23. April 2024, Tägliche Marktsicht

Leichte Erholung zum Start in die Handelswoche

Der Schweizer Aktienmarkt startete verhalten positiv in die neue Börsenwoche. Heute stehen die Quartalsberichte von Novartis, Kühne + Nagel sowie SAP im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.28%, SPI: +0.80%, SMIM: +0.52%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich zum Wochenstart von der vorsichtigen Seite, wobei die Marktteilnehmer erleichtert reagierten, dass es im Laufe des Wochenendes zu keinen weiteren Eskalationen im Nahen Osten gekommen ist. In dieser Woche dürfte sich der Fokus auf die Berichtsaison richten. In der Schweiz präsentieren unter anderem die drei Index-Schwergewichte, Novartis, Roche und Nestlé ihre Quartalszahlen. In den USA werden die Zahlen der Tech-Giganten Tesla, Meta, Apple und Microsoft erwartet. Der Leitindex SMI handelte gestern in einer engen Spanne seitwärts und schloss schlussendlich 0.3% höher. Bei den 20 SMI-Titeln standen sich 11 Kursgewinner und 8 Verlierer gegenüber. Auf dem Podest der besten Werte standen neben dem Logistiker Kühne + Nagel (+2.3%) und dem Pharmariesen Novartis (+2.1%), die beide heute ihre Quartalszahlen publizieren, der Hörgerätehersteller Sonova (+2.1%). Dahinter folgten Roche (+1.7%), Swiss Re (+1.2%) und Alcon (+1.0%). Am anderen Ende notierte das Schwergewicht Nestlé (-1.5%), das sich aufgrund des Dividendenabgangs als Bremsklotz erwies. Allerdings war der Rückgang von CHF 1.40 aber klar weniger als die Dividende von CHF 3 pro Aktie. Ebenfalls unter deutlichen Abgaben litten ABB (-1.3%), UBS (-1.2%) sowie Partners Group (-0.7%). Im breiten Markt fiel Sandoz (+5.1%) auf. Der Generikahersteller profitierte von einer Hochstufung durch einen Broker und erreichte gestern ein neues Rekordhoch. Die Aktien von Hochdorf brachen um 56.6% ein. Der Milchverarbeiter hat noch keinen Investor oder Käufer der gesamten Gruppe gefunden, weshalb nun der Fokus auf dem Verkauf der Tochtergesellschaft Swiss Nutrition liegt. Die Aktionäre könnten nun ihr Geld verlieren, denn wie es mit der Holding weitergeht, ist derzeit unklar.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.35%, DAX: +0.70%

Die europäischen Aktienmärkte notierten zum Auftakt in die neue Woche von der positiven Seite und setzen damit erneut zu einem Stabilisierungsversuch an. Am stärksten zulegen konnte der britische FTSE 100 (+1.6%), der sich im Verlaufe des Tages seinem Rekordhoch annäherte. Grund für den starken Anstieg lag in der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in Grossbritannien. Ebenfalls deutliche Kursgewinne verbuchte der spanische IBEX35 (+1.5%). Etwas moderater fielen die Gewinne mit 0.4% beim länderübergreifenden EuroStoxx50 aus. Auf Sektorenebene konnten die Branchen Kommunikationsdienste, Gesundheit und Energie die grössten Gewinne verzeichnen. Einzige der Technologiesektor musste Abgaben hinnehmen.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.67%, S&P500: +0.87%; Nasdaq: +1.11%

Der Auftakt in die von den Quartalszahlen grosser Technologieunternehmen geprägten Woche ist den amerikanischen Aktienmärkten geglückt. Der US-Leitindex DowJones legte um 0.7% zu, während der marktbreite S&P500 sowie der technologielastige Nasdaq um 0.9% bzw. 1.1% avancierten. Bei Handelsstart zeigten sich die Marktteilnehmer noch etwas verhalten, aber im Handelsverlauf nahm die Kauflust immer mehr zu. Aus Branchensicht konnten alle Sektoren den Tag in der Gewinnzone abschliessen. Gefragt waren Aktien aus den Bereichen Technologie, Finanzen, Versorger sowie Basiskonsumgüter. Die Aktien des Elektroautobauers Tesla (-3.4%) setzten ihre Talfahrt weiter fort und notieren auf dem tiefsten Stand seit 15 Monaten. Am Wochenende kündigte das Unternehmen aufgrund der weiterhin schwächelnden Nachfrage weitere Preissenkungen an. Heute Abend nach Börsenschluss präsentiert Tesla die Quartalszahlen.

Unternehmensberichte

Novartis präsentierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Quartal 2024. Das Pharmaunternehmen konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10% auf USD 11.8 Mrd. erhöhen. Zu konstanten Wechselkursen lag der Anstieg bei 11%. Das um verschiedene Einflüsse bereinigte operative Kernergebnis lag bei USD 4.5 Mrd., was einem Anstieg von 16% entspricht. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 2.7 Mrd., nachdem dieser im 1. Quartal 2023 bei knapp USD 2.2 gelegen hatte. Der Anstieg konnte aufgrund der insgesamt besseren Geschäftsentwicklung erreicht werden. Nach dem gelungenen Jahresauftakt erhöht das Management die Prognose für das Gesamtjahr 2024. Der Umsatz soll zu konstanten Wechselkursen neu im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen. Bisher erwartete das Management ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Der operative Kerngewinn soll neu im tiefen zweistelligen Prozentbereich wachsen. Bisher hat man ein Wachstum im hohen einstelligen Bereich prognostiziert. Ausserdem schlägt Novartis der Generalversammlung 2025 die Wahl von Giovanni Caforio als neuen Verwaltungsratspräsidenten vor, welcher den Posten vom langjährigen VRP Jörg Reinhardt übernehmen würde. Mit dem präsentierten Zahlenset liegt Novartis über den Markterwartungen.

Kühne + Nagel musste im 1. Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 18% auf CHF 5.5 Mrd. hinnehmen. In der Sparte Seefracht ging der Umsatz um 28% auf CHF 1.9 Mrd. zurück, während im Segment Luftfracht ein um 15% tieferer Umsatz von CHF 1.6 Mrd. resultierte. Jedoch spürte Kühne + Nagel eine leicht anziehende Nachfrage nach Transportleistungen in der See- und Luftfracht. Auch in den beiden weiteren kleineren Sparten Strasse & Schiene und Kontraktlogistik lag der Umsatz jeweils um 10% tiefer als im Vorjahresquartal. Der Bruttogewinn kam 13% tiefer bei CHF 2.1 Mrd. zu liegen. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT lag bei CHF 376 Mio., was einem Rückgang um 39% zum 1. Quartal 2023 entspricht. Unter dem Strich verblieb ein um 40% tieferen Reingewinn von CHF 278 Mio. Die Konversionsrate, die das Verhältnis zwischen EBIT und dem Bruttogewinn misst, betrug 18% im 1. Quartal 2024 und lag damit deutlich höher als vor Corona im 1. Quartal 2019. Auch im Vergleich zum 4. Quartal 2023, als diese bei 15.6% lag, konnte eine Verbesserung erzielt werden. Diese ist gemäss Management auf Kostenmassnahmen zurückzuführen. Auf Stufe Umsatz hatte der Analystenkonsens mehr erwartet, allerdings erfüllt Kühne + Nagel in etwa die Erwartungen beim EBIT sowie bei der Konversationsrate.

SAP präsentierte gestern nach Börsenschluss die Zahlen zum 1. Quartal 2024. Europas grösster Softwarehersteller konnte den Umsatz um 8% auf EUR 8.04 Mrd. erhöhen. Insbesondere die Sparte Clouderlöse, welche Produkte zur Nutzung über das Netz gegen Abonnementgebühr anbietet, überzeugte mit einem Anstieg von 24% auf EUR 3.93 Mrd. Das Bruttoergebnis kam bei EUR 5.76 Mrd. zu liegen, nach EUR 5.28 Mrd. im Vorjahresquartal. Das Betriebsergebnis wurde im 1. Quartal durch Restrukturierungsrückstellungen in der Höhe von EUR 2.2 Mrd. belastet. Dies führte zu einem operativen Verlust von EUR 787 Mio. SAP hatte Anfang Jahr angekündigt, rund 8000 Stellen abzubauen, um sich stärker auf Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz zu konzentrieren. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich jedoch um 16% auf EUR 1.53 Mrd. Das Management bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr. Auf Stufe Umsatz konnte SAP die Markterwartungen erfüllen. Unter dem Strich hatten sich die Analysten jedoch mehr erhofft.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.611% DE: 2.484% CH: 0.664%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe sank gestern leicht. Wichtige Konjunkturdaten standen jedoch keine auf der Agenda, weshalb die Impulse für grössere Bewegungen fehlten. Im Verlauf der Woche rückt wieder die Geldpolitik in den Fokus der Kapitalmärkte. Am Freitag wird der PCE-Deflator, das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmass, veröffentlicht.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9126
Euro in US-Dollar: 1.0651
Euro in Franken: 0.9720

Die grössere Risikobereitschaft belastete gestern den als sicherer Hafen geltenden Schweizer Franken. Entsprechend verlor der Schweizer Franken gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert. Mangels wichtiger Konjunkturdaten hielten sich die Bewegungen am Devisenmarkt jedoch in Grenzen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 82.24 pro Fass
Goldpreis: USD 2'309.93 pro Unze

Der Goldpreis startete mit deutlichen Verlusten in die neue Woche. Da sich die Spannungen zwischen dem Iran und Israel nicht weiter zugespitzt haben, war das als sicher geltende Edelmetall gestern nicht gesucht. Auch beim Ölpreis machte sich die nachlassende Sorge vor einer weiteren Eskalation bemerkbar. Der Ölpreis hat gestern ebenfalls nachgelassen.

Wirtschaft und Konjunktur

Eurozone: Konsumentenvertrauen (April)
letzte: -14.9; erwartet: -14.5; aktuell: -14.7

Gemäss einer ersten Schätzung hat sich das Konsumentenvertrauen in der Eurozone im April leicht verbessert. Der Index stieg von -14.9 auf -14.7. Erwartet wurde jedoch ein deutlicherer Anstieg auf -14.5. Mit dem jüngsten Anstieg hellt sich die Konsumentenstimmung bereits den dritten Monat in Folge auf. Sie notiert aber weiterhin auf unterdurchschnittlichem Niveau.

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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