17. April 2024, Tägliche Marktsicht

Die europäischen Aktienmärke rutschen ins Minus

Die angespannte Lage im Nahen Osten sorgt für Verluste in Europa. Die US-Aktienmärkte stabilisieren sich.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -1.75%, SPI: -1.49%, SMIM: -1.37%

Der Schweizer Aktienmarkt wurde am Dienstag von den Vorgaben aus den USA in Mitleidenschaft gezogen und verlor deutlich an Boden. Die angespannte Lage im Nahen Osten und die zurückgekommenen Zinssenkungserwartungen belasteten die Aktienmärkte. Bei den Anlegern ist ein hohes Mass an Unsicherheit zu spüren. Dies zeichnete sich auch in den Entwicklungen des Schweizer Leitindex SMI ab, welcher den Börsentag nahe des Tagestiefs bei einem Minus von 1.75% beendete. Alle 20 Bluechips-Titel schlossen im Minus. Logitech (-2.0%), Kühne+Nagel (-2.1%), Alcon (-2.7%), UBS (-2.7%) und Partners Group (-3.0%) verloren allesamt deutlich an Wert. Die Aktien der UBS wurden vor allem von den angekündigten Regulierungen durch den Bundesrat belastet, welche zusätzliche Kosten von CHF 15 bis 25 Mrd. verursachen werden. Schlusslicht beim Swiss Market Index war der Rückversicherer Swiss Re (-8.9%). Dies ist allerdings durch den gestrigen Dividenden-Abgang zu begründen. Am breiten Markt verloren die Papiere des Bauchemiekonzerns Sika (-0.6%) nur leicht an Wert, nachdem das Unternehmen am Dienstagmorgen den Zahlenkranz zum ersten Quartal präsentiert hatte. Des Weiteren reagierten die Titel von Schokoladenproduzent Barry Callebaut (+6.7%) positiv auf Analystenkommentare. Doc Morris (+3.5%) konnte nach den präsentierten Geschäftszahlen ebenfalls deutlich zulegen. 

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.35%, DAX: -1.44%

Die europäischen Aktienmärkte hatten am Dienstag klare Verluste zu verbuchen. Als Begründung wurden mehrere Faktoren genannt. Darunter fallen die enttäuschenden Zinsaussichten in den USA, die eher schwache Wirtschaftsentwicklung Chinas und die spürbaren Unsicherheiten im Nahen Osten. Im Index-Quervergleich büsste der britische Index FTSE100 (-1.8%) am meisten ein. Der spanische Index IBEX35 verlor indes 1.5%. Ebenfalls rückläufige Werte wiesen der deutsche DAX und der französische CAC40 (beide -1.4%) vor. Der länderübergreifende EuroStoxx50 ging 1.4% zurück. Auch auf der Sektorenebene waren durch das Band negative Entwicklungen festzustellen. Die Sektoren Energie, Grundstoffe und Finanzen wiesen die höchsten Verluste aus.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.17%, S&P500: -0.21%; Nasdaq: -0.12%

Nach einem schwachen Wochenauftakt dämmten die US-Aktienmärkte die Verluste am Dienstag ein. Der Leitindex DowJones verzeichnete sogar ein leichtes Plus von 0.2%. Nachdem die Indices am Vortag aufgrund erhöhter Marktunsicherheiten nachgaben, waren nun Zeichen der Erholung festzustellen. Der S&P500 (-0.2%) beendete den Börsentag nur leicht in der Verlustzone, ebenso sah es beim technologielastigen Nasdaq (-0.1%) aus. In der Sektorenbetrachtung verloren jedoch deutlich mehr Sektoren an Terrain. Die Sektoren Energie, Versorger und Immobilien beklagten die höchsten Abgaben, während sich die Sektoren Gesundheit, Konsumgüter und Technologie positiv entwickelten. Auf Einzeltitelebene fielen die Aktien von UnitedHealth (+5.2%) auf, nachdem die Quartalsergebnisse positiv überraschten. Auch die Papiere von Morgan Stanley (+2.5%) überzeugten mit dem präsentierten Zahlenset. Negativ reagierten die Anleger auf die höher ausgefallenen Wertberichtigungen von Bank of America, nachdem die US-Bank ebenfalls seine Quartalzahlen vorgelegt hatte. Des Weiteren verloren die Aktien von Tesla (-2.7%) und Johnson & Johnson (-2.1%) klar an Wert.     

Unternehmensberichte

Rio Tinto präsentierte seine Ergebnisse zum ersten Quartal des laufenden Jahres. Der zweitgrösste Bergbaukonzern der Welt hat im Startquartal 78.0 Mio. Tonnen Eisenerz aus seinen Minen in der australischen Pilbara-Region verschifft. Das entspricht einem Rückgang von 10% im Vergleich zum vorherigen Quartal und einem Minus von 5% im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres. Die Gesamtproduktion von Rio Tinto im ersten Quartal betrug 77.9 Mio. Tonnen, was einem Rückgang von 11% gegenüber dem Vorquartal entspricht. Trotz dieser Rückgänge plant das Unternehmen, im Gesamtjahr zwischen 323 und 338 Mio. Tonnen auszuliefern. Die Prognose für die Gesamtproduktion sowie die Schätzung der Betriebskosten bleiben unverändert.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.657% DE: 2.484% CH: 0.667%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist auf ein 5-Monatshoch knapp unter 4.70% gestiegen. Angesichts der hartnäckigen Inflation in den USA wurden die Markterwartungen an stark fallende US-Leitzinsen zuletzt auf die lange Bank geschoben.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9124
Euro in US-Dollar: 1.0623
Euro in Franken: 0.9692

Im Marktumfeld der vergangenen Tage erhielt der Schweizer Franken wieder Aufwind. Entsprechend ist der EUR/CHF-Kurs nach Erreichen eines 11-Monatshochs von 0.98 Rappen zuletzt zurückgefallen. In Summe wertete der Franken im April zu den anderen G10-Währungen auf – mit einer Ausnahme. Der US-Dollar wird gestärkt von den robusten Konjunkturdaten und den sich immer mehr nach hinten verschobenen Markterwartungen an eine erste US-Leitzinssenkung.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 84.78 pro Fass
Goldpreis: USD 2'378.81 pro Unze

Die Preise für die Ölsorten Brent und WTI notierten gestern leicht schwächer. Seit Anfang 2024 sind sie allerdings um rund 20 Prozent gestiegen. Der Erdölmarkt steht derzeit unter besonderer Beobachtung. Am Markt wird eine Reaktion Israels auf den Angriff des Iran vom Wochenende erwartet und sorgt für Unsicherheit.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Industrieproduktion MoM (März)
letzter: 0.4%; erwartet: 0.4%; aktuell: 0.4%

Die Daten zur US-Industrieproduktion sind mit einem Wachstum von 0.4% im Vergleich zum Vormonat wie erwartet ausgefallen. Das verarbeitende Gewerbe, auf das drei Viertel der gesamten Industrieproduktion entfällt, zeigt nach mehr als einem Jahr schleppender Aktivität Anzeichen für eine Trendwende. Bereits zuvor hatte die ISM-Umfrage eine verbesserte Stimmung in der US-Industrie angedeutet, als der Einkaufsmanagerindex über die Schwelle von 50 Punkten in den Wachstumsbereich gestiegen ist. Gegenwind kommt dagegen von den zuletzt wieder gestiegenen Inputkosten für wichtige Rohstoffe wie Erdöl sowie den hohen Kreditkosten.

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
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