28. September 2023, Tägliche Marktsicht

Erholungsversuche scheitern

Die Verunsicherung an den Märkten hält zum Ende des 3. Quartals weiterhin an.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.65%, SPI: -0.67%, SMIM: -0.51%

Nach den vergangenen negativen Handelstagen notierte der Schweizer Aktienmarkt gestern zum Handelsstart in der Gewinnzone. Allerdings scheiterte der Stabilisierungsversuch und der Leitindex SMI fiel um die Mittagszeit ins Minus und schloss schlussendlich 0.7% tiefer. Aufgrund von schwachen Konjunkturdaten insbesondere aus Europa sowie die Aussicht auf weiterhin hohe Zinsen belasteten die Marktstimmung. Positive Nachrichten gab es gestern jedoch bezüglich des US-Budgetstreits. Der US-Senat hat einen Kompromiss vorgeschlagen, welcher die Finanzierung der Bundesbehörden zumindest bis zum 17. November sichern würde. Allerdings ist es noch ungewiss, ob sich dieser durchsetzen wird. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 15 Kursverlierer und 5 Gewinner gegenüber. Das Verlierertableau wurde von UBS angeführt. Negative Medienberichte, wonach das US-Justizdepartement eine Untersuchung gegen die UBS und die Credit Suisse wegen möglicher Umgehung von Russland-Sanktionen ausgeweitet hat, belasteten die Grossbank. Mit Lonza (-2.4%), Sonova (-2.1%) sowie Nestlé (-1.8%) verloren allerdings auch defensivere Werte deutlich an Wert. Bei den beiden weiteren Index-Schwergewichte konnte einzig Roche mit Gewinnen von 1.2% zulegen, während Novartis (-0.6%) ebenfalls in der Verlustzone notierte. Auch die Versicherer Swiss Life (-1.7%), Zurich Insurance (-1.0%) sowie Swiss Re (-0.7%) gaben nach. Bei den Gewinnern stand Logitech (+2.8%) ganz oben. Die Aktie wurde von einem Broker neu ins Anlageuniversum aufgenommen und profitierte von positiven Aussagen. Ebenfalls zulegen konnten ABB (+1.5%), Geberit (+0.2%) sowie Sika (+0.04%). Am breiten Markt fiel Straumann (-5.0%) auf. Negative Aussagen eines Brokers belasteten den Titel stark.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.06%, DAX: -0.25%

Die anfänglichen Gewinne an den europäischen Aktienmärkten konnten nicht gehalten werden und die wichtigsten Indizes gingen unverändert oder mit einem leichten Minus aus dem Handel. Konjunktur- und Zinssorgen belasten die Marktstimmung nach wie vor. Der länderübergreifende EuroStoxx50 (+0.06%) schloss leicht höher, während der deutsche DAX und der italienische FTSE MIB um 0.3% nachgaben. Die grössten Abgaben verzeichnete der britische FTSE100 (-0.4%), nachdem dieser am Vortag noch gegen den Trend angestiegen war. Auf Sektorenebene konnten lediglich Energie, Technologie sowie Industrie Gewinne verzeichnen. Die stärksten Abgaben verzeichneten Immobilien, Versorger und Basiskonsumgüter.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.20%, S&P500: +0.02%, Nasdaq: +0.22%

An den amerikanischen Aktienmärkten lasteten bis kurz vor Handelsschluss die Sorgen um weitere Zinserhöhungen deutlich auf den Kursen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe notierte gestern über 4.6% und erreichte damit das höchste Niveau seit 2007. Allerdings fanden sich kurz vor Börsenschluss mehr Käufer als Verkäufer und der marktbreite S&P500 (+0.02%) schloss schlussendlich praktisch unverändert. Der technologielastige Nasdaq gewann 0.2% dazu. Einzig der Leitindex DowJones musste Abgaben von 0.2% hinnehmen. Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Chevron (+1.9%) auf, die von den höheren Ölpreisen profitierten. Vor diesem Hintergrund war auch der Energiesektor auf Branchenebene der grösste Tagesgewinner. Gefolgt von Industrie, Kommunikationsdienste sowie Technologie. Die grössten Abgaben verzeichneten hingegen die Sektoren Versorger, Immobilien und Basiskonsum.

Kapitalmärkte

Renditen 10 Jahre
USA: 4.595%; DE: 2.837%; CH: 1.022%

Die langfristigen US-Zinsen erreichten im gestrigen Handelstag zwischenzeitlich ein neues Jahreshoch. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury stieg auf 4.64%. Äusserungen aus den Reihen der US-Zentralbank fielen ähnlich aus wie bereits in den Tagen zuvor. Der regionale Fed-Chef von Minneapolis, Neel Kashkari, wiederholte das Credo anderer Fed-Vertreter, wonach die Zinsen für längere Zeit hoch bleiben müssten, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9209
Euro in US-Dollar: 1.0505
Euro in Franken: 0.9672

Nach den geldpolitischen Entscheiden von EZB, SNB und Fed der letzten Wochen notierte der US-Dollar stärker. Hier dürfte die veränderte Erwartungshaltung der Marktteilnehmer, dass die Fed tatsächlich die Zinsen länger hochhalten wird, eine entscheidende Rolle spielen. Der US-Dollar legte zum Schweizer Franken in den vergangenen zwölf Handelstagen zu. Mit dem Resultat, dass einige technische Indikatoren inzwischen ein deutlich überkauftes Signal für den Greenback anzeigen.  

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 94.64 pro Fass
Goldpreis: USD 1'875.43 pro Unze

Der Ölpreis handelte gestern nach dem unerwartet deutlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände auf einem Jahreshoch oberhalb der 90-Dollarmarke. Die rückläufigen Lagerbestände und das verknappte Angebot auf dem Weltmarkt treiben schon seit einiger Zeit die Ölpreise nach oben, während der schleppende Konjunkturgang in Europa und China zuletzt nicht im Vordergrund stand.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern kaum Wirtschaftsdaten aus der ersten Reihe veröffentlicht. Die US-Industrie hatte im August mehr Aufträge für langlebige Güter erhalten als im Vormonat. Die Zahlen gelten als Richtschnur für die Investitionsfreude der Unternehmen.

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
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