
19. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht
Steigende Ölpreise und Zinsanstieg belasten Aktienmärkte
Heute stehen die Quartalsberichte von Nestlé, Roche und Schindler im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -1.28%, SPI: -1.26%, SMIM: -1.73%
Die Kurse am Schweizer Aktienmarkt standen gestern erneut unter Druck. Nach der Gewalteskalation im Gazastreifen verstärkten sich die Sorgen um eine mögliche Ausbreitung des Konflikts und negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Trotz seiner defensiven Schwergewichte konnte sich der SMI dem schwachen Umfeld nicht entziehen und sackte um 1.3% ab. Am Ende des Tableaus gaben die Aktien von ABB 6.5% nach, nachdem das 3. Quartalsergebnis die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllen konnte. Erneut unter Druck standen die Aktien von Lonza, die nach dem Einbruch vom Dienstag nochmals 3.5% nachgaben. Daneben litten Zykliker und Bankenwerte wie Kühne + Nagel (-2.3%), UBS (-2.4%), Sika (-2.7%) und Geberit (-3.3%) am stärksten unter dem von Vorsicht geprägten Marktumfeld. Nestlé (-0.5%) und Roche (-1.2%) konnten ihre defensiven Qualitäten nur bedingt ausspielen und gaben ebenfalls nach. Novartis gehörte mit einem Minus von 0.3% dagegen zu den stabilsten Werten im Leitindex. Ebenfalls zu den gesuchteren Werten gehörten die Versicherungswerte Zurich Insurance (-0.4%), Swiss Re (-0.2%) und Swiss Life (-0.2%), die von den steigenden Zinsen profitierten. Schutz suchten die Anleger zudem in den Aktien von Swisscom (+0.1%) und Givaudan (+0.3%). Im breiten Markt gehörten die Halbleiterzulieferer VAT (-4.5%), Comet (-3.6%) und Inficon (-10.2%) nach enttäuschenden Zahlen des niederländischen Chipausrüsters ASLM zu den Tagesverlierern. Sandoz (-3.8%) litt nach den jüngsten Kursgewinnen unter Gewinnmitnahmen.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.12%, DAX: -1.03%
Die europäischen Aktienmärkte verloren im Sog der weltweit schwachen Börsenentwicklung ebenfalls deutlich an Terrain. Der EuroStoxx50 gab 1.1% nach, während der DAX um 1.0% zurückfiel. Aus Branchensicht gehörten Unternehmen aus den zyklischen Sektoren Industrie, Grundstoffe und IT zu den deutlichsten Verlierern. Noch schwächer schnitten die Immobilienwerte ab, die von den steigenden Zinsen gebremst wurden. Entgegen dem Trend gefragt waren dagegen Energiewerte, die Rückenwind von den gestiegenen Ölpreisnotierungen erhielten. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von ASML im Fokus. Der Halbleiterausrüster vermeldete für das 3. Quartal einen deutlichen Rückgang bei den Neuaufträgen und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten, die mit einer Stagnation gerechnet hatten. Die Aktie gab 3.4% nach.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.98%, S&P500: -1.34%, Nasdaq: -1.62%
Die amerikanischen Aktienmärkte verloren gestern im Zuge der steigenden geopolitischen Spannungen im mittleren Osten deutlich an Terrain. In einem nervösen Handelsumfeld büsste der DowJones 1.0% ein, während der S&P500 um 1.3% einknickte. Den technologielastigen Nasdaq zog es 1.6% nach unten. Zu den deutlichsten Verlierern gehörten die Aktien von Morgan Stanley, die nach schwächer als erwartetem Zwischenbericht um 6.8% einbrachen. Auf der Gegenseite gewannen die Aktien von Procter & Gamble 2.6% dazu, nachdem der Pharma- und Konsumgüterkonzern mit seinem Zahlenset positiv überraschte und sich zudem positiv zum Gesamtjahresausblick äusserte.
Unternehmensberichte
Nestlé veröffentlichte heute Morgen die Umsatzzahlen zu den ersten 9 Monaten 2023. Der Umsatz in CHF sank um 0.4% auf CHF 68.8 Mrd. Belastet wurde die Umsatzentwicklung dabei von einem negativen Wechselkurseffekt von 7.4%. Organisch, also bereinigt um Währungseinflüsse und Portfolioeffekte, erreichte der Nahrungsmittelmulti hingegen ein Wachstum von 7.8%. Der Haupttreiber des organischen Umsatzanstiegs waren Preiserhöhungen von 8.4%. Bei der Verkaufsmenge musste Nestlé einen leichten Rückgang von 0.6% hinnehmen. Im 3. Quartal verminderte sich der Volumenrückgang auf 0.3% und fiel damit etwas weniger stark aus als im 2. Quartal, als 1.1% weniger Waren verkauft werden konnten. Der Ausblick für das Gesamtjahr, der ein organischen Umsatzwachstum von 7% bis 8% und eine operative Marge zwischen 17.0% und 17.5% anpeilt, wurde bestätigt. Detaillierte Gewinnzahlen werden erst wieder mit dem Jahresupdate vorgelegt. Die Umsatzzahlen können die Analystenerwartungen nicht ganz erfüllen.
Roche musste im 3. Quartal einen Umsatzrückgang von 6% auf CHF 44.1 Mrd. hinnehmen. Währungsbereinigt erreichte der Pharmakonzern ein kleines Wachstum von 1%. In der Pharmasparte erhöhte sich der Umsatz dank neuer Wirkstoffe währungsbereinigt um 9% auf CHF 33.6 Mrd. In der Diagnostiksparte, die im letzten Jahr stark von der Nachfrage nach Covid-Tests profitiert hatte, sank der Umsatz währungsbereinigt um 18% auf CHF 10.4 Mrd. Der vorsichtige Ausblick für das Gesamtjahr wird bestätigt. Demnach rechnet das Management weiterhin mit einem wechselkursbereinigten Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Der Kerngewinn wird ebenfalls in gleichem Umfang tiefer erwartet. Gewinnzahlen wird das Unternehmen erst wieder mit den Jahreszahlen präsentieren. Das Zahlenset liegt im Rahmen der Analystenerwartungen.
Schindler musste im 3. Quartal einen Rückgang des Auftragseingangs um 3.0% auf CHF 2.7 Mrd. hinnehmen. Bereinigt um den Einfluss des erstarkten Schweizer Frankens erreichte der Aufzugshersteller dagegen einen Anstieg von 3.8%. Der Umsatz glitt zwischen Juli und September um 5.2% auf CHF 2.8 Mrd. zurück, was einem währungsbereinigten Plus von 0.9% entspricht. Der bereinigte operative Gewinn (EBIT) erhöhte sich um 14.3% auf CHF 311 Mio. Damit verbesserte sich die Marge von 9.2% im Vorjahr auf 11.1%. Zu verdanken war der deutliche Margenanstieg operativen Kostenmassnahmen, Preiserhöhungen und einer Erholung der Lieferketten, die sich in höhermargigen Aufträgen zeigten. Unter dem Strich erhöhte sich der Reingewinn um 44% auf CHF 691 Mio. Die Prognose für das Gesamtjahr wird leicht nach oben angepasst. Neu geht der Konzern von einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 6% bis 8% aus (zuvor: 5% bis 8%). Der Konzerngewinn wird nun in einer Spanne von CHF 880 bis 910 Mio. erwartete (zuvor: CHF 860 bis 900 Mio.). Der Zwischenbericht fällt im Rahmen der Analystenerwartungen aus.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.966%; DE: 2.921%; CH: 1.114%
Die Kapitalmarktzinsen setzten ihren Aufwärtstrend auch gestern fort. Lag die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe zu Wochenbeginn noch bei 4.65%, kratzt sie mittlerweile bereits an der 5%-Marke. Über 5% lag die Rendite des 10-jährigen Treasury zuletzt vor der Finanzkrise im Jahr 2007. Solide Konjunkturdaten und jüngste Kommentare der Fed-Mitglieder lassen darauf schliessen, dass die Leitzinsen in den USA wohl noch längere Zeit hoch bleiben werden. Das sogenannte Beige Book, der Konjunkturbericht der US-Notenbank welcher gestern veröffentlicht wurde, lieferte hingegen keine neuen Impulse für die Kapitalmärkte.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8990
Euro in US-Dollar: 1.0533
Euro in Franken: 0.9469
Die höheren US-Zinsen sorgten gestern erneut für Auftrieb beim US-Dollar. Noch stärker zeigte sich lediglich der Schweizer Franken, der selbst zum US-Dollar noch etwas Boden gut machen konnte. Im Zuge der sich zuspitzenden Lage im Nahen Osten bleibt der sichere Hafen weiterhin gefragt.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 88.31 pro Fass
Goldpreis: USD 1'947.74 pro Unze
Der Ölpreis bleibt aufgrund der weiter angespannten Lage im Nahen Osten volatil. So legte der Ölpreis gegen Mittag kräftig zu und blieb nur knapp unter 90 US-Dollar das Fass. Bis zum Abend beruhigte sich die Lage jedoch wieder und der Ölpreis fiel auf das Level vom Morgen zurück.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden gestern keine relevanten Wirtschaftsdaten veröffentlicht.
Patrick Häfeli

8021 Zürich

Matthias Müller

8021 Zürich