
18. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht
Lonza und Sika ziehen den Schweizer Aktienmarkt nach unten
ABB legt die 3. Quartalszahlen vor und erhöht den Ausblich für das Gesamtjahr 2023 leicht.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.69%, SPI: -0.57%, SMIM: -0.15%
Der Schweizer Aktienmarkt gab ab Mittag stärker nach und ging tiefer aus dem Handel. Gute US-Konjunkturzahlen, steigende US-Anleihezinsen und Befürchtungen um eine Ausweitung des Krieges in Nahost sorgen für Gegenwind. Der Leitindex SMI verlor 0.7%. Von den 20 SMI-Werten konnten sich sechs im Plus halten. Im Fokus stand gestern Lonza, die am Kapitalmarkttag neue Ziele veröffentlichte. Diese kamen bei den Investoren katastrophal an und die Aktien stürzten als klarer Tagesverlierer im SMI um 16.2% ab. Die ausgegeben Mittelfristziele von 2024 bis 2028 mit einem Umsatzwachstum in Lokalwährung von 11% bis 13% sowie einer Betriebsgewinnmarge zwischen 32% bis 34% lagen nur leicht unter den Analystenschätzungen. Schlecht kam vor allem der Ausblick zum Übergangsjahr 2024 mit stagnierendem Umsatz und einer angestrebten Betriebsgewinnmarge im hohen 20%-Bereich an. Ebenfalls stärker unter Druck standen die zyklischen Aktien Sika (-5.5%), Kühne + Nagel (-2.0%) und Geberit (-2.0%). Sika litt zusätzlich aufgrund von der EU-Kommission angekündigten Razzien bei nicht genannten Unternehmen der Bauchemiebranche, wovon auch Sika betroffen sein könnte. Angeführt wurde der Leitindex hingegen von der Versicherern Swiss Re (+1.3%), Zurich Insurance (+0.8%) und Swiss Life (+0.5%), die von steigenden US-Zinsen profitierten. Für etwas Auftrieb sorgten ebenfalls die defensiven Index-Schwergewichte Novartis (+0.2%) und Roche (+0.1%). Im breiten Markt fiel Meier Tobler (-18.4%) auf, die nach einer Gewinnwarnung stark einbrachen.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.06 %, DAX: +0.09%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern wenig verändert. Der länderübergreifende EuroStoxx50 und der zyklischere deutsche DAX legten um 0.1% zu. Bei den Einzelwerten stand der Telekomausrüster Ericsson im Fokus. Aufgrund der Zurückhaltung von Kunden bei 5G-Komponenten, wurde ein schwacher Ausblick für das 4. Quartal abgegeben, was zu einem Kursverlust von 5.8% führte. Aus Sektorensicht waren insbesondere die Branchen Energie, nichtzyklischer Konsum sowie zyklischer Konsum gesucht. Unter Abgabedruck standen hingegen die Sektoren Grundstoffe, Immobilien sowie Technologie.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.04%, S&P500: -0.01%, Nasdaq: -0.25%
Nach der positiven Wocheneröffnung schlossen die amerikanischen Aktienmärkte gestern wenig verändert. Positive US-Einzelhandelsdaten sorgten für weiter steigende 10-Jahres-Staatsanleihezinsen, was auf die Stimmung drückte. Der Leitindex Dow Jones schloss 0.04% höher, während der marktbreite S&P500 0.1% nachgab. Der technologielastige Nasdaq verlor 0.3%. Im Fokus stand vor allem die Halbleiter-Branche, da die USA ihre Exportbeschränkungen für China verschärften. Die Kurse von Nvidia (-4.7%), Intel (-1.4%), AMD (-1.2%) gaben darauf nach. Nach unten ging es auch für die Investmentbank Goldman Sachs (-1.6%), nachdem die 3. Quartalszahlen eine Gewinneinbruch zeigten. Die Grossbank Bank of America (+2.4%) erfreute hingegen die Anleger, da die höheren Zinseinnahmen und besser als erwartete Erträge im Handelsgeschäft für einen Gewinnanstieg im 3. Quartal sorgten. Bei den Sektoren führten Grundstoffe, Energie und Finanzen die Gewinnerliste an. Unter Abgabedruck standen die Bereiche Technologie, Immobilien und Versorger.
Unternehmensberichte
Der Industriekonzern ABB präsentierte heute Morgen die 3. Quartalszahlen. Der Auftragseingang gab 2% auf USD 8.05 Mrd. nach. Bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte resultierte hingegen ein Plus von 2%. Der Umsatz zog um 8% auf USD 7.97 Mrd. an. Organisch lag das Plus bei 11%. Der operative Gewinn auf Stufe EBITA konnte um 13% auf USD 1.39 Mrd. zulegen. Dies entspricht einer 80 Basispunkte höheren Marge von 17.4%. Unter dem Strich resultierte ein mehr als doppelt so hoher Reingewinn von USD 882 Mio. Dieser war jedoch von Sondereffekten aus dem Verkauf der Division Power Conversion und aus dem Kusile-Projekt beeinflusst. Im laufenden 4. Quartal soll der Umsatz im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich steigen. Die EBITA-Marge soll leicht tiefer als im 3. Quartal ausfallen. Somit wurde der Ausblick für das Gesamtjahr 2023 erneut leicht angehoben. Die EBITA-Marge soll neu 16.5% bis 17.0% erreichen und der vergleichbare Umsatz im tiefen Zehnerbereich zulegen. Mit den 3. Quartalszahlen wurden die Analystenerwartungen beim Umsatz und Reingewinn verfehlt und beim Auftragseingang sowie der EBITA-Marge getroffen.
Der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson&Johnson legte gestern vorbörslich die Zahlen zum 3. Quartal vor. Der Umsatz stieg um rund 7% auf USD 21.4 Mrd. Der bereinigte Gewinn je Aktie legte um 19.3% auf USD 2.66 zu. Unter dem Strich resultierte ein unveränderter Reingewinn von USD 4.3 Mrd. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde erneut angehoben. Der Umsatz soll zwischen USD 84.4 und 84.8 Mrd. liegen (zuvor USD 83.6 bis 84.4 Mrd.) und der bereinigte Gewinn je Aktie bei USD 10.07 bis 10.13 (zuvor USD 10.0 bis 10.10). Das Resultat wurde mit einer Kursentwicklung von -0.9% leicht negativ aufgenommen.
Der Sportartikelhersteller Adidas legte nach Börsenschluss das Ergebnis zum 3. Quartal 2023 vor. Der Konzern erzielte einen 6% geringeren Umsatz von EUR 6.0 Mrd. Ohne Wechselkurseffekte resultierte ein Plus von 1%. Der Betriebsgewinn sank um 27% auf EUR 409 Mio., was einer operativen Marge von 6.8% entspricht. Für das Gesamtjahr wurde der Ausblick angehoben. Es soll neu ein Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich (bisher im mittleren einstelligen Prozentbereich) und ein Betriebsverlust von EUR 100 Mio. anstatt EUR 450 Mio. entstehen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.830%; DE: 2.789%; CH: 1.094%
An den Kapitalmärkten schaut man vorläufig dem Polit-Chaos in Washington noch entspannt zu. Ein neuer Chef des Repräsentantenhauses ist noch nicht gewählt, aber es stehen dringende Geschäfte an. Insbesondere in der Budgetdebatte muss das Repräsentantenhaus bald aktiv werden, will es einen Shut-down verhindern. Aber ohne Chef kann es keine Geschäfte behandeln.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8989
Euro in US-Dollar: 1.0584
Euro in Franken: 0.9513
Der US-Dollar hat in den letzten Tagen gegenüber dem Schweizer Franken deutlich an Boden verloren und notiert wieder unter der Marke von 0.90. Zum einen ist der Franken als Sicherheit in der aktuellen Phase gesucht, zum anderen dürfte das politische Chaos in Washington das Vertrauen in den US-Dollar kaum stärken. Seit dem Zwischenhoch von Anfangs Oktober gab der US-Dollar knapp 2.5% nach.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 88.40 pro Fass
Goldpreis: USD 1'937.68 pro Unze
Aufgrund der weiter angespannten Lage im Nahen Osten bleibt der Ölpreis volatil. Der Raketeneinschlag in einem Krankenhaus in Gaza liess die jüngst aufkeimenden Hoffnungen auf diplomatischer Ebene verpuffen. In der Folge zog der Ölpreis wieder an.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Detailhandelsumsätze (September) letztes: 0.8%; erwartet: 0.3%; aktuell: 0.7%
Die Detailhandelsumsätze in den USA zeigen sich weiter robust und nahmen im Monatsvergleich um 0.7% zu. Im Jahresvergleich legten die Verkäufe gar um 3.8% zu. Allerdings sind diese Wachstumszahlen nicht inflationsbereinigt. Trotzdem zeigen die Daten, dass der US-Binnenmarkt trotz des hohen Zinsniveaus weiter in vergleichsweiser guter Verfassung ist.
Tobias Kistler

8021 Zürich

Beat Schiffhauer

8021 Zürich
