
31. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht
Leichte Erholungstendenzen zum Wochenstart
Die Erholungsversuche stehen angesichts der geopolitischen Lage sowie der ereignisreichen Woche auf wackligen Beinen. Im Fokus stehen heute die Quartalsberichte von AMS-Osram, Burckhardt Compression, EMS-Chemie, Straumann und Vontobel.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.57%, SPI: +0.50%, SMIM: +0.27%
Der Schweizer Aktienmarkt startete positiv in die neue Handelswoche und konnte das Plus bis zum Börsenschluss halten. Insgesamt hat sich das Bild jedoch nicht verändert. Der Krieg im Nahen Osten geht weiter und auch die Zinssorgen bleiben. Mitte dieser Woche trifft sich die US-Notenbank Fed zur nächsten Zinssitzung, wobei der Markt mit keiner Leitzinsänderung rechnet. Der Schweizer Leitindex SMI verzeichnete bei Handelsschluss ein Anstieg von 0.6%. Unter den 20 SMI-Werten schlossen 14 mit positiven Vorzeichen, während 5 unter Abgaben litten. Die Bauchemiespezialistin Sika schloss unverändert. Vor allem die beiden Pharmariesen Roche und Novartis sorgten mit Kursgewinnen von 1.5% bzw. 1.0% für Unterstützung und führten die Gewinnerliste an. Das dritte Schwergewicht Nestlé legte mit einem Gewinn von 0.3% lediglich moderat zu. Ebenfalls gesucht waren die Versicherungswerte Zurich Insurance (+0.9%), Swiss Re und Swiss Life (je +0.8%). Es folgten Holcim, Swisscom, Kühne + Nagel sowie Partners Group mit Gewinnen zwischen 0.4% und 0.7%. Am Tabellenende waren hingegen die Aktien von Givaudan (-1.3%) zu finden, welche einen Teil der erzielten Kursgewinne der letzten Tage wieder abgeben mussten. Auf Givaudan folgten die Aktien von Lonza (-1.0%), welche nicht aus dem schon seit zwei Woche andauernden Abwärtstrend hinausfinden. Am breiten Markt zogen die Aktien von Clariant (+2.4%) nach Publikation der Quartalszahlen an. Der Spezialchemiehersteller musste, wie vom Markt erwartet, im 3. Quartal einen Rückgang von Umsatz und Betriebsgewinn verbuchen. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden durch das Management bestätigt, was für positive Kommentare sorgte. Zudem kündigte Clariant die Übernahme von Lucas Meyer Cosmetics für USD 810 Mio. an, womit der Geschäftsbereich für hochwertige kosmetische Inhaltsstoffe ausgebaut wird. Aufgefallen sind auch die Werte von Medmix, die nach einer Gewinnwarnung des Unternehmens um 4.6% nachgaben. Der Pharmazulieferer Siegfried hingegen profitierte von einer Kaufempfehlung eines Brokers und gewann 4.9% an Wert. Nach Börsenschluss gab der Computerzubehörhersteller Logitech die Ernennung von Hanneke Faber als neue Konzernchefin bekannt. Sie beerbt den Posten als CEO von Bracken Darell der Mitte Juni nach rund zehn Jahren im Amt zurückgetreten ist. Die Niederländerin wechselt vom Konsumgüterhersteller Unilever zu Logitech.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.35%, DAX: 0.20%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich von der positiven Seite und verzeichneten leichte Kursgewinne. Insbesondere die weiter rückläufigen Verbraucherpreise in Deutschland sorgten für positive Tendenzen. Mit Spannung werden nun die Inflationszahlen für die gesamte Eurozone erwartet, die heute publiziert werden. Der länderübergreifende EuroStoxx50 sowie der französische CAC40 verzeichneten Gewinne von je 0.4%, während der britische FTSE100 um 0.5% anstieg. Auf Sektorenebene zeigten sich insbesondere die Bereiche Gesundheit, Basiskonsum und Industrie von der positiven Seite. Einzig der Energie- sowie Technologiesektor mussten Verluste hinnehmen.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +1.58%, S&P500: +1.20%, Nasdaq: +1.16%
Nach der schwachen Vorwoche starteten die amerikanischen Aktienmärkte mit Schwung in die neue Börsenwoche und schlossen klar höher. Der Leitindex Dow Jones zog um 1.6% an, während der marktbreite S&P500 sowie der Technologie-Index Nasdaq jeweils um 1.2% höher schlossen. Angesichts der angespannten geopolitischen Lage, der ereignisreichen Woche mit wichtigen Konjunkturdaten sowie dem Zinsentscheid der US-Notenbank stehen die Erholungsversuche auf wackligen Beinen. Aufgefallen ist gestern McDonald’s (+1.7%). Die Fastfood-Kette präsentierte starke Zahlen zum abgelaufenen Quartal. Der Umsatz stieg um 14% auf rund USD 6.7 Mrd., wobei das Unternehmen insbesondere von Preiserhöhungen sowie Werbekampagnen profitierte. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 2.3 Mrd. nach knapp USD 2.0 Mrd. in der Vorjahresperiode. Im Chipsektor sorgten die tiefer als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen von On Semiconductor jedoch für eine Enttäuschung und die Aktie verlor 21.8% an Wert. Auch Tesla (-4.8%) musste gestern deutlich Federn lassen. Der Elektrofahrzeughersteller litt unter dem publizierten Rekordgewinn des chinesische Konkurrent BYD.
Unternehmensberichte
EMS-Chemie verzeichnete in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres einen um 9.3% tieferen Umsatz von CHF 1.70 Mrd. Ohne Einfluss von Fremdwährungen wäre der Rückgang bei 3.2% gelegen. In lokalen Währungen konnte in den USA sowie in China ein Umsatzwachstum erzielt werden. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich für EMS-Chemie wie erwartet verschlechtert. Zudem zeigt sich auch in der globalen Autoindustrie, welche für den Hersteller von Hochleistungspolymeren von grosser Wichtigkeit ist, nach einer chipbedingten Erholung nun ebenfalls Anzeichen einer Abschwächung. Für die kommenden Monate rechnet das Management weiterhin mit einer schwachen Weltwirtschaft. Für das Gesamtjahr erwartet EMS-Chemie aufgrund der anhaltend schwachen globalen Weltwirtschaft und unvorteilhaften Währungsverhältnissen unverändert einen Nettoumsatz und ein Betriebsergebnis (EBIT) unter Vorjahr. Im Geschäftsjahr 2022 hatte Ems einen Umsatz von CHF 2.4 Mrd. und einen EBIT von CHF 611 Mio. erzielt. Mit den publizierten Umsatzzahlen trifft das Unternehmen die Markterwartungen.
Straumann konnte im 3. Quartal 2023 den Umsatz um 3.7% auf CHF 570.6 Mio. steigern. Das organische Umsatzwachstum betrug 11.4%. Insbesondere in den Regionen Lateinamerika sowie Asien-Pazifik gelang dem Dentalimplantatehersteller ein starkes Umsatzwachstum von 15.9% bzw. 12.6%. In Europa, Naher Osten und Afrika erzielte Straumann lediglich einen um 1.5% höheren Umsatz, während das Geschäft in Nordamerika mit 2.9% rückläufig war. Ohne Fremdwährungseinfluss wäre das Wachstum aber auch in dieser Region noch 5.5% gewesen. Gewinnzahlen legt Straumann bei den Zahlen zum 3. Quartal jeweils nicht vor. Das Management bestätigte die Prognosen für das Gesamtjahr. Mit den präsentierten Resultaten übertrifft Straumann den Analystenkonsens.
Die Privatbank Vontobel veröffentlichte heute Morgen ein Update zu den ersten 9 Monaten 2023. Die verwalteten Vermögen stiegen in der Periode leicht von CHF 204 Mrd. auf CHF 207 Mrd. Die positive Marktperformance überkompensierte dabei einen Netto-Neugeldabfluss von CHF 2.5 Mrd. Das Wealth Management verbuchte einen Netto-Neugeldzufluss von CHF 3 Mrd., wohingegen das Asset Management einen Netto-Neugeldabfluss von CHF 5.4 Mrd. verzeichnete. Zum operativen Ertrag wurden nur qualitative Angaben gemacht. Dieser liegt für die ersten 9 Monate 2023 höher als in der Vorjahresperiode. Das Wealth Management erzielte hier eine Steigerung. Per Anfang 2024 werden ausserdem mehr als 50 neue Kundenberater eingestellt. Weniger stark lief es im Asset Management und im Digital Investing.
AMS-Osram verbuchte im 3. Quartal einen Umsatzrückgang im Vorjahresvergleich von 25% auf EUR 904 Mio. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBIT sank dabei um 22% auf EUR 71 Mio. Das Unternehmen konnte die entsprechende Marge um 40 Basispunkte auf 7.9% erhöhen. Unter dem Strich verblieb ein bereinigter Reingewinn von EUR 29 Mio., was einem Rückgang von 40% im Vergleich zum 3. Quartal 2022 entspricht. Bei den unbereinigten Zahlen musste der Hersteller von Sensoren erneut ein Verlust hinnehmen. Allerdings fiel der Betriebsverlust von EUR 12 Mio. deutlich kleiner aus als im Vorjahr, als dieser EUR 327 Mio. betrug. Für das 4. Quartal erwartet das Management einen Umsatz von EUR 850 bis EUR 950 Mio. Die bereinigte EBIT-Marge soll zwischen 5% und 8% zu liegen kommen. AMS-Osram übertrifft mit den Zahlen die Prognosen der Analysten.
Burckhardt Compression verzeichnete im ersten Halbjahr (per Ende September) ein Umsatzwachstum von 21.4% auf CHF 407.7 Mio. Währungsbereinigt, das heisst unter Annahme stabiler Wechselkursverhältnisse, wäre der Umsatz um 28.5% Prozent gewachsen. Der Auftragsbestand konnte mit einem Bestellungseingang von CHF 581.3 Mio. weiter erhöht werden. Dieser lag allerdings 17.8% niedriger als im ausserordentlichen Vorjahr. Auch hier war der starke Schweizer Franken spürbar, denn ohne Fremdwährungseinfluss wäre der Rückgang bei 12.9% gelegen. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich um 26.4% auf CHF 44.9 Mio., was zu einer EBIT-Marge von 11.0% führte. Diese lag leicht über der Vorjahresperiode von 10.6%. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von CHF 32.4 Mio., was im Vergleich zum 1. Semester 2022 einem Anstieg von 32.2% entspricht. Das Management bestätigt die Ziele für das Geschäftsjahr 2023. Mit Ausnahme des Auftragseingangs verfehlte Burckhardt Compression allerdings die Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.886%; DE: 2.819%; CH: 1.058%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist zum Wochenbeginn leicht gestiegen. Die freundliche Stimmung an den Aktienmärkten, hat auf die Nachfrage nach den als sicher geltenden Staatspapieren gedrückt. Diese Woche steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed von Morgen im Fokus der Kapitalmärkte. Es wird erwartet, dass die Fed ihren Leitzins bei 5.25% - 5.5% belässt.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9019
Euro in US-Dollar: 1.0604
Euro in Franken: 0.9564
Besser als erwartete Konjunkturdaten aus Deutschland haben dem Euro gestern Rückenwind verliehen. Die Gemeinschaftswährung ist in der Folge sowohl gegenüber dem Schweizer Franken als auch gegenüber dem US-Dollar stärker geworden.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 82.86 pro Fass
Goldpreis: USD 1'993.45 pro Unze
Der Ölpreis ist zum Wochenbeginn unter Druck geraten. Dass der Iran und seine Verbündete trotz Israels militärischem Vorstoss bisher nicht in den Konflikt eingegriffen haben, verringerte die Befürchtungen, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. Eine solche Ausweitung könnte die Versorgung mit Rohöl einschränken und damit zu einem Preisanstieg führen.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: KOF-Konjunkturbarometer (Oktober)
letzter: 95.9; erwartet: 95.8; aktuell: 95.8
Das KOF-Konjunkturbarometer sank im Oktober marginal auf 95.8 Punkten. Damit liegt es weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt, was auf eine unterdurchschnittliche Wirtschaftsentwicklung hindeutet. Positive Signale kommen vor allem aus der Finanz- und Versicherungsbranche sowie dem Gastgewerbe. Dahingegen hat sich die Lage in der Industrie und dem Baugewerbe weiter eingetrübt. Insbesondere der für die künftige Entwicklung wichtige Auftragsbestand hat sich negativ entwickelt.
Deutschland: Konsumentenpreise YoY (Oktober)
letzte: 4.5%; erwartet: 4.0%; aktuell: 3.8%
Die Inflationsrate in Deutschland ist gemäss einer ersten Schätzung im Oktober überraschend stark zurückgekommen. Durchschnittlich sind die Preise gegenüber Oktober 2022 um 3.8% gestiegen. Die Kernrate, ohne die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel, notiert bei 4.3%. Dämpfend auf die Inflation wirkten vor allem die tieferen Energiepreise (-3.2%). Dahingegen sind Nahrungsmittel (6.1%) im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut teurer geworden. Die Inflation liegt trotz des jüngsten Rückgangs weiter deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2%.
Anja Felder

8021 Zürich

Tobias Kistler

8021 Zürich

Céline Koster

8021 Zürich
