27. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Mit angezogener Bremse in die neue Handelswoche

Diese Woche werden wichtige Inflationsdaten publiziert, was die Anleger vorsichtiger agieren lässt. Im Fokus stehen heute die Unternehmensberichte von PSP Swiss Property, Straumann, SIG Group sowie Munich Re.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.38%, SPI: -0.43%, SMIM: -0.65%

Der Schweizer Aktienmarkt handelte zum Wochenauftakt in einer engen Spanne seitwärts. Erst kurz vor Handelsschluss drehte dieser deutlicher ins Minus und beendete den Tag mit Abgaben. In dieser Woche stehen wichtige Inflationsdaten aus den USA, Japan und Europa auf der Agenda, was die Marktteilnehmer nach den vergangenen positiven Tagen wieder etwas vorsichtiger stimmt. Der Leitindex SMI gab um 0.4% nach, während der SMIM, der klein- und mittelkapitalisierte Unternehmen umfasst, 0.7% an Wert verlor. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 13 Kursverlierer und 7 Gewinner gegenüber. An der Tabellenspitze stand der Private Equity-Spezialist Partners Group (+1.2%), gefolgt von Holcim (+1.2%) sowie UBS und Kühne + Nagel (je +1.1%). Ebenfalls gesucht waren Givaudan, Logitech und Zurich Insurance, die zwischen 0.5% und 0.7% zulegten. Am Tabellenende notierte der Pharmariese Roche und der Versicherer Swiss Life, die beide um je 1.4% nachgaben. Auch das zweite Schwergewicht Nestlé (-1.1%) verlor an Wert, nachdem ein Broker das Rating zurückstufte. Ebenfalls unter klaren Abgaben litten Geberit, Sika, Sonova sowie Swisscom, die alle Verluste zwischen 0.7% und 1.1% hinnehmen mussten. Im breiten Markt fiel Barry Callebaut auf. Der CEO des Schokoladenproduzenten will gemäss einem Interview im Rahmen des angekündigten Sparprogramms 2’500 Stellen abbauen. Dies entspricht knapp einem Fünftel aller Mitarbeiter. Die Nachricht kam bei den Investoren nicht gut an und die Aktie verlor 2.2% an Wert. Der Gebäudezulieferer Arbonia (-4.2%) gab vor der heutigen Zahlenpublikation deutlich nach. Unter Abgaben litt auch BKW. Das Energieunternehmen verlor ohne nennenswerte Neuigkeiten 3.8% an Wert.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.17%, DAX: +0.02%

Nach den jüngsten Kursgewinnen, die einige Indizes auf Rekordstände hievten, zeigten sich die europäischen Aktienmärkte zum Start in die Börsenwoche von der zurückhaltenden Seite. Der länderübergreifende EuroStoxx50 schloss 0.2% tiefer, während der Rückgang beim britischen FTSE100 (-0.3%) sowie beim französischen CAC40 (-0.5%) deutlicher ausfielen. Leichte Gewinne verzeichneten der deutsche DAX (+0.02%) sowie der spanische IBEX35 (+0.1%). Auf Sektorenebene konnte einzig der Technologiesektor zulegen, nachdem dieser nach der Zahlenpublikation von Nvidia in der vergangenen Woche zu den Gewinnern zählte. Das Verlierertableau wurde angeführt von den Versorgern, gefolgt von den Sektoren Immobilien, Grundstoffe, Energie sowie Basiskonsumgüter.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.16%, S&P500: -0.38%; Nasdaq: -0.13%

Die amerikanischen Aktienmärkte agierten nach den erklommenen Höchstständen am gestrigen Handelstag etwas vorsichtiger. Mit Spannung erwarten die Marktteilnehmer insbesondere die US-Inflationsdaten, die am kommenden Donnerstag publiziert werden. Es ist ein wichtiger Indikator für die Notenbank, um die zukünftige Geldpolitik zu bestimmen. Der Leitindex DowJones gab um 0.2% nach, während der marktbreite S&P500 und der technologielastige Nasdaq um 0.4% bzw. 0.1% an Wert verloren. Auf Sektorensicht waren nur die drei Bereiche Energie, Zyklischer Konsum sowie Technologie gesucht. Zu den grössten Verlierern gehörten die Sektoren Versorger, Kommunikationsdienste, Immobilien, Grundstoffe sowie Gesundheit. Auf Einzeltitelebene fielen die Aktien der Google-Mutter Alphabet auf, die einen Verlust von 4.4% hinnehmen mussten. Die Anleger zeigen Bedenken, ob das Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu den Gewinnern zählt, und sehen Risiken für das Suchgeschäft durch KI-gestützte Konkurrenten. Gestern wurde der Onlineversandhändler Amazon in den Leitindex DowJones aufgenommen und ersetzt die grösste US-amerikanische Apothekenkette Walgreens Boots Alliance (-3.4%).

Unternehmensberichte

Heute Morgen publiziert PSP Swiss Property die Zahlen zum Geschäftsjahr 2023. Der Immobilienkonzern konnte den Liegenschaftsertrag um 5.0% auf CHF 331.9 Mio. steigern. Der Bilanzwert des Immobilienportfolios betrug per Ende 2023 CHF 9.6 Mrd. (Ende 2022: CHF 9.4 Mrd.). Die Leerstandsquote belief sich auf 3.6%, nachdem diese Ende 2022 bei 3.0% lag. Der operative Gewinn (EBITDA) ohne Liegenschaftserfolge konnte von CHF 293.8 Mio. im Vorjahr auf CHF 297.7 Mio. erhöht werden. Die entsprechende Marge kam bei 84.4% zu liegen, nachdem diese im Geschäftsjahr 2022 83.9% betrug. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn inklusive Neubewertungen von CHF 207.6 Mio. Im Geschäftsjahr 2022 betrug dieser CHF 330.0 Mio. Der Rückgang um CHF 122.4 Mio. oder 37.1% erklärt sich insbesondere durch die Portfolioabwertung um CHF 161.3 Mio. (2022: Aufwertung um CHF 124.9 Mio.). Der Generalversammlung wird eine Dividendenausschüttung von CHF 3.85 pro Aktie beantragt (Vorjahr: CHF 3.80). Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet PSP Swiss Property mit einem höheren Liegenschaftserfolg. Es wird mit einem tieferen Ertrag aus dem Verkauf von Entwicklungsprojekten und Stockwerkeigentum gerechnet, während die Betriebskosten stabil bleiben dürften. Aufgrund des höheren Zinsniveaus erwartet das Management einen höheren Finanzaufwand. Der EBITDA ohne Liegenschaftserfolg soll über CHF 295 Mio. zu liegen kommen. Die Leerstandsquote wird per Ende 2024 unter 4% gesehen. Mit dem präsentierten Zahlenset übertrifft PSP Swiss Property die Markterwartungen.

Auch Straumann veröffentlichte heute Morgen die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Der Dentalimplantatespezialist weist einen Umsatz von CHF 2.4 Mrd. und ein organisches Wachstum von 9.8% aus. Starke negative Währungseinflüsse führten zu einem Umsatzwachstum in Schweizer Franken von 3.9% (Umsatz 2022: CHF 2.3 Mrd.). Im 4. Quartal 2023 konnte der Umsatz auf CHF 624 Mio. von CHF 592 Mio. im Vorjahresquartal erhöht werden, was einem organischen Wachstum von 13.2% entspricht. Straumann erzielte eine starke Leistung im Geschäftsbereich Implantologie, wo sowohl im Premium- als auch im Challenger-Segment ein zweistelliges Volumenwachstum erzielt werden konnte. Während die Region Nordamerika eine gewisse Konsumschwäche aufzeigte, war der Patientenzulauf in Europa gut. Die Region Asien-Pazifik, insbesondere China, beflügelte nach der Einführung der volumenbasierten Beschaffung im Jahr 2023 das Gesamtergebnis. Das Unternehmen geht davon aus, dass es den Marktanteil in der Implantologie von rund 30% im Jahr 2022 auf etwa 32% im Jahr 2023 steigern konnte. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBIT stieg leicht von CHF 603 Mio. auf CHF 606 Mio. Die bereinigte EBIT-Marge sank von 26.0% auf 25.1%. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von CHF 247 Mio., nachdem dieser im Geschäftsjahr 2022 bei CHF 435 Mio. lag. Der Generalversammlung wird eine Dividende von CHF 0.85 pro Aktie vorgeschlagen (2022: CHF 0.80), wovon CHF 0.45 aus dem verfügbaren Gewinn und CHF 0.40 aus der Kapitaleinlagereserve bezahlt werden soll. Das Management strebt für das Geschäftsjahr 2024 ein organisches Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich sowie eine Profitabilität von rund 26% bei konstanten Währungskursen bzw. von 24% bis 25% unter Berücksichtigung erwarteter Wechselkurseffekte an. Mit dem Zahlenkranz konnte Straumann die Markterwartungen nur teilweise erfüllen. Während Umsatz, organisches Umsatzwachstum und der bereinigte EBIT in etwa den Erwartungen entsprach, fiel der Gewinn klar tiefer aus.

Der Verpackungshersteller SIG konnte den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 um 16.2% auf EUR 3.2 Mrd. erhöhen. Währungsbereinigt lag das Umsatzwachstum bei 18.5%. Insbesondere die beiden Grossübernahmen von Scholle IPN und Evergreen Asia waren für das Wachstum verantwortlich. Das organische Wachstum betrug 7.4% und blieb damit innerhalb der vom Unternehmen angepeilten Bandbreite von 7% bis 9%. Alle Regionen trugen zum Wachstum bei. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBITDA) stieg um 23.1% auf EUR 803.0 Mio. Die EBITDA-Marge kam bei 24.9% zu liegen, nachdem diese im Vorjahr bei 23.5% lag. Der bereinigte Reingewinn kam bei EUR 318 Mio. zu liegen, was einem Anstieg von 10.9% entspricht. Die Dividende soll von CHF 0.47 auf CHF 0.48 marginal erhöht werden. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Management mit einem organischen Umsatzwachstum am unteren Ende der Bandbreite von 4% bis 6% und die bereinigte EBITDA-Marge soll in der unteren Hälfte der Bandbreite von 25% bis 26% zu liegen kommen. Mit dem Zahlenset konnte SIG die Markterwartungen grossmehrheitlich nicht erfüllen.

Munich Re erzielte im Geschäftsjahr 2023 ein um 13.4% tieferes Konzernergebnis von EUR 4.6 Mrd. und hat damit das im Oktober 2023 von EUR 4 Mrd. auf EUR 4.5 Mrd. angehobene Gewinnziel leicht übertroffen. Im 4. Quartal betrug das Konzernergebnis EUR 1.0 Mrd., nachdem dieses im Vorjahresquartal bei EUR 1.14 Mrd. lag. Der Versicherungsumsatz aus abgeschlossenen Versicherungsverträgen stieg im Vergleich zum Vorjahr auf EUR 57.88 Mio. (2022: EUR 55.39 Mio.). Dies ist insbesondere auf das organische Wachstum im Segment Rückversicherung Schaden/Unfall und bei ERGO zurückzuführen, während Wechselkurseffekte die Entwicklung des Versicherungsumsatzes negativ beeinflussten. Im Geschäftsjahr 2023 hat Munich Re eine Eigenkapitalrendite von 15.7% verdient (2022: 20.2%). Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung eine um 29.3% höhere Dividende von EUR 15 pro Aktie vor. Die Solvenzquote nach Abzug der vorgeschlagenen Dividende betrug zum Ende des Jahres rund 267%, nachdem diese per Ende 222 bei 260% lag. Für das laufende Geschäftsjahr hat sich das Management das Ziel gesetzt, das Konzernergebnis auf EUR 5.0 Mrd. zu steigern. Der Versicherungsumsatz soll bei EUR 59 Mrd. zu liegen kommen. Zudem hat Munich Re ein neues Aktienrückkaufprogramm in der Höhe von EUR 1.5 Mrd. angekündigt. Dieses soll bis zur Generalversammlung 2025 abgeschlossen sein. Mit den publizierten Geschäftszahlen trifft Munich Re in etwa den Analystenkonsens.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.287% DE: 2.437% CH: 0.770%

Die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury ist gestern gestiegen und zeigte damit eine teilweise Gegenbewegung zum Rückgang vom Freitag. Robuste Wirtschaftsdaten sowie die hartnäckige Inflation haben zuletzt Zweifel an den bisher erwarteten raschen und starken Zinssenkungen aufkommen lassen. Am Donnerstag wird mit dem PCE-Deflator, das von der Fed bevorzugte Mass für die Inflation publiziert. Davon erhoffen sich Marktteilnehmende weitere Hinweise über den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung in den USA.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8797
Euro in US-Dollar: 1.0853
Euro in Franken: 0.9547

Der Euro konnte am gestrigen Handelstag gegenüber den meisten G10-Währungen zulegen, unter anderem auch gegenüber dem Schweizer Franken und dem US-Dollar. Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde betonte erneut, dass die EZB bei der Inflationsbekämpfung noch nicht dort sei, wo sie hinwill.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 77.77 pro Fass
Goldpreis: USD 2'033.82 pro Unze

Der Ölpreis der US-Sorte West Texas Intermediate handelte in den letzten Tagen in einem relativ engen Preisband. Zu Wochenbeginn legte er erneut leicht zu. Für Auftrieb sorgten gestern unter anderem Produktionsunterbrüche in Libyen, wo Proteste die Produktion auf einem Ölfeld lahmlegten.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine wichtigen Wirtschaftsdaten veröffentlicht. In Verlauf der Woche stehen Daten zum Wirtschaftswachstum und der Inflation in den USA im Fokus.

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich