29. September 2023, Tägliche Marktsicht

Leichte Erholung an den Aktienmärkten

Die tiefer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten in Deutschland sorgen für etwas Aufwind.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.33%, SPI: +0.24%, SMIM: -0.13%

Der Schweizer Aktienmarkt handelte am gestrigen Handelstag in einer engen Spanne seitwärts. Bei Börsenschluss verzeichnete der Leitindex SMI nach praktisch einer Woche mit negativem Vorzeichen einen Anstieg von 0.3%. Mit Ausnahme der deutschen Inflationszahlen sorgten die gestern publizierten Konjunkturdaten nicht für grössere Impulse. In Deutschland ging die Inflation im September etwas stärker zurück als von den Marktteilnehmern erwartet und notiert nun auf dem niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 15 Kursgewinner und 4 Verlierer gegenüber. Lonza schloss unverändert. An der Spitze der Gewinner notierte der Augenheilkundespezialist Alcon (+1.7%). Die Aktien von Novartis (+1.4%) waren vor der für den 4. Oktober geplanten Abspaltung der Tochter Sandoz ebenfalls gesucht. Im Gegensatz dazu stand die Branchenkonkurrentin Roche (-0.9%) unter Verkaufsdruck und führte das Verlierertableau an. Auch das dritte Schwergewicht Nestlé (-0.8%) erwies sich gestern als Bremsklotz. Kleinere Abgaben hatten Swisscom und Sonova (je -0.1%) hinzunehmen. Auf der Kaufliste standen hingegen Givaudan, UBS, ABB sowie Swiss Re, die alle zwischen 1.1% und 1.5% höher notierten. Am breiten Markt fiel ams OSRAM (-20.2%) auf. Die am Vorabend angekündigte Kapitalerhöhung fiel deutlich grösser aus als von den Investoren angenommen. Ebenfalls unter Abgaben litten die Aktien von Schindler (-2.4%). Der Lift- und Rolltreppenhersteller litt unter schlechten Neuigkeiten aus der chinesischen Immobilienbranche. Der Handel der Aktien des hochverschuldeten Immobilienkonzerns Evergrande wurde an der Hongkonger Börse gestoppt. Gesucht waren hingegen die Titel von Komax (+4.7%). Der Kabelmaschinenhersteller hatte an seinem gestrigen Kapitalmarkttag neue Mittelfristziele bekanntgegeben.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.72%, DAX: +0.70%

An den europäischen Aktienmärkten zeigten sich die Investoren nach den tiefer als erwartete aufgefallen Inflationszahlen in Deutschland sowie in Spanien erleichtert. Die beiden Länderindizes zogen in Folge auch am stärksten an. Während der deutsche DAX um 0.7% zulegte, verzeichnete der spanische IBEX35 Gewinne von 1.0%. Ebenfalls um 0.7% stieg der länderübergreifende EuroStoxx50. Etwas verhaltener zeigten sich die Investoren beim britischen FTSE100, der lediglich 0.1% höher notierte. Auf Sektorenebene konnten Grundstoffe, Industrie sowie Energie die deutlichsten Gewinne verzeichnen. Die stärksten Abgaben verzeichneten Versorger, Immobilien und nichtzyklischer Konsum. Bei den Einzelwerten fiel H&M (-4.9%) auf. Der Textilhersteller litt unter Ratingrückstufungen.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.35%, S&P500: +0.59%, Nasdaq: +0.83%

An den amerikanischen Aktienmärkten konnten insbesondere die Technologiewerte die leichte Erholung vom Vortag deutlicher fortsetzen. Der technologielastige Nasdaq verzeichnete Gewinne von 0.8%. Auch der marktbreite S&P500 profitierte davon und schloss 0.6% höher. Etwas tiefer fielen die Gewinne beim Leitindex DowJones (+0.4%) aus. Die gestern publizierten Konjunkturdaten deuten weiterhin auf eine robuste Wirtschaft hin. Das BIP-Wachstum stieg im 2. Quartal um 2.2%. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind zudem weniger stark angestiegen als dies von Ökonomen erwartete wurde. Auf Branchenebene notierten mit Ausnahme der Versorger alle Sektoren in der Gewinnzone. Die grössten Zuwüchse verzeichneten die Branchen Kommunikationsdienste, Grundstoffe, zyklischer Konsum und Immobilien.

Unternehmensberichte

Nach US-Börsenschluss publizierte Nike die Zahlen zum 1.Quartal 2024, welches am 31. August 2023 geendet hatte. Der Sportartikelhersteller konnte den Umsatz in US-Dollar um 2% auf USD 12.9 Mrd. erhöhen. Allerdings sanken die Umsätze im wichtigen Heimmarkt USA um 2% auf USD 5.4 Mrd. In den Regionen Europa, Mittlerer Osten, Afrika sowie China konnten die Umsätze jedoch zwischen 5% und 8% zulegen. Die Bruttomarge sank um 10 Basispunkte auf 44.2%. Insbesondere höhere Produktkosten sowie negative Wechselkurseffekte drückten auf die Marge. Durch Preiserhöhungen konnte die Bruttomarge jedoch praktisch unverändert gehalten werden. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von USD 1.45 Mrd. übrig, nachdem dieser in der Vorjahresperiode noch bei USD 1.47 Mrd. lag.

Kapitalmärkte

Renditen 10 Jahre
USA: 4.579%; DE: 2.927%; CH: 1.125%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe erreichte im gestrigen Handelsverlauf bei 4.69% den höchsten Stand seit 16 Jahren, fiel gegen Abend jedoch wieder auf das Vortagesniveau von knapp unter 4.60% zurück. Die Aussicht auf eine mögliche weitere Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed sowie die Erwartung, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf hohem Niveau gehalten werden, treiben aktuell die Kapitalmarktrenditen an.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9134
Euro in US-Dollar: 1.0581
Euro in Franken: 0.9665

Der US-Dollar profitierte nach den geldpolitischen Entscheiden von EZB, SNB und der Fed von den höheren Zinserwartungen und legte im Monatsverlauf deutlich zu. Gestern nun folgte eine leichte Gegenbewegung und der Greenback büsste gegenüber sämtlichen G10-Währungen etwas an Terrain ein.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 91.67 pro Fass
Goldpreis: USD 1'865.21 pro Unze

Der Ölpreis legte gestern Morgen weiter zu und erreichte erstmals in diesem Jahr die Marke von 95 US-Dollar pro Fass. Zuvor gab das US-Energieministerium bekannt, dass die Bestände an Rohöl in der vergangenen Woche stärker als erwartet gesunken sind. Im Tagesverlauf unterbrach der Ölpreis jedoch seinen Höhenflug und glitt deutlich zurück. Spekulationen, wonach der wichtige Ölförderer Saudi-Arabien eine Ausweitung der Fördermenge in Betracht ziehen könnte, machten die Runde.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Bruttoinlandsprodukt 2. Quartal (QoQ, annualisiert)
letzte: 2.2%; erwartet: 2.2%; aktuell: 2.1%

Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal annualisiert um 2.1% und damit in etwa gleich stark wie im Vorquartal gewachsen. Das Wachstum des privaten Konsums verlangsamte sich gegenüber dem ersten Quartal allerdings deutlich und ist nur noch für 0.55% des Wachstums verantwortlich. Deutlich stärker zum Wachstum beigetragen haben im zweiten Quartal die Investitionen von Unternehmen sowie die Staatsausgaben.

Deutschland: Inflation (YoY, September)
letzte: 6.1%; erwartet: 4.6%; aktuell: 4.5%

Gemäss einer ersten Schätzung lag die Inflationsrate in Deutschland im September noch bei 4.5%. Damit hat die Preisentwicklung zuletzt deutlich an Dynamik eingebüsst. Zwar werden mit der ersten Schätzung keine Details publiziert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch die Kernrate, ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie, deutlich zurückgeglitten ist.

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
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