18. März 2024, Tägliche Marktsicht

Rückkehr zur Frankensteuerung ist keine Option

Die SNB steuert die Monetären Bedingungen für die Schweizer Wirtschaft. Dazu hat sie zwei Stellschrauben: die Zinsen in der Schweiz und den Wechselkurs des Frankens. Seit der Aufhebung der Negativzinsen sind die Zinsen wieder das hauptsächliche geldpolitische Steuerungsinstrument der Nationalbank. Zuvor hatte sie zehn Jahre lang Währungspolitik betrieben.

Im Fokus

Die SNB steuert die Monetären Bedingungen für die Schweizer Wirtschaft. Dazu hat sie zwei Stellschrauben: die Zinsen in der Schweiz und den Wechselkurs des Frankens. Eine Aufwertung des Frankens hat dabei die gleiche Wirkung wie Zinserhöhungen und umgekehrt. Seit der Aufhebung der Negativzinsen sind die Zinsen wieder das hauptsächliche geldpolitische Steuerungsinstrument der Nationalbank. Zuvor hatte sie zehn Jahre lang Währungspolitik betrieben.

In letzter Zeit sind die Rufe aus der Wirtschaft lauter geworden, die SNB müsse wieder den Franken steuern, sprich schwächen. 2022 ist der Franken zum Euro mit einer Aufwertung von 10% stärker gestiegen ist als im letzten Jahr. 2022 lagen die Inflationsraten und damit die Kostensteigerungen in den umliegenden Ländern jedoch fast im zweistelligen Bereich und die Auftragsbücher der Unternehmen waren voll. Das grössere Problem als der Franken war das fehlende Personal. Nun hapert es mit neuen Aufträgen und die Inflationsdifferenz zum Euroland ist zusammengeschmolzen. Dadurch drückt ein starker Franken wieder mehr. Die heutige Situation ist aber nicht vergleichbar mit 2011, als die SNB mit der Einführung des Euromindestkurses von 1.20 die Notbremse zog. Zuvor war der Kurs des Euro zum Franken innert drei Jahren um 30% von 1.60 auf 1.10 gefallen. Das ist für die Wirtschaft nicht mehr verkraftbar und kann auch mit Produktivitätsgewinnen und Innovationen nicht aufgefangen werden.

Der Franken wird über die Zeit in der Tendenz teurer, da über den Wechselkurs der Vorteil der tieferen Inflation in der Schweiz ausgeglichen wird. Daran wird sich nicht viel ändern. Daher ist es für die Unternehmen angenehm, wenn die SNB für sie das Währungsmanagement übernimmt und den Franken stabil hält. Das erhöht die Planungssicherheit, insbesondere bei langfristigen Exportaufträgen. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass die entsprechenden Forderungen in erster Linie aus der Exportindustrie kommen. Die Sicherheit der Stabilisierung des Frankens durch die SNB ist jedoch mit ökonomischen Kosten verbunden, welche die Vorteile mehr als aufheben. Zum einen profitiert, zumindest direkt, davon nur ein kleiner Teil der Wirtschaft. Die Binnenwirtschaft ist vom Franken nur indirekt betroffen und nimmt den Effekt grösstenteils gar nicht wahr. Daher fühlen sich die meisten Leute von einem starken Franken gar nicht bedroht. Schwerwiegender ist, dass die Nationalbank die Zinspolitik und die damit verbundene Signalwirkung der Zinsen wieder aufgeben muss. Der Leitzins muss für eine längere Zeit wieder gegen Null oder gar in den negativen Bereich sinken, um den Franken unattraktiv zu machen. Die Folgen wären gravierend, beispielsweise für den Immobilienmarkt, aber auch für die Pensionskassen. Die Erfahrung der letzten Negativzinsperiode zeigt, dass die Zinsstrafe allein nicht ausreicht, den Franken auf Dauer stabil zu halten. Die SNB müsste wieder regelmässig am Devisenmarkt intervenieren und Fremdwährungen aufkaufen. Die damit verbundenen Folgen wie der Aufbau der Devisenreserven und die politischen Begehrlichkeiten an die SNB kennen wir.

Die SNB hat im Dezember angekündigt, den Verkauf von Devisen zu stoppen. Wahrscheinlich hat sie über das Jahresende auch aktiv zu Lasten des Frankens in den Devisenmarkt eingegriffen. Das war in der damaligen Situation nach dem starken Anstieg des Frankens zum Euro und vor allem zum US-Dollar richtig. Es muss mit Risiken verbunden bleiben, auf eine Aufwertung des Frankens zu spekulieren. Im Grundsatz muss und soll die SNB den Franken aber den Marktkräften überlassen und über die Zeit eine Aufwertung zulassen. Für die Allokation des Kapitals in der Wirtschaft ist es wichtiger, dass die Zinsen in der Schweiz im positiven Bereich bleiben und ihre Steuerungsfunktion ausüben können.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.49%, S&P500: -0.65%, Nasdaq: -0.96%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.14%, DAX: -0.03%, SMI: +0.38%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +2.48%, HangSeng: +0.35%, S&P/ASX 200: +0.07%

Der Schwung an den Aktienmärkten ist verloren gegangen. Nach dem starken Kursanstieg der letzten Wochen ist das keine Überraschung und tut dem Markt auch gut. Die Anlegerinnen und Anleger warten nun auf die geldpolitische Sitzung der Fed am Mittwoch. Ob sie danach bezüglich Zinssenkungen mehr wissen, ist allerdings fraglich. Der S&P 500 verlor letzte Woche 0.13%. Die europäischen Aktien stiegen 0.50%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Plus von 0.72% abschloss.

Die Konjunktur in den USA, deutet an, dass die Wirtschaft gut mit den hohen Zinsen umgehen kann. Zudem kündigen sich erste Zinssenkungen an, wenn auch etwas später als bisher erwartet. Die Inflation ist auf dem Rückzug und das gibt den Zentralbanken den nötigen Raum, um von der aktuell restriktiven Geldpolitik wegzukommen. Die Chancen sind intakt, dass der Wirtschaftsrückgang sich nicht mehr stark ausweitet und sich entsprechend bald wieder Optimismus verbreitet. Wie schnell die Zentralbanken die Leitzinsen senken, darüber herrscht im Moment noch grosse Unsicherheit. Die Marktteilnehmer erwarten in diesem Jahr drei Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Von der EZB werden bis im Dezember vier Zinsschritte nach unten erwartet. Diese Erwartungen halten wir für realistisch. Nicht aus den Augen lassen dürfen wir die geopolitische Dimension. Die gestiegenen Risiken im Nahen Osten, insbesondere im Roten Meer, sind nicht zu unterschätzen. Insgesamt ist für uns dank solider Konjunktur und potenziellen Zinssenkungen eine gut dotierte Aktienposition aber gerechtfertigt.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.295%; DE: 2.442%; CH: 0.832%

Die Inflationsdaten in den USA fallen mehrheitlich höher aus als erwartet. Das zeigt, dass das Gespenst der Inflation noch nicht definitiv vertrieben ist. Dass die Fed ihren Leitzins ab dem Sommer senken wird, ist immer noch das wahrscheinlichste Szenario. Ein Selbstläufer ist es aber nicht. Diese Erkenntnis breitet sich am Kapitalmarkt aus und lässt die Renditen bei den Obligationen steigen. Ausgenommen davon scheinen einmal mehr nur die Zinsen in der Schweiz zu sein.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8835
Euro in US-Dollar: 1.0887
Euro in Franken: 0.9619

Der US-Dollar profitiert von den geringeren Erwartungen an Zinssenkungen der Fed. In der Vorwoche war es noch umgekehrt. Die Kursbewegungen bei den Devisen halten sich momentan aber in einem engen Rahmen.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 81.49 pro Fass
Goldpreis: USD 2'147.20 pro Unze

Der Kupferpreis ist auf den höchsten Stand seit dem letzten April gestiegen. Innerhalb eines Monats hat er 10% zugelegt, nachdem der Ausstoss der Kupferminen tiefer ausgefallen ist. Im Vergleich zu den Kosten von Kupfer im Jahr nach Corona ist das aktuelle Preisniveau immer noch verträglich.

Wirtschaft

USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (März) letztes: 76.9; erwartet: 77.1; aktuell: 76.5

Die Stimmung bei den amerikanischen Konsumenten ist auf einem tiefen Niveau stabil geblieben. Als Belastung werden nach wie vor die hohen Preise aufgeführt, obwohl die Inflationsrate deutlich gesunken ist. Ausgeprägt ist das bei den Haushalten mit tiefen und mittleren Einkommen der Fall. Auf das effektive Ausgabenverhalten hat das aber nur einen beschränkten Einfluss. Vielmehr ist es ein Problem für Präsident Biden, dem dies angelastet wird.

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich