
16. November 2023, Tägliche Marktsicht
Schweizer Markt von defensiven Schwergewichten gebremst
Heute stehen die Zwischenberichte von Baloise, Siemens und Cisco im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.07%, SPI: -0.05%, SMIM: +0.07%
Der Schweizer Aktienmarkt startete gestern mit leichten Kursgewinnen in den Handel. Mit der Vorlage der US-Verbraucherzahlen bröckelten die Gewinne ab. Der Leitindex wurde von den Schwergewichten gebremst. Der SMI beendete den Tag schliesslich nur unweit vom Eröffnungskurs. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von Alcon. Der am Dienstagabend vorgelegte Zahlenkranz zum 3. Quartal vermochte die Erwartungen der Analysten nicht zu erfüllen und auch die Telefonkonferenz vom Nachmittag brachte keine positiven Impulse. Für gemischte Reaktionen sorgten bei den Analysten vor allem die Kommentare zum nächsten Jahr, für welches das Management zwar weiterhin von robustem Wachstum, aber auch von einem anhaltenden Währungsgegenwind, ausgeht. Die Alcon-Aktien sackten um 5.4% ab und haben ihre bisherigen Jahresgewinne verloren. Die Schwergewichte Roche (-0.7%) und Novartis (-1.1%) reihten sich ebenfalls auf der Verliererseite ein. Das dritte Index-Schwergewicht Nestlé (+0.2%) schaffte es nur knapp in den positiven Bereich. Auf der Gewinnerseite gehörte die UBS mit einem Plus von 2.3% zu den besten Aktien. Die Grossbank erhielt Rückenwind von der Meldung, wonach ein Gerichtsurteil im Zusammenhang mit Steuerhinterziehungsvorwürfen in Frankreich neu aufgerollt wird. Ursprünglich war die UBS zu einer Busse von EUR 1.8 Mrd. verurteilt worden. Mit der Neuaufnahme des Gerichtsverfahrens besteht eine gewisse Chance auf ein milderes Urteil. Bisher hat die UBS im Zusammenhang mit dem Verfahren EUR 1.1 Mrd. zurückgestellt. Ansonsten waren im Leitindex mit Sika (+1.2%), Kühne + Nagel (+1.4%) Richemont (+1.5%) und Logitech (+1.6%) vor allem Zykliker gefragt. An der Spitze des Tableaus gewannen ausserdem die Aktien von Givaudan ohne spezifische Neuigkeiten 2.4% dazu. Im breiten Markt gaben die Aktien von Ypsomed nach der gestrigen Zahlenvorlage 1.3% nach.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.55%, DAX: +0.86%
Die europäischen Aktienmärkte knüpften an die Kursavancen des Vortages an und schlossen zur Wochenmitte erneut höher. Der EuroStoxx50 kletterte um 0.6% nach oben, während der zyklischer ausgerichtete DAX um 0.9% anzog. Aus Branchensicht gehörten mit Grundstoffen, Industrie, zyklischen Konsum und IT verschiedene konjunktursensitive Bereiche zu den Gewinnern. Nicht gefragt waren dagegen Aktien aus defensiven Sektoren wie Versorger, Kommunikationsdienste, Gesundheit und Immobilien.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.47%, S&P500: +0.16% Nasdaq: +0.07%
Die amerikanischen Aktienmärkte setzten ihren Aufschwung nach den starken Kursavancen vom Dienstag gestern fort, allerdings in gedrosseltem Tempo. Für gute Stimmung sorgte unter anderem die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im Oktober weniger stark anstiegen als erwartet. Dies wurde als weiteres Indiz dafür gesehen, dass die Notenbank auf weitere Zinserhöhungen verzichten kann. Der DowJones gewann 0.5% dazu, während der S&P500 0.2% höher schloss. Der technologielastige Nasdaq verteuerte sich um 0.1%. Auf Einzeltitelebene gehörten die Aktien von Walt Disney (+3.1%) zu den Tagesgewinnern, nachdem ein Medienbericht den Einstieg eines aktivistischen Investors beim Unterhaltungskonzern vermeldete. Die Aktien von Tesla zogen um 2.3% an. Der Autohersteller wird voraussichtlich am 30. November seinen lang erwarteten Cybertruck vorstellen.
Unternehmensberichte
Baloise stellte heute Morgen Eckdaten zu den ersten neun Monaten 2023 vor. Das Geschäftsvolumen erhöhte sich zwischen Januar und September um 0.2% auf CHF 6.94 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse erreichte der Versicherer damit ein Wachstum von 2.2%. Im Nichtlebengeschäft verzeichnete Baloise ein Wachstum der Einnahmen von 3.4% auf CHF 3.37 Mrd., was einem währungsbereinigten Plus von 5.8% entspricht. Im Lebensversicherungsgeschäft verringerte sich das Volumen hingegen um 5.2% auf CHF 2.87 Mrd. Dies entspricht einem währungsbereinigten Minus von 4.2%. Die Prämien aus dem Anlagegeschäft stiegen um 10% auf CHF 0.7 Mrd. Im 2. Semester 2024 rechnet der Versicherer wegen vielen Schadensereignissen aus Elementar- und Grossschäden mit einer ausserordentlichen Belastung von CHF 200 Mio. Die Dividendenpolitik soll unverändert beibehalten werden. Das Ergebnis fällt insgesamt etwas schwächer aus als erwartet.
Zurich Insurance bekräftige heute Morgen anlässlich eines Investorentages die Finanzziele für den Zeitraum bis 2025. Diese umfassen unter anderem eine Eigenkapitalrendite auf dem operativen Gewinn (BOP) von mindestens 20%. An der progressiven Dividendenpolitik wird festgehalten und der Versicherer plant rund 75% des Nettogewinns auszuschütten.
Siemens präsentierte heute Morgen die Zahlen zum verschobenen 4. Geschäftsquartal. Der Auftragseingang verharrte bei EUR 21.4 Mrd., während der Umsatz um 4% auf EUR 21.4 Mrd. stieg. Bereinigt um Währungseinflüsse und Portfolioanpassungen nahm der Auftragseingang um 6% zu, während der Umsatz um 10% zulegte. Der operative Gewinn aus dem industriellen Geschäft stieg um 7% auf EUR 3.4 Mrd. Damit verbesserte sich die operative Marge um 30 Basispunkte auf 16.5%. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein bereinigter Reingewinn von EUR 1.9 Mrd., 35% unter dem Vorjahreswert. Im Vorjahresquartal hatte Siemens vom Verkauf des Brief- und Paketabwicklungsgeschäft profitiert. Für das laufende Geschäftsjahr 2024, das am 30. September 2024 endet, rechnet Siemens mit einem organischen Umsatzwachstum von 4% bis 8% und einen Gewinn pro Aktie zwischen EUR 10.40 bis 11. Im zurückliegenden Jahr war der Gewinn pro Aktie um 115% auf EUR 10.02 gestiegen. Die Dividende soll nach dem Rekordjahr um von EUR 4.25 auf EUR 4.70 angehoben werden. Das Ergebnis fällt etwas besser aus als von den Analysten erwartet.
Cisco präsentierte gestern nachbörslich die Zahlen zum verschobenen 1. Geschäftsquartal, das vom August bis Oktober 2023 dauerte. Der Netzwerkausrüster steigerte den Umsatz in diesem Zeitraum um 8% auf USD 14.7 Mrd. Der Reingewinn nahm um 36% auf USD 3.6 Mrd. zu. Wegen einer Verlangsamung der Geschäftsentwicklung in einigen Bereichen reduziert das Management die Prognose für das Gesamtjahr. Neu rechnete Cisco nur noch mit einem Umsatz zwischen USD 53.8 und 55 Mrd. Zum Jahresstart hatte Cisco noch einen Umsatz von USD 57 bis 58.2 Mrd. veranschlagt. Die Aktie sackte nachbörslich um bis zu 10% ab.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.496%; DE: 2.491%; CH: 0.973%
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe notiert rund 20 Basispunkte unter dem Niveau von anfangs Woche. Auch die 2-jährige US-Staatsanleihe sank im gleichen Umfang auf unter 5%. Dies, nachdem die jüngst veröffentlichen US-Inflationsdaten den rückläufigen Trend der Preisentwicklung bestätigten. Die Zeichen verdichten sich, dass die US-Notenbank keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen wird.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8883
Euro in US-Dollar: 1.0840
Euro in Franken: 0.9629
Der Euro hat nach einer längeren Stärkephase gegenüber dem Schweizer Franken wieder etwas an Boden verloren und notiert noch knapp über 0.96. Dies dürfte in erster Linie eine technische Gegenbewegung sein, nachdem der Euro jüngst deutlich zugelegt hatte.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 76.10 pro Fass
Goldpreis: USD 1'964.16 pro Unze
Der Erdölpreis notiert weiter deutlich unter 80 US-Dollar das Fass. Die schwächeren Konjunkturaussichten sowie die weiter ausgeweitete US-Produktion lässt den Preis zurückkommen. Die geopolitische Lage scheint im Moment die Rohstoffmärkte nicht zu verunsichern. Preisstützend dürften auch allfällige Produktionskürzungen Saudi-Arabiens sein, welche aktuell am Markt erwartet werden.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Detailhandelszahlen (Oktober, MoM)
letzte: 0.9%; erwartet: -0.3%; aktuell: -0.1%
Die US-Detailhandelsverkäufe sind im Oktober etwas gesunken, allerdings waren die Zahlen etwas besser als erwartet. Positiv fällt auf, dass die Daten vom letzten Monat nochmals nach oben angepasst wurden. Insgesamt zeigt der US-Konsum weiter robust. Entscheidend wird nun das Weihnachtsgeschäft. Hier machen viele Detailhändler einen Grossteil ihrer Umsätze.
Beat Schiffhauer

8021 Zürich

Matthias Müller

8021 Zürich