29. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Indexschwergewichte belasten den SMI

Die Finanzmärkte bewegen sich am Tag vor den US-Inflationszahlen mehrheitlich seitwärts. Im Fokus stehen heute die Unternehmensberichte von Adecco, Clariant, Emmi und Meier Tobler.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.23%, SPI: -0.33%, SMIM: -0.43%

Der Schweizer Aktienmarkt startete gestern positiv in den Handelstag, ehe ihm am frühen Nachmittag die Luft allmählich ausging. Der Leitindex SMI schloss mit einem leichten Minus von 0.2%. Bei den 20 Bluechips war die Verteilung bei Börsenschluss ausgeglichen, da 10 Werte Gewinne und die übrigen 10 Werte Verluste zu verzeichneten. Der Augenheilkundekonzern Alcon konnte nach den überzeugenden Geschäftszahlen deutlich zulegen und führte das Feld mit einem Plus von 5.2% an. Kühne + Nagel reihte sich hinter Alcon ein und ging 2.1% höher aus dem Handel. Der Aktienkurs des Frachtlogistikunternehmens scheint seit den präsentierten Zahlen von letztem Freitag wieder an Fahrt aufzunehmen, nachdem sich die Aktie seit Jahresbeginn seitwärts mit rückläufiger Tendenz bewegte. Die Unternehmen aus der Versicherungsbranche verzeichneten mit Zurich (+1.2%), SwissRe (+0.8%) und Swiss Life (+0.2%) ebenfalls Kursgewinne. Negativ gewertet wurden die Übernahmepläne von Swisscom. Das Vorhaben, Vodafone Italien für CHF 8 Mrd. zu übernehmen, wurde von den Anlegern nicht positiv aufgenommen. Die Aktie verlor 1.4%. Die Indexschwergewichte reihten sich ebenfalls in der Verlustzone ein. Die Pharmawerte verloren mit Roche (-0.4%) und Novartis (-0.7%) an Terrain. Noch stärker wurden die Titel von Nestlé abgestraft. Die Aktien büssten 1.7% ein und schlossen auf dem Jahrestief mit CHF 92.05. Der Hörgerätspezialist Sonova (-3.5%) war der Tagesverlierer im SMI. Am breiten Markt schossen die Titel der Biotechunternehmens Idorsia zuerst in die Höhe, diese büssten im Tagesverlauf jegliche wieder Gewinne ein und schlossen 8.7% tiefer. Der Verbindungstechniker Bossard verlor nach durchzogenen Geschäftszahlen 2.8%. Die Aktien vom Klimatechniker Zehnder (+1.1%) trotzten dem Gewinnrückgang im Jahr 2023 und legten zu. Beim Sensorproduzenten ams Osram (-3.1%) gehen die negativen Nachrichten weiter. Gestern nach Börsenschluss meldete das Unternehmen, dass aufgrund einer unerwarteten Stornierung des Schlüsselprojekts microLED eine Wertberichtigung von EUR 600 bis 900 Mio. vorgenommen werden muss. Diese ist nicht cash-wirksam und wird den bereinigten operativen Gewinn mit EUR 30 bis 50 Mio. belasten.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.04%, DAX: +0.25%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern uneinheitlich. Der länderübergreifende EuroStoxx50 verharrte auf einem hohen Niveau und schloss 0.04% im Minus. Der französische CAC40 stieg 0.1% an. Deutliche Abgaben verzeichnete der britische FTSE100, der 0.8% an Wert einbüsste. Der spanische IBEX35 (-0.5%) konnte sich trotz Abgaben über der 10’000-er Marke halten. Auf Sektorenebene waren die Bereiche Industrie und Finanzdienstleistungen gefragt.  Unterdurchschnittlich entwickelten sich Technologie, Konsumgüter und Immobilien.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.06%%, S&P500: -0.17%; Nasdaq: -0.55%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich gestern zurückhaltend und gaben in der Nähe der jüngsten Rekordniveaus leicht nach. Heute Donnerstag werden die Inflationsdaten für den Monat Januar präsentiert und am Freitag folgen mit dem ISM-Indikator aus der Industrie ebenfalls wichtige Konjunkturdaten. Der Leitindex DowJones schloss mit leichten Abgaben, 0.1% tiefer als am Vortag. Der S&P500 und der technologielastige Nasdaq mussten höhere Verluste hinnehmen und beendeten den Börsentag mit Verlusten von 0.2% bzw. 0.6%. Aus Sektorensicht waren die Bereiche Immobilien, Finanzdienstleistungen sowie nichtzyklischer Konsum gesucht. Zu den grössten Verlierern gehörten die Sektoren Gesundheit, Technologie und Kommunikationsdienstleistungen.

Unternehmensberichte

Heute Morgen präsentierte der Personalvermittler Adecco das 4. Quartal des Geschäftsjahres 2023. Adecco verzeichnete wie erwartet einen Umsatzrückgang. Dieser bezifferte er auf 2% , was in einem Umsatzrückgang von EUR 6.1 Mio. resultierte. Das Unternehmen konnte trotzdem einen leicht höheren Reingewinn verbuchen, welcher um 6% auf EUR 68 Mio. anstieg. Das bereinigte operative Ergebnis auf Stufe EBIT erhöhte sich um insgesamt 16% auf EUR 264 Mio. bei einer Marge von 4.3%. Das Unternehmen profitierte von den Synergien aus der Akka-Übernahme über insgesamt EUR 60 Mio.. Die Dividende bleibt bei CHF 2.50 pro Aktie für das Jahr 2023 auf gleicher Höhe wie im Vorjahr. Die Erwartungen der Analysten wurden im Umsatz übertroffen, der Zuwachs im Reingewinn liegt jedoch unter den Prognosen. Für das erste Quartal 2024 sieht Adecco neue Marktanteilsgewinne, bei leicht rückläufigen Geschäftsvolumina. Dabei dürften die Bruttomargen auf einem vergleichbaren Niveau bleiben.

Das Chemieunternehmen Clariant legte ebenfalls die Geschäftszahlen des 4. Quartals f 2023 vor. Dabei verfehlt das Unternehmen die Erwartungen beim bereinigten EBITDA. Dieser fällt mit CHF 158 Mio. rund 22% tiefer aus als von den Analysten erwartet. Grund dafür sind erhebliche Abschreibungen und schwierige Marktbedingungen. Der Quartalsumsatz lag mit CHF 1.06 Mrd. ebenfalls unter den Erwartungen. Auf der Jahresbasis sank der Umsatz um 16% und beläuft sich auf CHF 4.38 Mrd. Eine schwache Kundennachfrage sorgte für ein tieferes Absatzvolumen bei gleichbleibenden Verkaufspreisen. Trotz einiger Herausforderungen kann Clariant einen Überschuss von CHF 213 Mio. verbuchen. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von CHF 0.42 pro Aktie. Für das Geschäftsjahr 2024 sieht das Unternehmen unter anderem eine Verbesserung der EBITDA-Marge auf 15% vor. Bis 2025 soll sich diese in die Richtung 17% bis 18% bewegen.

Emmi verzeichnete im Geschäftsjahr 2023 trotz eines Abschreibers aufgrund des Verkaufs einer deutschen Tochter einen höheren Gewinn als im Vorjahr. Auf EBIT-Ebene betrug der Betriebsgewinn CHF 258 Mio., was einem Anstieg von 2% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Veräusserung der deutschen Biomolkerei «Gläserne Molkerei» belastete den EBIT um CHF 37 Mio. Bereinigt um Akquisitions- und Währungseffekte beläuft sich der Betriebsgewinn auf CHF 295 Mio., was einer Zunahme von 11% gleichkommt. Die Profitabilitätsmarge konnte ebenfalls gesteigert werden und beträgt neu 7%. Der um Einmaleffekte bereinigte Reingewinn betrug CHF 212 Mio. (+9.3%). Die Aktionäre erhalten eine um CHF 1 höhere Dividende von CHF 15.5 pro Aktie. Im Ausblick für das Jahr 2024 strebt der Milchproduzent ein organisches Wachstum von 1% bis 2% bei einem steigenden EBIT von CHF 295 bis 315 Mio. an.

Meier Tobler schaut aufgrund von Problemen beim Bau und Hochfahren des neuen Dienstleistungscenters in Oberbuchsiten auf ein schwieriges Jahr zurück. Verschiedene Bauverzögerungen haben in der zweiten Jahreshälfte zu Lieferstaus geführt, die einen Umsatzrückgang von 1.9% auf CHF 546 Mio. verursachten. Dieser Umstand spiegelt sich auch im Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA wider. Dieser ging um 6.9% auf CHF 48.5 Mio. zurück. Die entsprechende Marge wird 0.5% tiefer als im Vorjahr ausgewiesen und beträgt neu 8.9%. Nach einem starken ersten Halbjahr aufgrund von Heizungssanierungen, normalisierte sich der Markt in der zweiten Hälfte und wurde durch die Bauschwierigkeiten belastet. Die Logistikprobleme konnten mittlerweile gelöst werden, trotzdem befinden sich die Monatsumsätze für die abgelaufenen Monate 2024 bisher deutlich unter dem Niveau vom Vorjahr. Meier Tobler geht davon aus, im 1. Halbjahr 2024 das Vorjahresniveau nicht erreichen wird. Für das Gesamtjahr 2024 sieht das Unternehmen eine stabile Entwicklung im Bereich Wärmepumpen und strebt an, die Gewinnzahlen des Vorjahres wieder zu erreichen. Der Verwaltungsrat schlägt eine um 10 Rappen höhere Dividende von CHF 1.30 pro Aktie vor.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.274% DE: 2.456% CH: 0.766%

Die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury gab zur Wochenmitte leicht nach. Die gestern veröffentlichten Daten zum US-Wirtschaftswachstum sorgten jedoch nicht für grössere Bewegungen am Kapitalmarkt. Heute richtet sich der Blick auf den PCE-Preisdeflator. Von dem von der Fed bevorzugten Inflationsmass erhoffen sich Marktteilnehmende weitere Hinweise über den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung in den USA.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8788
Euro in US-Dollar: 1.0833
Euro in Franken: 0.9518

Der US-Dollar konnte gestern gegenüber den meisten G10-Währungen zulegen. Gestützt wurde er vom robusten Wirtschaftswachstum in den USA. Erneut unter Druck stand der neuseeländische Dollar, welcher unter dem Entscheid der neuseeländischen Notenbank, den Leitzins unverändert zu belassen, litt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.54 pro Fass
Goldpreis: USD 2'036.93 pro Unze

Der Ölpreis gab zu Wochenmitte leicht nach. Die Ölreserven in den USA haben in der vergangenen Woche überraschend stark zugenommen und drückten entsprechend auf den Ölpreis. Zusätzlich belastete der stärkere US-Dollar, welcher Erdöl in weiten Teilen der Welt verteuert.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Bruttoinlandsprodukt (4. Quartal)
letzter: 4.9%; erwartet: 3.3%; aktuell: 3.2%

Im vierten Quartal 2023 ist die US-Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal annualisiert um 3.2% gewachsen. Damit wurde das Wirtschaftswachstum im Vergleich zur ersten Schätzung um 0.1 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Am stärksten zum Wachstum beigetragen hat der für die US-Wirtschaft wichtige private Konsum. Daneben haben auch die Investitionen, Exporte und Staatsausgaben zum Wachstum beigetragen. Das breit abgestützte Wachstum zeigt, dass sich die US-Wirtschaft angesichts der hohen Zinsen weiterhin robust entwickelt.

 

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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