinn (EBIT) reduzierte sich um 49% auf CHF 1.9 Mrd. Unter dem Strich blieb ein 48% tieferer Reingewinn von CHF 1.5 Mrd. Den Aktionären wird eine CHF 4 tiefere Dividende von CHF 10 je Aktie vorgeschlagen. Kühne + Nagel konnte Marktanteile in der Seefracht gewinnen und verzeichnet auch bei der Roadmap 2026 Fortschritte. Mit dem vorliegenden Zahlenset werden die Markterwartungen verfehlt.

Wie bereits im Januar angekündigt, musste Bucher 2023 einen Umsatzrückgang von 0.6% auf CHF 3.58 Mrd. ausweisen. Das organische Wachstum lag indes bei 2.8%. Der Betriebsgewinn (EBIT) konnte bei CHF 424 Mio. stabil gehalten werden, jedoch konnte die Marge um 10 Basispunkte auf 11.9% gesteigert werden. Preiserhöhungen haben die negativen Währungseffekte überkompensiert. Insgesamt lag der Reingewinn 6.3% über dem Vorjahr bei CHF 356 Mio. Den Aktionären wird eine 50 Rappen höhere Dividende von CHF 13.5 je Aktie in Aussicht gestellt. Der Ausblick vom Januar wird bestätigt. Es wird weiterhin ein leicht sinkender Umsatz fürs laufende Jahr erwartet. Wegen einer tieferen Kapazitätsauslastung und höheren Personalkosten wird zudem mit einer tieferen operativen Marge gerechnet, sie soll aber im zweistelligen Bereich bleiben. Der Reingewinn wird folglich ebenfalls tiefer erwartet. Bucher verfehlt auf Stufe EBIT die Markterwartungen, übertrifft aber auf Stufe Reingewinn und Dividende.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.252% DE: 2.408% CH: 0.703%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe fiel gestern Nachmittag nach Publikation der neusten Inflationsdaten leicht zurück, erholte sich im Tagesverlauf jedoch wieder etwas. Insgesamt dürften sich die Erwartungen an die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed mit der Publikation des PCE-Preisdeflators nicht wesentlich verändert haben. Wir gehen weiterhin von einer ersten US-Leitzinssenkung im Sommer dieses Jahres aus.

Die Schweizerische Nationalbank gab heute Morgen bekannt, dass Nationalbankpräsident Thomas Jordan auf Ende September 2024 zurücktreten wird. In ihrer Pressemitteilung machte die SNB keine Angaben zu einem Nachfolger. Wir gehen davon aus, dass der Rücktritt Jordans keinen Einfluss auf die Geldpolitik der SNB haben wird.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8847
Euro in US-Dollar: 1.0814
Euro in Franken: 0.9567

Der US-Dollar geniesst weiterhin Rückenwind und legte gegenüber den meisten G10-Währungen zu. Noch stärker zeigte sich gestern der japanische Yen. Jüngste Äusserungen des japanischen Notenbankdirektors Hajime Takata wurden als Signal für eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik Japans interpretiert. Takata bestätigte, dass das Inflationsziel in Reichweite sei und entsprechend gute Bedingungen für die anstehenden Lohnverhandlungen böten.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.57 pro Fass
Goldpreis: USD 2'047.66 pro Unze

Der Ölpreis gab auch gestern wieder leicht nach. Die Ölreserven in den USA haben in der vergangenen Woche überraschend stark zugenommen und drückten entsprechend auf den Ölpreis. Zusätzlich belastete der stärkere US-Dollar, welcher Erdöl in weiten Teilen der Welt verteuert.

Wirtschaft und Konjunktur

Schweiz: Bruttoinlandsprodukt QoQ (4. Quartal)
letzter: 0.3%; erwartet: 0.1%; aktuell: 0.3%

Die Schweizer Wirtschaft ist im Schlussquartal 2023 erneut leicht stärker gewachsen als erwartet. Für das Gesamtjahr 2023 resultierte damit ein Wachstum von 0.8%. Unterstützend wirkte neben dem staatlichen Konsum (+0.6%) einmal mehr der private Konsum (+0.3%). Davon profitierte vor allem der Dienstleistungssektor, insbesondere das Gastgewerbe (+3.5%). Die Investitionen und Warenexporte litten hingegen unter dem schwachen aussenwirtschaftlichen Umfeld, insbesondere in der Eurozone.

Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (Februar)
letzter: 102.5; erwartet: 101.7; aktuell: 101.6

Das KOF-Konjunkturbarometer ist im Februar erwartungsgemäss leicht gesunken, nachdem es zuvor dreimal in Folge angestiegen war. Weiterhin notiert das Barometer über seinem mittelfristigen Durchschnittswert von 100 Punkten und sendet damit positive Signale. Während sich die Erwartungen bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern, dem Gastgewerbe und dem Auslandgeschäft generell etwas eintrübten, hellten sich die Aussichten für das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe gegenüber dem Vormonat auf.

USA: Kerninflationsrate PCE YoY (Januar)
letztes: 2.9%; erwartet: 2.8%; aktuell: 2.8%

Das von der US-Notenbank Fed bevorzugte Inflationsmass – die Kernrate des «Personal Consumption Expenditure» Index – ist im Januar erwartungsgemäss nur leicht gesunken. Damit bestätigt sich das Bild einer Teuerung, die zwar rückläufig ist, jedoch nur langsam auf den Zielwert von 2% zurückgleitet. Die US-Notenbank Fed wird sich entsprechend davor hüten, zu früh an der Zinsschraube zu drehen und den weiteren Verlauf der Preisentwicklung abwarten.

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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