
26. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht
Chinas Stimuli stützen die Aktienmärkte
Die chinesische Regierung scheint aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten im Immobiliensektor die Stützung der Wirtschaft wieder in den Fokus zu rücken.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +0.23%, SPI: +0.07%, SMIM: -0.01%
Der Schweizer Aktienmarkt rutschte gestern im Tagesverlauf zeitweise deutlich ins Minus, konnte die Verluste aber bis zum Handelsschluss wieder wettmachen. Der SMI beendete den Tag schliesslich 0.2% höher. Für Zurückhaltung bei den Anlegern sorgten unter anderem schwache Konjunkturdaten aus Europe. Demgegenüber standen positive Neuigkeiten aus Asien, nachdem China Stimulusmassnahmen zur Stützung der Wirtschaft ankündigte. Auf Einzeltitelebene standen die Aktien von Kühne + Nagel im Fokus, die trotz besser als erwarteter Gewinnzahlen um 4.8% zurückfielen. Mit einem Plus von 17.7% inklusive Dividende seit Jahresanfang gehörten die Aktien des Frachtlogistiker aber immer noch zu den besten Werten im Leitindex. Noch stärker unter Druck standen die Aktien von Lonza, die nach schwachen Zahlen aus dem US-Gesundheitssektor in Sippenhaft genommen wurden und 4.8% einbrachen. Zu den Tagesverlierern gehörten zudem die Aktien von Richemont (-0.9%), Alcon (-0.2%) und Sika (-1.7%). Auf der Gewinnerseite knüpften die Aktien von Logitech an den Kurssprung vom Dienstag an und schlossen 2.4% höher. Der Technologie-Zubehörhersteller profitierte im Anschluss an das besser als erwartete Zahlenset von positiven Analystenkommentaren und Anschlusskäufen. Ebenfalls zu den Gewinnern gehörten die Banken- und Versicherungswerte: UBS, Swiss Re, Swiss Life und Zurich Insurance gewannen zwischen 1.0% und 1.5% dazu. Mit Holcim (+1.1%) und Sika (+1.7%) reihten sich auch zwei Grundstoffwerte auf den Gewinnerplätzen ein. Im breiten Markt gewannen die Aktien von Temenos nach besser als erwarteten Quartalszahlen um 4.2% dazu. Die Titel von Sulzer mussten nach dem schwächeren Bestelleingangszahlen hingegen Federn lassen und gaben 6.2% nach.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.20%, DAX: +0.08%
Die europäischen Aktienmärte drehten nach volatilem Handelsverlauf am späteren Nachmittag ins Plus und die meisten Handelsplätze schlossen mit leichten Kursgewinnen. Der EuroStoxx50 kletterte um 0.2% nach oben, während der DAX 0.1% höher schloss. Aus Branchensicht gehörten IT, Gesundheit und Grundstoffe zu den Tagesgewinnern. Nicht gefragt waren dagegen Aktien aus den Bereichen Industrie, zyklischer Konsum und Immobilien.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.32%, S&P500: -1.43%, Nasdaq: -2.43%
Nach der kurzen Stabilisierung vom Dienstag drehten die amerikanischen Aktienmärkte gestern wieder in die Verlustzone und verloren deutlich an Terrain. Auslöser für den Umschwung waren unter anderem die Quartalszahlen des Google-Mutterhauses Alphabet, die auch andere Technologieaktien in Mitleidenschaft zogen. Der Nasdaq sank 2.4%, während der S&P500 um 1.4% zurückfiel. Der DowJones verlor hingen nur 0.3%. Die Aktien von Alphabet sackten um 9.5% ab, nachdem beim Google-Mutterhaus vor allem die Entwicklung des Cloudgeschäfts enttäuschte. Im Soge dessen verloren auch andere Technologieunternehmen wie Intel (-5.0%) oder Nvidia (-3.8%) deutlich an Wert. Die Aktien von Texas Instruments gaben 4.0% nach, nachdem die Zahlen des Halbeiterkonzerns die Erwartungen ebenfalls nicht erfüllen konnten. Zu den wenigen Tagesgewinnern gehörte Microsoft. Die Aktien des Software-Konzerns legten nach besser als erwartetem Zwischenbericht um 2.8% zu.
Unternehmensberichte
Bucher steigerte den Umsatz in den ersten 9 Monaten 2023 um 4.1% auf CHF 2.7 Mrd. Währungsbereinigt erreichte das Industrieunternehmen ein Wachstum von 8.3%. Dabei profitierte Bucher unter anderem von den Preiserhöhungen aus dem Vorjahr. Im grössten Segment Kuhn Gruppe, das das Geschäft mit Landwirtschaftsmaschinen umfasst, glitt der Umsatz um 0.8% zurück. Alle anderen Segmente verzeichneten steigende Umsätze. Der Auftragseingang verringerte sich hingegen um 17.3% auf CHF 2.4 Mrd. Bei Kuhn nahm der Auftragseingang von hohem Niveau um fast einen Drittel ab, während Emhard Glass und Bucher Specials etwas mehr Aufträge als im Vorjahr erhielten. Beim zyklisch ausgerichteten Bucher Hydraulics verringerte sich der Bestellungseingang um 13.7%. Im laufenden 4. Quartal rechnet Bucher wegen dem unsicheren Umfeld mit einer anhaltenden Abschwächung der Nachfrage und wegen höheren Kosten saisonal auch mit einer schwächeren Marge im 2. Halbjahr. Der Gesamtjahresumsatz wird weiterhin auf der Höhe des Vorjahres erwartet, während die operative Marge und das Konzernergebnis leicht höher als im Vorjahr prognostiziert werden. Gewinnzahlen legt das Unternehmen erst wieder mit dem Jahresbericht vor. Das Zahlenset verfehlt die Analystenerwartungen.
IBM präsentierte gestern nachbörslich die Zahlen zum abgelaufenen 3. Geschäftsquartal. Der IT-Konzern steigerte den Umsatz um 4.6% auf USD 14.8 Mrd., was einem währungsbereinigten Plus von 3.5% entsprach. Angetrieben war das Wachstum von den Bereichen Software (+8%) und Consulting (+6%), während der Hardwarebereich (-2%) einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen musste. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein Reingewinn von USD 1.7 Mrd., nach USD 3.2 Mrd. im Vorjahr. In den ersten 9 Monaten erwirtschaftete IBM einen freien Cashflow von USD 5.1 Mrd. Der Ausblick für das Gesamtjahr, der ein Umsatzwachstum zwischen 3% bis 5% und einen freien Cashflow von USD 10.5 Mrd. veranschlagt, wurde bestätigt. Das Zahlenset fiel besser aus als erwartet, was die Aktie nachbörslich 1.4% ansteigen liess.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.974%; DE: 2.886%; CH: 1.074%
Heute Mittag steht die Zinsentscheidung der EZB an. Aktuell wird nicht mit einem weiteren Zinsschritt gerechnet, obgleich die Preisentwicklung in der Eurozone weiter zu hoch ist. Die EZB wird aber das aktuelle Zinsniveau für eine längere Zeit hochhalten müssen, will sie der Preisentwicklung nicht noch mehr Raum geben.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8984
Euro in US-Dollar: 1.0546
Euro in Franken: 0.9474
Im Vorfeld des heutigen Zinsentscheids der EZB bleibt der Euro insbesondere gegenüber dem Schweizer Franken weiter unter Druck und notiert unter der Marke von 0.95. Die weiter schwache wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone mit gleichzeitig erhöhter Inflation macht die Situation für die EZB nicht einfacher.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 84.93 pro Fass
Goldpreis: USD 1’986.24 pro Unze
Der Ölpreis zeigt sich aufgrund des Nahostkonflikts weiter volatil. Die Sorge um die Ausweitung des Konflikts bleibt das bestimmende Thema. Auf den Ölpreis gedrückt haben hingegen die jüngsten Zahlen bezüglich der Ölreserven aus den USA. Diese sind überraschend angestiegen.
Wirtschaft und Konjunktur
Deutschland: IFO-Einkaufsmanagerindex (Oktober)
letzter: 83.1; erwartet: 83.5; aktuell: 84.7
Die Umfragen unter den Einkaufsmanagern bei den deutschen Unternehmen zeigt ein etwas aufgehelltes Bild. Sowohl bei der Einschätzung zur aktuellen Lage wie auch beim Ausblick waren die Unternehmen im Schnitt leicht positiver. Ob dies bereits der berühmte Silberstreifen am Horizont ist, muss sich aber erst noch zeigen.
Matthias Müller

8021 Zürich
Beat Schiffhauer

8021 Zürich
