21. September 2023, Tägliche Marktsicht

US-Notenbank belässt Leitzins unverändert

US-Zinsen dürften länger als von vielen erwartet hoch bleiben – Kapitalmarktzinsen steigen an

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.77%, SPI: +0.91%, SMIM: +0.88%

Der Schweizer Aktienmarkt konnte vor dem anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed von gestern Abend Kursgewinne verzeichnen. Der schwache Wochenauftakt konnte somit gestoppt werden. Die Marktteilnehmer zeigten sich aber tendenziell von der zurückhaltenden Seite. Der Leitindex SMI gewann insgesamt 0.8% an Wert hinzu. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten lediglich drei Werte mit negativem Vorzeichen. Am Tabellenanfang standen die jüngst unter Druck gestandenen Werte Givaudan (+4.7%), Lonza (+2.5%), Geberit (+2.0%) und Holcim (+1.7%). Lonza konnte nach dem überraschenden CEO-Abgang und den deutlichen Kurseinbussen zu Wochenanfang wieder etwas Boden gut machen. Heute Morgen gab der Konzern zudem bekannt, den Ausblick für das Jahr 2023, wonach eine Kern-EBITDA-Marge von 28% bis 29% erzielt werden soll, auch am Kapitalmarkttag vom 17. Oktober 2023 zu bestätigen. Am Tabellenende war der Luxusgüterkonzern Richemont (-1.8%) zu finden, da die Aktie ex-Dividende von CHF 3.50 gehandelt wurde. Die Indexschwergewichte notierten derweil uneinheitlich. Während Nestlé (+1.1%) und Novartis (+1.0%) im Plus schlossen, gab Roche um 0.4% nach. Am breiten Markt stand der Versicherer Baloise im Mittelpunkt. Baloise publizierte gestern als einer der letzten SPI-Werte die 1. Halbjahreszahlen 2023 und verfehlte die Analystenschätzungen. Die Aktie geriet unter Druck und gab letztlich um 6.4% nach.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.78%, DAX: +0.75%

Die europäischen Aktienmärkte notierten gestern einheitlich im Plus. Der italienische FTSE MIB legte mit einem Plus von 1.6% am stärksten zu. Dahinter folgte der spanische IBEX 35 (+1.2%). Die rückläufige Inflationsrate in England sorgte für etwas Entspannung beim britischen FTSE 100 (+0.9%). Auf Sektorenebene waren die Bereiche Immobilien, Gesundheit und Finanzen gefragt. Unterdurchschnittlich schloss einzig der Energiesektor ab.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.22%, S&P500: -0.94%, Nasdaq: -1.53%

Zwar starteten die US-Aktienmärkte positiv in den Handel, jedoch gerieten die Indizes nach dem Fed-Zinsentscheid unter Druck und schlossen teils deutlich in der Verlustzone. Die US-Notenbank Fed belässt zwar wie erwartet den Leitzins unverändert, passte ihre Prognose aber etwas an. So könnte gemäss Fed-Präsident Powell noch eine weitere Zinserhöhung folgen und das Zinsniveau danach länger als von den Marktteilnehmern bisher erwartet auf hohem Niveau bleiben. Folglich geriet der zinssensitive und technologielastige Nasdaq mit einem Minus von 1.5% am stärksten unter Druck. Der marktbreite S&P500 verlor 0.9%. Am besten konnte sich der US-Leitindex DowJones (-0.2%) halten. Unter den Sektoren waren die Bereiche nichtzyklischer Konsum, Immobilien und Versorger gefragt. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die zinssensitiven und wachstumsstarken Sektoren Kommunikationsdienste, Technologie und zyklischer Konsum ab.

Kapitalmärkte

Renditen 10 Jahre
USA: 4.431%; DE: 2.697%; CH: 1.019%

Die längerfristigen Zinsen sind nach dem gestrigen Zinsentscheid in den USA weiter angestiegen. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury notiert unterdessen wieder über 4.4%. Die Rendite des 2-jährigen US-Treasury notiert mit 5.18% auf einem Höchststand seit der Finanzkrise.  Insbesondere die wiederholte Aussage, dass die Zinsen länger hoch bleiben dürften, sorgte teilweise für Überraschung. Viele gingen davon aus, dass die US-Notenbank bereits Anfang Jahr erste Zinssenkungen vornehmen könnte. Diese Hoffnung scheint zunehmend zu verfliegen und die Marktteilnehmer adjustieren nun ihre Prognosen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9000
Euro in US-Dollar: 1.0635
Euro in Franken: 0.9571

Der US-Dollar hat nach dem US-Zinsentscheid etwas an Schwung aufgenommen und sowohl gegenüber dem Euro wie auch dem Schweizer Franken zugelegt. Unterdessen scheinen die Marktteilnehmer die Aussage der US-Notenbank bezüglich der längerfristig höheren Zinsen zu glauben. Dies stützt den US-Dollar.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 89.01 pro Fass
Goldpreis: USD 1'927.30 pro Unze

Die Entwicklung des Ölpreises hat jüngst wieder etwas an Schwung verloren. Dies, obgleich die US-Erdölreserven auf ein kritisches Niveau gefallen sind. Grund für den Preisrückgang dürfte die Ankündigung der US-Notenbank sein, die Zinsen länger als erwartet hochzuhalten. Dies erhöht das Rezessionsrisiko in den USA und senkt somit potenziell die Nachfrage nach Energieträger.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: US-Notenbankentscheid (September)
letzter: 5.25 – 5.50%; erwartet: 5.25 - 5.50%; aktuell: 5.25 - 5.50%

Die US-Notenbank Fed hat wie erwartet eine Pause bei den Zinserhöhungen eingelegt. Sie sieht die Entwicklung bei den Preisen auf dem richtigen Weg, wenn auch die Kerninflation derzeit noch über dem Ziel der US-Notenbank notiert. Allerdings dürften die hohen Zinsen mehr und mehr ihre Wirkung entfalten und die Preisentwicklung weiter abkühlen. Aktuell sieht es danach aus, als ob es der US-Notenbank gelingen könnte, die Inflation zu zähmen, ohne die wirtschaftliche Entwicklung zu stark einzubremsen. Dies zeigt sich auch in ihren neusten BIP-Prognosen, die für das kommende Jahr neu ein Wirtschaftswachstum von 1.5% vorhersehen – im Juni war noch ein Wachstum von 1.1% erwartet worden. Entsprechend wird das US-Zinsniveau wohl etwas länger als bisher erwartet auf diesem hohen Niveau verharren.

Heute Morgen um 09.30Uhr steht der Leitzinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank an. Hier erwarten wir einen letzten Zinsschritt auf 2%.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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