Kind und Karriere: kein Dilemma

Für gewöhnlich machen Frauen während der Schwangerschaft keine Karriere. Anders Nina Wirth. Noch bevor sie in den Mutterschaftsurlaub ging, wurde sie befördert. Neu leitet sie eins der drei Privatkundenteams in St. Gallen.

In einer Welt, die oft von traditionellen Bildungswegen geprägt ist, hat Nina bewiesen, dass der Weg zum beruflichen Erfolg viele Richtungen haben kann. So hat sie nach ihrem Abitur einen unkonventionellen Pfad eingeschlagen. Obwohl sie die Möglichkeit hatte, an der Universität St. Gallen zu studieren, entschied sie sich bewusst dagegen und wählte den Weg der praktischen Arbeit. «Ein Vollzeitstudium war nix für mich», sagt Nina. Trotz der anfänglichen Enttäuschung ihrer Familie und Freunde über ihre Entscheidung bewies Nina, dass jede Erfahrung wertvoll sein kann, um Fähigkeiten aufzubauen. Ihr erster Job nach dem abgebrochenen Studium an der HSG im Call Center mag für manchen vielleicht unbedeutend erscheinen, aber er markiert den Beginn ihrer Karriere. «Da bei sämtlichen Banken alle Stellen für einen Quereinstieg nach der Kanti bereits vergeben waren, habe ich als Übergangslösung dort gearbeitet. Das ist vielleicht unüblich, aber ich habe früh gelernt, stets das Beste aus meiner Situation zu machen», erzählt sie weiter. Heute ist sie Teamleiterin Privatkunden in St. Gallen.

Aufgeben ist keine Option

Ihr Aufstieg als Quereinsteigerin ist beeindruckend: Von einer befristeten Position als Assistentin des Niederlassungsleiters bis hin zur Leitung der Kundenhalle in St. Gallen im Alter von nur 27 Jahren hat sie bewiesen, dass sie entschlossen an ihren beruflichen Zielen arbeitet. «Es war keine einfache Reise», weiss sie zu berichten. «Aber ich habe nie aufgegeben.»

Ihr Karriereweg nahm im Sommer 2022 eine neue Wendung, als Nina das Gespräch mit ihren Vorgesetzten suchte. Sie hegte den Wunsch, in die Kundenberatung zu wechseln, und gleichzeitig offenbarte sie ihren Wunsch, Mutter zu werden. «Für die Offenheit und das Vertrauen, die mir entgegengebracht wurden, bin ich sehr dankbar. Ohne Roger Haslers und Christian Sutters Unterstützung wäre die harmonische Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht möglich», versichert Nina. Sie blieb Leiterin Kundenhalle, baute gleichzeitig ihre Kompetenzen in der Kundenberatung aus und bereitete sich auf ihre Mutterrolle vor. «Es war unglaublich: Ich hatte ‹de Füfer, es Weggli und es Prügeli›», sagt sie und lächelt.

«Für die Offenheit und das Vertrauen, die mir entgegen gebracht wurden, bin ich sehr dankbar.»

Nina Wirth

«Plötzlich befand ich mich in einem Bewerbungsgespräch»

Kaum hatte sie begonnen, sich in den Job einer Kundenberaterin einzuarbeiten, wurde Nina schwanger. Zeitgleich kündigte der Teamleiter Privatkunden. Diese unerwartete Veränderung hatte auch Auswirkungen auf sie. So wurde sie während einer Sitzung mit der Möglichkeit konfrontiert, die Leitung dieses Teams zu übernehmen. «Eigentlich wollten Christian Sutter, Roger Hasler und ich besprechen, wie es nach meinem Mutterschaftsurlaub weitergehen soll. Doch plötzlich befand ich mich in einem Bewerbungsgespräch», erzählt Nina weiter. Am Ende des Gesprächs hatte sie die Verantwortlichen überzeugt. «Das Angebot hat mich sehr gefreut. Ich habe einmal darüber geschlafen und zugesagt», erzählt sie. Besonders habe sie sich über die Reaktion des Teams Privatkunden gefreut: «Als wir die Mitglieder informierten, haben sie mich herzlich willkommen geheissen.»

Auf die Frage, ob ihr das nicht zu viel sei, antwortet sie: «Meine Mutter hat mir vorgelebt, dass beruflicher Erfolg und Familienleben miteinander vereinbar sind. Ausserdem sind Christian und Roger offen gegenüber neuen Arbeitsmodellen. Einen Tag in der Woche darf ich nur Mutter sein. Das erleichtert einiges», gibt die junge Mutter zu. Zudem habe ihr Ehemann, der als Chefkoch beim Kantonsspital St. Gallen arbeitet, sein Arbeitspensum reduziert, um für die Betreuung da zu sein. Wer glaubt, dass wars jetzt, täuscht sich: Nina engagiert sich seit Anfang 2022 ehrenamtlich für die Leaderinnen Ostschweiz. «Gemeinsam mit einer weiteren KB-Kollegin darf ich im Vereinsvorstand die KB als Hauptpartnerin vertreten», bestätigt sie.