04. April 2024, Tägliche Marktsicht

Erholungsversuche zur Wochenmitte

Nach dem schwachen Vortag zeigte der Schweizer Aktienmarkt gestern eine Gegenbewegung. Der SMI wurde allerdings von den schwachen Schwergewichten gebremst.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.19%, SPI: +0.18%, SMIM: +0.09%

Nach dem schwachen Quartalsauftakt zeigte der Schweizer Aktienmarkt zur Wochenmitte eine leichte Gegenbewegung. Der SMI entfernte sich an einem ruhigen Handelstag allerdings nur wenig vom Vortagesschlusskurs und beendete den Tag schliesslich 0.2% höher. Dass das Plus beim Leitindex nicht noch grösser ausfiel, war vor allem dem schwachen Abschneiden der drei Index-Schwergewichte geschuldet. Novartis (+0.1%), Roche (-0.3%) und Nestlé (-0.6%) gehörten zu den schwächsten Werten im Leitindex. Die rote Laterne bei den grosskapitalisierten Werten trug aber Swiss Re. Der unerwartete Abgang von CEO Mumenthaler, der im Sommer durch Andreas Berger, den aktuellen Leiter Corporate Solutions ersetzt wird, sorgte am Markt für Verunsicherung. Bei der zuletzt stark gelaufenen Aktie setzten Gewinnmitnahmen ein, die sich in einem Kursminus von 3.5% summierten. Auf der Gegenseite standen mit Geberit (+1.2%), Logitech (+1.2%), Alcon (+1.2%), Richemont (+1.3%), Lonza (+2.0%) und Kühne + Nagel (+3.4%) mehrheitlich Zykliker in der Gunst der Anleger. Bei Lonza halfen positive Anschlusskommentare zum am Dienstag angekündigten CEO Wienand für Auftrieb. Im breiten Markt stiegen die Aktien von Aryzta ohne relevante Neuigkeiten um 6.9% an. Die Titel von Barry Callebaut sackten hingegen nach einer pessimistischen Brokerstudie um 4.3% ab. Die Aktien von Montana Aerospace zogen nach der gestrigen Vorlage der endgültigen Jahreszahlen um 2.4% an. Der Luftfahrtzulieferer blieb zwar leicht hinter der eigenen Zielsetzung zurück, hielt hingegen an seinen Mittelfristambitionen fest.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.54%, DAX: +0.46%

Die europäischen Aktienmärkte schwenken nach dem Taucher vom Dienstag gestern wieder in die Gewinnzone. Für Auftrieb sorgten unter anderem die Inflationszahlen aus der Eurozone, welche im März tiefer ausgefallen sind als erwartet. Dies nährte Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung der EZB. Der EuroStoxx50 und der DAX gingen jeweils 0.5% höher aus dem Handel. Aus Branchensicht setzte der Energiesektor seinen jüngsten Aufschwung fort. Die Öl- und Gasaktien wurden zuletzt vor allem vom deutlich gestiegenen Erdölpreis beflügelt. Ebenfalls zu den Gewinnern gehörten Aktien aus den konjunktursensitiven Sektoren IT, Finanzen und Grundstoffe. Nicht gefragt waren dagegen defensive Bereiche wie Versorger, Immobilien und Basiskonsumgüter. Auf Einzeltitelebene stand unter anderem BMW im Fokus. Der Autohersteller überraschte mit seinen jüngsten Absatzzahlen für den US-Markt positiv, was die Aktie 4.9% anschob.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.11%, S&P500: +0.11%; Nasdaq: +0.23%

Die amerikanischen Aktienmärkte traten gestern an Ort und Stelle. Zwischenzeitliche Kursgewinne bröckelten im Tagesverlauf mehrheitlich wieder ab. Zunächst sorgten schwächer als erwartete Konjunkturzahlen aus dem US-Service-Sektor für eine positive Reaktion, da sie die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung unterstützten. Allerdings bekräftigte Notenbank-Chef Powell in seinem abendlichen Kommentar, dass die Notenbank weitere Datenpunkte zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung abwarten möchte, bevor sie eine erste Zinssenkung in Betracht zieht. Der DowJones ging schliesslich mit einem Minus von 0.1% aus dem Handel. Der S&P500 schloss 0.1% höher, während der Nasdaq mit einem Plus von 0.2% schloss. Bei den Einzelwerten stand unter anderem Intel im Fokus. Der Chiphersteller rechnet für seine Auftragsfertiger-Sparte in den nächsten Jahren mit Verlusten. 2023 verringerte sich der Umsatz in der neu ausgewiesenen Sparte um 31% auf USD 18.9 Mrd. Der Verlust erhöhte sich von USD 5.2 Mrd. auf USD 7.0 Mrd. Mit einem Überschreiten der Gewinnschwelle in diesem Geschäftsbereich rechnet Intel erst etwa im Jahr 2027. Dies sorgte am Aktienmarkt für Enttäuschung und ein Kursminus von 8.2%. Auf der Gewinnerseite standen die Aktien von Spotify. Der Musik-Streamingdienst plant eine Preiserhöhung, was die Aktien um 8.2% anschob.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.365% DE: 2.393% CH: 0.667%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe tendierte auch am dritten Handelstag im April nach oben. Die vorsichtigen Worte der US-Notenbank bezüglich der weiteren Zinsschritte lässt aktuell die US-Zinsen steigen. Sie will zwar noch in diesem Jahr erste Zinssenkungen vornehmen. Allerdings will sie noch klarere Signale einer schwächeren Inflation sehen. Diese zeigen sich bis anhin noch nicht.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9034
Euro in US-Dollar: 1.0834
Euro in Franken: 0.9796

Der Euro notiert gegenüber dem Schweizer Franken weiter auf einem hohen Niveau. Die tiefer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten haben vorerst noch keine Euroschwäche eingeläutet. Dies, obgleich eine sinkende Inflation der EZB wieder mehr Spielraum für Zinssenkungen gibt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 85.86 pro Fass
Goldpreis: USD 2'300.84 pro Unze

Die US-Ölsorte WTI kostet derzeit wieder mehr als 85 US-Dollar das Fass. Mehrere Faktoren sind aktuell für den steigenden Preis verantwortlich. Zum einen die geopolitische Entwicklung im Nahen Osten, welche mit dem gezielten Angriff auf den Iran durch Israel einen neuen Eskalationspunkt erreichte. Und zum anderen die wieder steigenden Nachfrage aus China. Gleichzeitig will die OPEC+ an ihren aktuellen Quoten festhalten, trotz des gestiegenen Preises.

Wirtschaft und Konjunktur

Eurozone: Inflation, YoY (März)
letzte: 2.6%; erwartet: 2.5%; aktuell: 2.4%

Die Inflation in der Eurozone verlangsamte sich im März weiter. Dies kommt nicht allzu überraschend, haben doch bereits in den letzten Tagen Deutschland wie auch Italien und Frankreich tiefere Inflationsdaten vermeldet. Der Rückgang gibt der EZB nun zunehmend Spielraum, mittels Zinssenkung der schwächelnden europäischen Wirtschaft unter die Arme zu greifen.

USA: ISM Dienstleistungen (März)
letzte: 52.6; erwartet: 52.8 aktuell: 51.4

Die jüngste Befragung von Einkaufsmanager aus dem Dienstleistungsbereich in den USA zeigt zwar weiter eine positive Stimmung an. Doch der Index ist überraschend stark auf 51.4 Punkte gesunken. Erwartet wurde ein erneuter Anstieg. Der Rückgang ist allerdings mehrheitlich einem tieferen Wert bei den Auslieferungen geschuldet. Liefern die Firmen schneller aus, sinkt der Wert und drückt den Gesamtindex nach unten. Dieser sank von 48.9 auf 45.5 Punkte. Entsprechend sollte dieser Rückgang des Gesamtindex nicht überbewertet werden. 

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich