
15. November 2023, Tägliche Marktsicht
Tiefere US-Inflationszahlen sorgen für Schub an den Aktienmärkten
Die globalen Aktienmärkte avancierten infolge der tiefer als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +1.18%, SPI: +1.42%, SMIM: +2.60%
Der Schweizer Aktienmarkt legte gestern infolge der tiefer als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten ab dem Nachmittag stärker zu. Die Konsumentenpreise stiegen im Oktober verglichen mit dem Vorjahr um 3.2%, während der Anstieg im September noch 3.7% betrug. Die Marktteilnehmer gehen entsprechend immer stärker davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht mehr weiter erhöhen wird und schon bald Zinssenkungen anstehen. Der Leitindex SMI gewann 1.2% hinzu. Bei den grosskapitalisierten Werten standen 17 Gewinner drei Verlierern gegenüber. Tagesgewinner waren Richemont (+5.5%), Sonova (+4.6%) und Geberit (+4.2%). Ebenfalls zulegen konnte die UBS-Aktie (+1.0%). Heute entscheidet der oberste Gerichtshof in Frankreich über den Rekurs der Grossbank gegen den Schuldspruch wegen rechtswidriger Kundenanwerbung und Geldwäscherei in Frankreich. Tagesverlierer waren gestern Swisscom (-0.7%), SwissRe (-0.1%) und Novartis (-0.1%). Am breiten Markt konnte Montana Aerospace (+7.0%) nach den Quartalszahlen klar zulegen. Ebenfalls starke Kursbewegungen gab es ohne Unternehmensneuigkeiten bei DocMorris (+16.6%), Kudelski (+14.2%), Meyer Burger (+8.9%), Comet (+7.7%) und Tecan (+7.0%).
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.41%, DAX: +1.76%
Die europäischen Aktienmärkte avancierten infolge des US-Inflationsrückgangs ebenfalls stark. Der länderübergreifende EuroStoxx50 legte 1.4% zu, währen der zyklischere DAX um 1.8% avancierte. Auf Sektorenebene schwangen die Bereiche Immobilien, zyklischer Konsum und Grundstoffe obenauf. Unterdurchschnittlich schnitt einzig der Energiesektor ab. Bei den Einzelwerten fiel Vodafone mit Abgaben von 5.1% auf. Der Telekomanbieter enttäuschte die Marktteilnehmer bei Präsentation der Quartalszahlen mit dem operativen Gewinn.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +1.43%, S&P500: +1.91% Nasdaq: +2.37%
Die amerikanischen Aktienmärkte avancierten nach den tieferen Inflationszahlen kräftig. Während der US-Leitindex Dow Jones 1.4% anzog, legte der breiter gefasste S&P500 um 1.9% zu. Am stärksten nach oben ging es für den technologielastigen Nasdaq mit 2.4%. Auf Sektorenebene gab es nur Gewinner. Am besten entwickelten sich die Bereiche Immobilien, Versorger und zyklischer Konsum.
Unternehmensberichte
Gestern nach Börsenschluss legte Alcon die Zahlen zum 3. Quartal 2023 vor. Der Umsatz stieg um 8% auf USD 2.303 Mrd. Zu konstanten Wechselkursen lag das Plus bei 9%. Am stärksten war das Wachstum in der Sparte Kontaktlinsen- und Zubehör, wo in Lokalwährung ein Anstieg von 13% resultierte. Davon stammen 4 Prozentpunkte aus Übernahmen. Im Bereich Chirurgie lag das Plus bei 6%. Der operative Gewinn lag bei USD 293 Mio., die entsprechende Marge verbesserte sich damit von 9.7% auf 12.7%. Die operative Kernmarge stieg von 17.2% im Vorjahr auf 19.5%. Für das Gesamtjahr wurden die Erwartungen weiter eingegrenzt. Es wird neu ein Umsatz von USD 9.3 bis 9.4 Mrd. (zuvor: USD 9.3 bis 9.5 Mrd.) erwartet. Die Kernmarge soll wie bisher kommuniziert zwischen 19.5% bis 20.5% zu liegen kommen. Mit dem Zahlenset wurden die Analystenerwartungen beim Umsatz und der Kernmarge leicht verfehlt aber bei der operativen Marge übertroffen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.430%; DE: 2.598%; CH: 0.974%
Die Veröffentlichung der Oktober-Inflationsdaten brachte gestern Bewegung an den Kapitalmarkt. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist um 20 Basispunkte auf 4.45% zurückgeglitten. Auch die 2-jährige US-Staatsanleihe sank im gleichen Umfang auf unter 5%.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8886
Euro in US-Dollar: 1.0882
Euro in Franken: 0.9668
Der US-Dollar verlor gestern zu allen G10-Währungen an Wert. Die stärker als erwartet gefallene US-Inflation versetzte dem Greenback auch zum Franken einen Dämpfer und notiert aktuell auf einem Monatstief.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 78.40 pro Fass
Goldpreis: USD 1'967.16 pro Unze
Der Erdölpreis war gestern auf Richtungssuche und tendierte letztlich seitwärts. Der Markt verdaut die neusten Einschätzungen verschiedener Agenturen zu den Angebots- und Nachfrageaussichten. Nach der Opec am Vortag publizierte gestern die Industrieländerorganisation IEA ihren Marktausblick. Die IEA erhöht ihre Nachfrageprognose, sie zeigt sich aber auch für das Angebot zuversichtlicher. Die Angebotslücke wird nach Ansicht der IEA im aktuellen Quartal deshalb nicht so deutlich ausfallen wie zunächst befürchtet. Zwar begrenzen Saudi-Arabien und Russland seit längerem ihre Förderquote, dem stehe aber eine deutliche Produktionssteigerung in den USA und Brasilien gegenüber.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Inflation (Oktober, YoY)
letzte: 3.7%; erwartet: 3.3%; aktuell: 3.2%
USA: Kerninflation (Oktober, YoY)
letzte: 4.1%; erwartet: 4.1%; aktuell: 4.0%
Der Preisdruck in den USA hat sich abgeschwächt. Die Inflationsrate sank auf 3.2% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im September hatte die Jahresrate noch bei 3.7% gelegen. Vor allem gesunkene Energiepreise dämpften den Preisauftrieb, wogegen die Wohnkosten die Gesamtinflation weiterhin erhöht hält. Steigende Mieten stehen besonders im Fokus, da sie viele Haushalte betreffen und rund 30 Prozent des Warenkorbs ausmachen, an dem die Inflationsrate gemessen wird. Die Kerninflation, ohne die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise, ging von 4.1% auf 4.0% zurück und erreicht den tiefsten Wert seit zwei Jahren. Damit notiert sie aber noch immer über dem anvisierten Fed-Ziel von 2%.
China: Wirtschaftsdaten (Oktober, YoY)
Die heute Morgen publizierten Konjunkturdaten aus China fielen bei der Industrieproduktion und beim Konsum besser als erwartet aus, auch wenn diese gegenüber den im Vorjahr durch Covid-Beschränkungen beeinflussten Daten verglichen werden. Die Industrieproduktion stieg im Oktober im Jahresvergleich um 4.6% (Erwartung: 4.5%). Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze liegt bei 7.6% (Erwartung: 7.0%). Chinas Immobiliensektor verzeichnet dagegen weiterhin einen Rückgang der Investitionen um 9.3% (Erwartung: -9.1%).
Daniel Wachter

8021 Zürich

Tobias Kistler

8021 Zürich
