23. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Nestlé belastet SMI

Nestlés Zahlenset konnte die Erwartungen nicht erfüllen und drückte auf den SMI. Heute liegt der Fokus auf den Zahlen von Deutsche Telekom, Allianz und BASF.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.37%, SPI: -0.38%, SMIM: +0.39%

Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern mit negativem Vorzeichen. Grund dafür war das hinter den Erwartungen liegende Zahlenset von SMI-Schwergewicht Nestlé, das den gesamten Leitindex nach unten zog. Der SMI verlor letztlich 0.4%. Nestlé konnte zwar ein positives Volumen- und Mixwachstum im 4. Quartal 2023 vorweisen, jedoch blieb der Zahlenkranz und auch die in Aussicht gestellte organische Umsatzwachstumsrate von um 4% hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie gab 4.9% nach. Von den 20 Blue Chips notierten 15 Werte in der Gewinnzone. Der Versicherer Zurich Insurance kündigte ein Aktienrückkaufprogramm und eine höhere Dividende an. Zudem wurde das Mittelfristziel beim Gewinnwachstum erhöht. Die Marktteilnehmer zeigten sich ab dem Zahlenset erfreut und Zurich Insurance konnte mit einem Plus von 2.6% den SMI anführen. Dahinter folgte der Augenheilkundekonzern Alcon (+2.3%), vor Logitech (+2.2%) und Swiss Re (+2.0%). Pharmaschwergewicht Roche (-0.9%) musste gestern ebenfalls Federn lassen und näherte sich dem Jahrestief bei CHF 222.75. Konkurrentin Novartis konnte hingegen um 0.6% höher schliessen. Im Fokus standen im breiten Markt verschiedene Unternehmen, welche nach der Zahlenpublikation erhebliche Kursausschläge verzeichneten. Der Industriekonzern Sulzer überraschte bei der Profitabilität und kündigte eine Dividendenerhöhung an. Die Aktie avancierte danach mit 9.3% deutlich. Daneben gab auch der Kreditkartenvertreiber Cembra Money Bank ein Update zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Aktie konnte nach einem gut aufgenommenen Zahlenset ebenfalls deutlich zulegen und schoss 7.6% in die Höhe. Zwar musste ein Gewinnrückgang verzeichnet werden, jedoch kündigte der Konzern ebenfalls eine Dividendenerhöhung an und stellte einen höheren Reingewinn in Aussicht. Der angeschlagene Solarhersteller Meyer Burger (-11.0%) stand gestern deutlich im Gegenwind. Grund dafür waren Berichte, wonach die deutschen Politiker ihren Entscheid über die Förderungen der Solarindustrie auf mindestens Mitte März verschoben haben.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.68%, DAX: +1.47%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der freundlichen Seite und verzeichneten auf breiter Front Kursgewinne und markierten teilweise neue Höchststände. Die stärksten Avancen verzeichnete der länderübergreifende EuroStoxx50, der 1.7% höher schloss. Dahinter folgte der zyklische deutsche DAX (+1.5%) und der französische CAC40 (+1.3%). Für Auftrieb sorgten positiv aufgenommene Unternehmensberichte. Zudem verlieh auch das starke Zahlenset des US-amerikanischen Chipherstellers und Profiteur des KI-Booms Nvidia den europäischen Börsen und insbesondere technologienahen Titeln Aufwind. Auf Sektorenebene war es darum wenig verwunderlich, dass der Technologiesektor obenauf schwang. Daneben waren aber auch die Bereiche Zyklischer Konsum und Gesundheit gefragt. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche Nichtzyklischer Konsum, Versorger und Grundstoffe ab. Der Chiphersteller ASML (+5.1%), sowie SAP (+3.0%) und STMicro (+3.0%) profitieren von den starken Vorgaben von Nvidia.

Aktienmärkte USA

DowJones: +1.18%, S&P500: +2.11%; Nasdaq: +2.96%

Die amerikanischen Aktienmärkte erklommen gestern, beflügelt vom starken Wachstum des Chipherstellers Nvidia, neue Rekordstände. Der US-Leitindex DowJones (+1.2%) erreichte erstmals die Marke von 39’000 Punkten. Auch der marktbreite S&P500 (+2.1%) konnte eine neue Rekordmarke erzielen. Der technologielastige Nasdaq legte gestern derweil um 3.0% zu. Auf Sektorensicht waren die wirtschaftssensitiven Bereiche deutlich gefragt. Die Sektoren Technologie, Zyklischer Konsum und Kommunikationsdienste legten deutlich zu. Unterdurchschnittlich schnitt einzig der Versorgersektor ab. Der KI-Chiphersteller Nvidia konnte den Umsatz im vergangenen Quartal um über 250% steigern und übertraf damit die hohen Erwartungen. Haupttreiber des enormen Anstiegs war das Geschäft mit der Technik für Rechenzentren, das von der explodierenden Nachfrage nach KI-Chips profitierte. Auch der in Aussicht gestellte Umsatz für das laufende Quartal lag über den Erwartungen. Die Aktie schloss letztlich 16.4% höher.

Unternehmensberichte

Deutsche Telekom musste im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 2.1% auf EUR 112.0 Mrd. hinnehmen. Organisch betrug das Wachstum 0.6%. Für den Umsatzrückgang waren negative Wechselkurseffekte verantwortlich. Die Serviceumsätze konnten hingegen um 1% auf EUR 91.9 Mrd. gesteigert werden. Erfreulich waren die Umsatzzahlen im Heimmarkt Deutschland, wo der Umsatz um 2.8% auf EUR 25.2 Mrd. anstieg. Der bereinigte EBITDA nach Leasing konnte um 0.7% auf EUR 40.5 Mrd. gesteigert werden. Unter dem Strich kam der Reingewinn bei EUR 17.8 Mrd. zu liegen nach EUR 9.8 Mrd. im Vorjahr. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzern mit einem bereinigten EBITDA nach Leasingkosten von EUR 42.9 Mrd. und der Gewinn je Aktie soll um rund 10% auf mindestens EUR 1.75 gesteigert werden. Zudem wird der freie Geldfluss 16% höher bei EUR 18.9 Mrd. gesehen. Das Zahlenset von Deutsche Telekom liegt in etwa innerhalb der Erwartungen.

Allianz konnte 2023 den Umsatz um 5.5% auf EUR 161.7 Mrd. erhöhen. Die Sparte Schaden-Unfallversicherung konnte hier mit 8.4% auf EUR 76.5 Mrd. am stärksten wachsen. Der operative Gewinn stieg um 6.7% auf EUR 14.7 Mrd., was vor allem dem Geschäftsbereich Lebens- und Krankenversicherung zuzuschreiben war. Der Reingewinn konnte insgesamt um 30.3% auf EUR 9.1 Mrd. gesteigert werden. Die Schaden-Kosten-Quote erhöhte sich im letzten Jahr um 50 Basispunkte auf 93.8%. Für 2024 rechnet Allianz mit einem operativen Gewinn von EUR 14.8 Mrd., in einer Bandbreite von Plus/Minus EUR 1 Mrd. Der Generalversammlung wird eine 21.1% höhere Dividende von EUR 13.8 je Aktie vorgeschlagen. Zudem soll die Dividendenpolitik angepasst werden. Neu wird eine reguläre Dividendenausschüttungsquote von 60% (zuvor 50%) angepeilt. Zusätzlich wurde ein Aktienrückkaufprogramm in der Höhe von bis zu EUR 1 Mrd. angekündigt. Der Zahlenkranz kann die Markterwartungen leicht übertreffen.

BASF musste 2023 einen Umsatzrückgang von 21.1% auf EUR 68.9 Mrd. hinnehmen. Grund dafür waren deutlich niedrigere Preise und abgesetzte Mengen. Der Absatz reduzierte sich aufgrund einer schwachen Nachfrage in allen Segmenten. Der EBITDA kam EUR 3.6 Mrd. tiefer bei EUR 7.2 Mrd. zu liegen. Es wird eine unveränderte Dividende von EUR 3.40 der Generalversammlung vorgeschlagen. BASF rechnet 2024 mit einer weiter nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik. Der EBITDA vor Sondereinflüssen wird zwischen EUR 8 Mrd. bis EUR 8.6 Mrd. gesehen. Zudem soll der freie Geldfluss zwischen EUR 0.1 Mrd. und EUR 0.6 Mrd. zu liegen kommen. Der Konzern kündigte zudem ein zusätzliches Kosteneinsparungsprogramm an, um bis Ende 2026 jährlich Kosten in der Höhe von EUR 1 Mrd. zu senken. Das Zahlenset liegt hinter den Erwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.321% DE: 2.438% CH: 0.768%

Die längerfristigen US-Zinsen sind auch gestern wieder leicht angestiegen. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe befindet sich nunmehr auf dem höchsten Stand seit knapp drei Monaten. Der Zeitpunkt, an dem eine erste Leitzinssenkung durch die Fed erwartet wird, wurde aufgrund robuster Konjunkturdaten zuletzt mehrfach nach hinten verschoben. Die gestern publizierten Einkaufsmanagerindizes bestätigten das Bild einer weiterhin gut laufenden US-Wirtschaft.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8807
Euro in US-Dollar: 1.0826
Euro in Franken: 0.9535

Der US-Dollar war am gestrigen Handelstag teils kräftigen Kursschwankungen unterworfen. Der Greenback büsste am Vormittag gegenüber den wichtigsten Währungen deutlich an Boden ein. Nach Publikation der erfreulich ausgefallenen US-Einkaufsmanagerindizes legte der Dollar jedoch wieder zu und machte das verlorene Terrain weitestgehend wieder wett.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.10 pro Fass
Goldpreis: USD 2'019.34 pro Unze

Der Ölpreis legte gestern erneut leicht zu. Für Auftrieb sorgten insbesondere die neusten Daten zu den US-Rohöllagerbeständen. Gemäss der US-Energieagentur nahmen die Vorräte an Rohöl vergangene Woche weniger stark zu als erwartet. Zudem gingen auch die Bestände an Destillaten und Benzin zurück.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Einkaufsmanagerindex Industrie (Februar)
letzter: 50.7; erwartet: 50.7; aktuell: 51.5
USA: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Februar)
letzter: 52.5; erwartet: 52.3; aktuell: 51.3

Die Aussichten für die US-Wirtschaft bleiben gemäss der aktuellen Einkaufsmanager-Umfrage von S&P Global positiv. Zwar hat sich der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich gegenüber dem Vormonat etwas eingetrübt, gleichzeitig hat sich jedoch sein Pendant für das verarbeitende Gewerbe erneut verbessert. Damit notieren beide Teilindizes weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was weiteres Wirtschaftswachstum verspricht.

Eurozone: Einkaufsmanagerindex Industrie (Februar)
letzter: 46.6; erwartet: 47.0; aktuell: 46.1
Eurozone: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Februar)
letzter: 48.4; erwartet: 48.8; aktuell: 50.0

Die neusten vorlaufenden Indikatoren aus der Eurozone geben derweil ein gemischtes Bild ab. Der Einkaufsmanagerindex aus dem Dienstleistungsbereich verbesserte sich gegenüber dem Vormonat deutlich und liegt erstmals seit vergangenem Sommer wieder bei 50.0 Punkten und damit in neutralem Terrain. Der Einkaufsmanagerindex aus der Industrie hingegen hat sich gegenüber Januar weiter eingetrübt und liegt damit nach wie vor deutlich unter der Wachstumsschwelle, was auf eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage hindeutet. Mit einem Wert von 42.3 Punkten zeigt sich insbesondere die deutsche Industrie im Krisenmodus.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich