26. April 2024, Tägliche Marktsicht

Nestle belastet SMI

Der Schweizer Aktienmarkt verlor gestern an Boden. Nestlé konnte mit den Quartalszahlen nicht überzeugen. Heute stehen die Quartalsupdates von SGS, ams-Osram, Alphabet und Microsoft im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.97%, SPI: -0.93%, SMIM: -0.60%

Der Schweizer Aktienmarkt beendete den gestrigen Handelstag mit deutlichen Kursverlusten. Neben schwachen Quartalszahlen des Indexschwergewichts Nestlé, belasteten auch schwächer als erwartete US-Konjunkturdaten die Marktstimmung. Der Leitindex SMI büsste insbesondere am Nachmittag weiter an Wert ein und schloss letztlich mit einem Minus von 1.0%. Der Nahrungsmittelhersteller Nestlé enttäuschte die Marktteilnehmer mit einem Volumenrückgang (RIG) im 1. Quartal von 2.0%. Die Jahresziele wurden vom Management bestätigt. Im Tagesverlauf büsste Nestlé teils mehr als 3% ein, konnte diese Verluste aber wieder etwas eindämmen und schloss letztlich 2.0% im Minus. Von den 20 Blue Chips notierte einzig der Pharmariese Novartis (+1.0%) im positiven Bereich. Der Zementhersteller Holcim konnte zwar mit dem Zahlenset die Markterwartungen übertreffen, dem negativen Marktumfeld konnte sich der Konzern aber dennoch nicht entziehen. Die Aktie verlor 1.8%. Ems-Chemie schloss in etwa in den Erwartungen, die Aktie bewegte sich relativ stabil und gab letztlich 0.3% nach. Bucher schloss nach der Präsentation des Zahlensets 1.3% tiefer. Positiv wurde hingegen das Zahlenset von Inficon aufgenommen, dessen Aktien 5.8% höher aus dem Handel gingen. Die Privatbank Vontobel überzeugte ebenfalls mit den Quartalszahlen und wies Zahlen über den Erwartungen aus. Die Aktie avancierte um 3.2%.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.02%, DAX: -0.95%

Die europäischen Aktienmärkte mussten im gestrigen Umfeld teils deutlich Federn lassen. Positiv fiel einzig der britische FTSE 100 auf, der 0.5% im Plus schloss. Die stärksten Abgaben verzeichneten der länderübergreifende EuroStoxx50 (-1.0%), der italienische FTSE MIB und der deutsche DAX, welche alle je knapp 1.0% tiefer notierten. Auf Sektorenebene avancierten einzig der Gesundheits- und Energiesektor. Unterdurchschnittlich schlossen hingegen die wirtschaftssensitiven Bereiche Zyklischer Konsum, Industrie und Gesundheit ab. Berichten zufolge plane BHP Group den Kauf der Anglo American für GBP 31.1 Mrd. Damit würde das global grösste Kupferminenunternehmen entstehen. BHP Group schloss 4.5% tiefer, während Anglo American von den Übernahmegerüchten Auftrieb erhielt und 16.1% höher schloss. Unilever konnte mit dem Quartalsergebnis überzeugen. Der Umsatz konnte stärker als erwartet gesteigert werden. Insbesondere wurde positiv aufgenommen, dass auch die Volumen wieder zunehmen konnte. Die Aktie schloss 5.7% höher.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.98%, S&P500: -0.46%; Nasdaq: -0.64%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der schwachen Seite und notierten allesamt mit negativen Vorzeichen. Negativ aufgenommene Quartalsergebnisse sowie ein schwaches US-BIP-Wachstum sorgten für eine gedämpfte Stimmung. Die stärksten Verluste wies der DowJones Index (-1.0%) aus, gefolgt vom technologielastigen Nasdaq (-0.6%) und vom marktbreiten S&P500 (-0.5%). Aus Branchensicht schwangen die rohstofflastigen Bereiche Grundstoffe, Energie und Industrie obenauf. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Kommunikationsdienste, Gesundheit und Immobilien ab. Meta stürzte nach der gestrigen Zahlenpublikation regelrecht ab, konnte die Kursverluste aber wieder etwas eindämmen und ging schlussendlich 10.6% tiefer aus dem Handel. Grund dafür war die Ankündigung, höher als geplante Investitionen in KI vorzunehmen. Daneben fiel auch das Umsatzwachstum weniger stark aus als antizipiert wurde.

Unternehmensberichte

Der Umsatz bei SGS war im 1. Quartal 2024 um 2.1% rückläufig auf CHF 1.6 Mrd. Grund dafür war der starke Schweizer Franken, der den Umsatz mit -8.6% belastete. Organisch hätte das Wachstum 7.1% betragen. Auf regionaler Ebene und nach Divisionen trugen alle Bereiche zum Wachstum bei. Die Region Lateinamerika wuchs organisch mit +19.0% auf CHF 133 Mio. am stärksten. Der Jahresausblick, wonach ein mittleres bis hohes einstelliges organisches Umsatzwachstum angestrebt wird, und auch die Mittelfristziele wurden bestätigt. SGS erfüllt in etwa die Markterwartungen.

ams-Osram wies im 1. Quartal 2024 einen 9% tieferen Umsatz von EUR 847 Mio. aus. Der bereinigte EBITDA kam bei EUR 124 Mio. zu liegen. Der bereinigte EBIT lag dabei bei EUR 44 Mio. (-13%), was einer EBIT-Marge von 5.2% entspricht. Insgesamt resultierte ein Verlust von EUR 35 Mio., nach EUR 6 Mio. Reingewinn im Vorjahresquartal. Auf Stufe Umsatz und EBIT kann ams-Osram die Markterwartungen erfüllen, verfehlt sie aber auf Stufe Reingewinn. Fürs 2. Quartal rechnet der Konzern mit einem Umsatz in der Bandbreite von EUR 770 bis 870 Mio. und einer bereinigten EBITDA-Marge zwischen 14% und 17%. Der Konzern gab zudem bekannt, aufgrund einer Stornierung eines Schlüsselprojekts für microLED die Strategie anzupassen und eine Restrukturierung vorzunehmen. Davon seien 500 Mitarbeiter betroffen. Neu soll die microLED-Entwicklung verstärkt auf Automobilanwendungen fokussiert werden. Weiter plant ams-Osram den Ausstieg aus der 8-Zoll-Wafer-Fabrik in Kulium. Wegen der Einstellung des Schlüsselprojekts fallen Einmalaufwendungen von rund EUR 700 Mio. an. Mit der Restrukturierung soll der Free Cashflow und bereinigter EBIT um bis zu EUR 100 Mio. im 2025 verbessert werden können.

Alphabet wies gestern nach Börsenschluss die 1. Quartalszahlen aus. Der Umsatz konnte um 15% auf USD 80.5 Mrd. gesteigert werden. Alle Segmente trugen zum Wachstum bei. Die Werbeanzeigen bei YouTube stiegen indes um 20.9% auf USD 8.1 Mrd. Die Umsätze im Cloudgeschäft stiegen um 28.4% auf USD 9.6 Mrd. an. Der operative Gewinn kam 46.3% höher bei USD 25.5 Mrd. zu liegen, was einer 700 Basispunkte besseren Marge von 32% entsprach. Unter dem Strich blieb ein 57.2% höherer Reingewinn von USD 23.6 Mrd. Der Konzern kündigte an, erstmals in der Firmengeschichte eine Dividende in Höhe von USD 0.20 je Aktie ausbezahlen zu wollen und Aktien in Höhe von bis zu USD 70 Mrd. zurückzukaufen. Alphabet konnte mit dem Zahlenset die Markterwartungen auf allen Stufen übertreffen.

Microsoft konnte im vergangenen Quartal den Umsatz um 17% auf USD 61.9 Mrd. erhöhen. Eine starke Nachfrage nach Cloud- und KI-Lösungen waren die Haupttreiber. Die Umsätze bei Microsoft Cloud konnten um 23% auf USD 35.1 Mrd. gesteigert werden. Die Profitabilität konnte dabei noch stärker erhöht werden. Der operative Gewinn stieg nämlich um 23% auf USD 27.6 Mrd. an. Insgesamt lag der Reingewinn 20% höher bei USD 21.9 Mrd. als im Vorjahresquartal. Microsoft übertrifft mit dem Zahlenset die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.696% DE: 2.628% CH: 0.685%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe hat gestern erneut zugelegt und notierte nach Veröffentlichung der neusten US-BIP-Zahlen erstmals in diesem Jahr wieder über 4.70%. Das überraschend tiefe Wirtschaftswachstum im 1. Quartal würde an sich zwar für baldige Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank Fed sprechen. Die im Rahmen der BIP-Erhebung erfassten Inflationsdaten sprechen aber klar dagegen. So signalisiert der BIP-Preisindex eine hartnäckigere US-Inflation, die weiterhin über 3% notiert.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9130
Euro in US-Dollar: 1.0724
Euro in Franken: 0.9791

Der US-Dollar legte nach der Veröffentlichung der neusten US-BIP-Zahlen nur kurzzeitig zu und geriet gegen Abend bereits wieder deutlich unter Druck. Insgesamt geben die Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum der Federal Reserve Bank keine eindeutigen Impulse bezüglich Zinssenkungen. Die US-Notenbank wird am 1. Mai wieder über die zukünftige Geldpolitik beraten.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 84.03 pro Fass
Goldpreis: USD 2'336.06 pro Unze

Der Ölpreis hat gestern wieder etwas zugelegt. Gestützt wird er weiterhin durch die geopolitischen Risiken, insbesondere im Nahen Osten und der Ukraine. Zudem sind die US-Lagerbestände tiefer als erwartet ausgefallen, was dem Preis etwas Unterstützung gegeben haben dürfte.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Bruttoinlandsprodukt (1. Quartal)
letzter: 3.4%; erwartet: 2.5%; aktuell: 1.6%

Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal annualisiert noch um 1.6% gewachsen. Damit fiel das Wirtschaftswachstum im Startquartal deutlich tiefer aus als erwartet. Enttäuscht hat unter anderem der private Konsum, welcher knapp 70% des BIP in den USA widerspiegelt. Die Konsumausgaben stiegen lediglich noch um 2.5% an, im Vorquartal gaben die Konsumenten noch 3.3% mehr aus. Ebenfalls zurück gingen die Staatsausgaben, zudem entwickelten sich die Geschäfte der Exporteure schwächer. Gestützt wurde das Wachstum hingegen von den deutlich höheren Bauausgaben. Insgesamt hat die US-Wirtschaft zwar etwas an Fahrt verloren, sie entwickelt sich jedoch weiterhin erstaunlich robust. Dies belegt auch der zeitgleich mit den BIP-Zahlen veröffentlichte Preisindex, der mit +3.1% etwas höher als erwartet ausgefallen ist und die Hartnäckigkeit der US-Inflation unterstreicht.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich