
03. November 2023, Tägliche Marktsicht
Positive Aktienmärkte nach Fed-Zinsentscheid
Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern erneut mit Kursgewinnen. Heute liegt der Fokus auf den Zahlen von Swiss Re, BMW und Apple.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.84%, SPI: +1.11%, SMIM: +2.57%
Der Schweizer Aktienmarkt konnte an die Kursgewinne der vergangenen Tage anschliessen und beendete den Handelstag gestern mit positiven Vorzeichen. Nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, an sie auf eine weitere Zinserhöhung verzichtete und Hoffnungen aufkamen, dass der Zinsgipfel nun erreicht sein könnte, zeigten sich die Anleger von der erleichterten Seite. Daneben standen verschiedene Unternehmensergebnisse im Fokus. Der Schweizer Leitindex SMI gewann gestern 0.8% hinzu. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten 16 Werte mit positiven Vorzeichen. An der Tabellenspitze stand der Sanitärtechniker Geberit (+9.5%), der zwar einen tieferen Umsatz ausweisen musste, aber beim Betriebsgewinn positiv überraschte. Zudem wurde die leichte Ausblicksanhebung beim operativen Gewinn positiv aufgenommen und die Aktie war entsprechend gesucht. Daneben waren auch die wirtschaftssensitiven Werte Sika (+4.0%) und Kühne + Nagel (+3.2%) gefragt. Der Hörgerätespezialist Sonova (+3.2%) und die zyklischen Werte Partners Group (+2.7%) und Richemont (+2.6%) gewannen im gestrigen Umfeld ebenfalls überdurchschnittlich hinzu. Der Personalvermittler Adecco konnte mit dem Zahlenset die Markterwartungen übertreffen. Die Aktie sprang um 13.9% nach oben. OC Oerlikon konnte trotz einem schwächer als antizipierten Quartalsergebnis um 4.0% zulegen. SMI-Schlusslicht war für einmal der defensive Telekomkonzern Swisscom. Swisscom wies zwar besser als erwartete Quartalszahlen aus, senkte jedoch den Jahresausblick beim Umsatz leicht. Dies wurde von den Anlegern nicht goutiert und die Aktie verlor 6.4%.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +1.90%, DAX: +1.48%
Auch die europäischen Aktienmärkte zeigten sich im Zuge der aufkommenden Hoffnungen, wonach in den USA der Zinsgipfel erreicht sein könnte, von der positiven Seite und verbuchten an breiter Front Kursgewinne. Die stärksten Avancen wies gestern der spanische IBEX35 aus mit einem Plus von 2.0%. Dahinter folgten der länderübergreifende EuroStoxx50 und der französische CAC40, die beide je um 1.9% höher schlossen. Von den Zinshoffnungen profitierten die zinssensitiven Sektoren besonders. Die Sektoren Immobilien, Technologie und zyklischer Konsum gehörten zu den stärksten Gewinnern. Auf Einzeltitelebene fiel der Kursanstieg von Fresenius (+5.8%) auf. Neben einem besser als erwarteten Quartalsergebnis hob der Konzern die Jahresprognose an und erwartet nun einen stabilen Betriebsgewinn. Zuvor wurde noch ein Rückgang erwartet. Shell wies zwar im Vorjahresvergleich einen Reingewinnrückgang aus, erfüllte aber insgesamt die Erwartungen. Zudem kündigte der Energiekonzern ein weiteres Aktienrückkaufprogramm an, das bis Jahresende abgeschlossen werden soll. Die Neuigkeiten wurden von den Marktteilnehmern positiv aufgenommen und die Aktie avancierte um 3.8%. Die Aktien der Deutschen Telekom legten um 3.0% zu, nachdem der Konzern ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu EUR 2 Mrd. im Jahr 2024 sowie eine Dividendenerhöhung um 7 Cents auf EUR 0.77 ankündigte.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +1.70%, S&P500: +1.89%, Nasdaq: +1.78%
Die amerikanischen Aktienmärkte zogen gestern weiter an. Neben positiven Unternehmenszahlen sorgten Hoffnungen, wonach der Zinsgipfel in den USA erreicht sein könnte, für Unterstützung. Der marktbreite S&P500 legte um 1.9% zu, dahinter folgten der technologielastige Nasdaq (+1.8%) und der US-Leitindex DowJones (+1.7%). Auf Sektorenebene schwangen vor allem die Bereiche Energie, Immobilien und Finanzen obenaus. Unter den Einzeltiteln fielen die Aktien des Chipherstellers Qualcomm mit einem Kurssprung von 5.8% auf. Grund dafür war ein besser als erwarteter Umsatzausblick fürs laufende Quartal. Die Marktteilnehmer sehen dies als Indiz dafür, dass sich die Lager in der Mobilfunkbranche nun abbauen könnten.
Unternehmensberichte
Der Rückversicherer Swiss Re wies in den ersten neun Monaten 2023 einen Reingewinn von USD 2.5 Mrd. aus, wobei USD 1.0 Mrd. im 3. Quartal erzielt wurden. 2022 wurde noch ein Verlust von USD 285 Mio. ausgewiesen. Dabei trugen alle Geschäftsbereiche zum Ergebnis bei. Durch die steigenden Zinsen konnte auch die Umlaufrendite weiter auf 3.7% gesteigert werden und die Rendite auf Kapitalanlagen (ROI) lag bei 3.5%, nach 1.6% im Vorjahreszeitraum. Die Sparte Sach- und Haftpflichtrückversicherung konnte einen Gewinn von USD 1.5 Mrd. ausweisen, bei einem Schaden-Kosten-Satz von 94.3%. Die Nettoprämien und Honorareinnahmen stiegen um 4.2% auf USD 33.7 Mrd. Die Jahresziele werden indes bestätigt. Demnach wird weiterhin ein Reingewinn von mehr als USD 3 Mrd. angestrebt. Swiss Re konnte mit dem Zahlenset die Erwartungen übertreffen.
BMW konnte auch im 3. Quartal den Absatz weiter erhöhen und verkaufte 5.8% mehr Autos. Am stärksten erhöhten sich die Auslieferungen von batterieelektrischen Modellen, die im 3. Quartal 15.1% am Gesamtabsatz ausmachten. Der Umsatz erhöhte sich um 3.4% auf EUR 38.5 Mrd. Gestiegene Absatzvolumen und positive Produkt-Mix-Effekte waren dafür verantwortlich, während negative Währungseffekte etwas dämpfend wirkten. Der Betriebsgewinn (EBIT) konnte gar um 18.2% auf EUR 4.4 Mrd. erhöht werden. Die EBIT-Marge im Segment Automobile konnte um 90 Basispunkte auf 9.8% erhöhte werden. Unter dem Strich blieb ein um 7.7% tieferer Reingewinn von EUR 2.9 Mrd., was vor allem auf höhere Steuern und eine negative Bewertung von Zinsabsicherungsgeschäften zurückzuführen ist. Die Jahresprognose wird bestätigt. Die EBIT-Marge im Segment Automobile wird zwischen 9% bis 10.5% gesehen. BMW übertrifft mit den Quartalszahlen die Markterwartungen.
Apple wies im 4. Quartal 2023 einen um 1.0% tieferen Umsatz von USD 89.5 Mrd. aus. Der Umsatz mit iPhones erhöhte sich um 2.8% auf USD 43.8 Mrd. Zudem konnten auch die Erträge im Servicebereich um 16.3% auf USD 22.3 Mrd. gesteigert werden. Die Umsätze mit Macs und dem iPad waren hingegen rückläufig. Regional wuchs lediglich die Region Americas minim, während die übrigen Regionen stagnierten oder rückläufig waren. Insbesondere der Umsatz in China war um 2.5% auf USD 15.1 Mrd. rückläufig. Der operative Betriebsgewinn erhöhte sich indes um 8.3% auf USD 26.9 Mrd. Unter dem Strich blieb ein um 10.8% höherer Reingewinn von USD 22.9 Mrd. Apple liegt mit dem Zahlenset über den Erwartungen, jedoch wurde der Rückgang in China negativ gewertet.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.659%; DE: 2.713%; CH: 1.084%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist am Tag nach dem Fed-Zinsentscheid weiter zurückgeglitten. Mit 4.65% liegt sie nun wieder deutlich unter dem Mehrjahreshöchststand von über 5%, welchen sie noch in der Vorwoche erreicht hatte. Die Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell legen nahe, dass der Zinsgipfel in den USA nun erreicht und keine weitere Straffung notwendig ist.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9052
Euro in US-Dollar: 1.0633
Euro in Franken: 0.9625
Der US-Dollar geriet nach dem neusten Fed-Zinsentscheid unter Druck und büsste am gestrigen Handelstag deutlich an Terrain ein. Hinzu kommt die zuletzt wieder angestiegene Risikobereitschaft, welche die Anleger zusätzlich aus sicheren Häfen wie dem US-Dollar oder dem Schweizer Franken trieb. Entsprechend gehörte auch der Franken gestern zu den schwächeren Währungen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 82.78 pro Fass
Goldpreis: USD 1'987.49 pro Unze
Der Ölpreis profitierte gestern in erster Linie von der wieder freundlicheren Marktstimmung und vom schwächeren US-Dollar und legte gegenüber dem Vortag leicht zu. Der schwächere Dollar macht Öl für Käufer aus anderen Währungsräumen günstiger und stützt so die Nachfrage. Die am Mittwochabend publizierten Daten zu den US-Öllagerbeständen fielen erwartungsgemäss aus und bewegten den Ölpreis kaum.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: Inflation (Oktober, YoY)
letzte: 1.7%; erwartet: 1.7%; aktuell: 1.7%
Die Preise in der Schweiz sind im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0.1% angestiegen. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat betrug die Teuerung 1.7%. Über dem Inflationsziel der Schweizerischen Nationalbank von 2% liegt die Inflation weiterhin bei Inlandgütern. Diese kosteten im Oktober 2.2% mehr als ein Jahr zuvor, während die Importgüter lediglich 0.4% teurer waren. Die von der SNB viel beachtete Kerninflation, welche die volatilen Güter wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoffe ausschliesst, lag zuletzt bei 1.5% und war damit wieder etwas höher als im September (1.3%). Der tendenzielle Anstieg der Inflation dürfte über die nächsten Monate weiter gehen. So werden in den nächsten Monaten die gestiegenen Mieten sowie höhere Strompreise in die Statistik einfliessen.
Angela Truniger

8021 Zürich

Patrick Häfeli

8021 Zürich
